Grundsteuer im Raum Heilbronn: Manche zahlen teilweise mehr als 3000 Euro zusätzlich
Eine Abfrage in verschiedenen Städten im Landkreis Heilbronn zeigt zum Teil deutliche Verschiebungen: Rund die Hälfte zahlt mehr als bisher. Aber die ganz große Mehrbelastung trifft nur wenige.
Eine Abfrage bei den Städten Heilbronn, Neckarsulm, Bad Rappenau und Bad Friedrichshall zeigt auf: Nach der Grundsteuerreform zahlt rund die Hälfte der Eigentümer mehr, die andere Hälfte weniger. In Heilbronn hatte es ebenfalls Verschiebungen gegeben. Hier zahlen 45 Prozent oder 22000 Eigentümer mehr und knapp 55 Prozent weniger Grundsteuer.
Grundsteuer in Heilbronn: Besitzer älterer Häuser mit großem Garten haben hohe Belastung
Vor allem Besitzer älterer Häuser mit großem Garten wie beispielsweise im Kreuzgrund in Heilbronn-Böckingen haben eine stärkere Belastung zu stemmen. In der ganzen Stadt hat sich bei 350 Besitzern, das sind weniger als ein Prozent, die Grundsteuer 2025 um 3000 Euro oder mehr erhöht. Nicht nur darum hat es am Landesmodell erhebliche Kritik gegeben.
Unsere Redaktion erreicht haben vor allem Zuschriften von Besitzern älterer Häuser mit größeren Grundstücken, die zum Teil deutlich mehr bezahlen müssen als bisher. Die Landesregierung bestreitet aber, dass es politisch im Rahmen der notwendigen Reform gewollt war, dass vor allem diese Gruppe stark belastet wird.
Sebastian Engelmann, der Leiter der Kommunikation im Finanzministerium Baden-Württemberg, sagt: „Das hat nichts mit politischem Willen zu tun.“ Weil die Einheitswerte der alten, verfassungswidrigen Grundsteuer durch das neue Bodenrichtwertmodell abgelöst worden ist, könne es „gerade bei Grundstücken mit älteren Häusern einen deutlichen Sprung geben“.
Grundsteuer-Belastung: Keine großen Ausreißer im Landkreis Heilbronn
Landesweit liegen noch keine Zahlen vor, wie sich die Belastung verschoben hat. „Auswertungen aus einzelnen Kommunen wie Tübingen zeigen aber, dass dort mehr Eigentümerinnen und Eigentümer entlastet als belastet werden“, sagt Engelmann.
In den Landkreis-Städten ergibt sich mehr oder weniger das gleiche Bild wie in Heilbronn: Etwa die Hälfte der Eigentümer zahlen eine höhere Grundsteuer als bisher. In Neckarsulm sind dies fast 55 Prozent. Davon werden fast die Hälfte oder 7137 Eigentümer mit bis zu 1000 Euro mehr belastet, bis zu 2000 Euro mehr Grundsteuer müssen 275 Eigentümer berappen, 38 werden im Bereich 2000 bis 3000 Euro mehr zur Kasse gebeten und 69 Häusle-Besitzer zahlen mehr als 3000 zusätzlich.

In Bad Friedrichshall ist es wiederum so, dass etwas mehr als die Hälfte der Eigentümer bei der Grundsteuer entlastet wird. Genau sind es 52,8 Prozent. Beim Großteil der Grundstücksbesitzer, die mehr bezahlen müssen, liegt die zusätzliche Belastung im Bereich von bis zu 1000 Euro im Jahr. Davon betroffen sind 3690 Eigentümer in Bad Friedrichshall. Rund 250 Eigentümer müssen mehr als 1000 Euro zusätzlich an die Stadtkasse abführen.
Grundsteuer-Aufkommen: Stadt Eppingen kann noch keine Zahlen liefern
In Eppingen lässt sich die genaue Verteilung des Aufkommens durch die Software nicht auslesen. Daher könne man derzeit keine Daten liefern, wie viel Prozent mehr oder weniger bezahlen müssen als im Jahr 2024.
In Bad Rappenau zahlen fast 60 Prozent der 10.340 Eigentümer in diesem Jahr mehr Grundsteuer. Dabei liegen die allermeisten im Bereich bis 1000 Euro mehr, 21 Grundstücksbesitzer oder 0,2 Prozent zahlen zwischen 2000 und 3000 Euro mehr. 43 Besitzer oder 0,4 Prozent trifft es besonders: Sie zahlen fortan über 3000 Euro mehr Grundsteuer.
Die Kurstadt liefert auch Zahlen, wie hoch die Entlastungen ausfallen: bei mehr als 4000 Eigentümern, das sind knapp 40 Prozent, beträgt die Grundsteuer-Rechnung bis zu 1000 Euro weniger, 14 müssen zwischen 2000 und 3000 Euro weniger berappen und bei 28 Eigentümern fällt die Rechnung sogar über 3000 Euro günstiger aus.
Grundsteuer-Gutachten können nur noch bis Ende Juni in Auftrag gegeben werden
Noch bis Ende Juni können sogenannte qualifizierte Gutachten in Auftrag gegeben werden, wenn der Eigentümer eine Abweichung von mehr als 30 Prozent bei den Bodenrichtwerten erreichen möchte. Diese sind Grundlage für die Berechnung der Grundsteuer.
Die Zahl der Gutachten sei aber „eher gleichbleibend, da sich auch viele Grundstücksangelegenheiten geklärt haben“, erklärt Manuel Hecker für den Gutachterausschuss Südlicher Landkreis mit Sitz in Eppingen. In Bad Friedrichshall ist der Gutachterausschuss für den Nördlichen Landkreis angesiedelt. Bürgermeister Timo Frey berichtet, dass die Zahl der Anträge sich verdoppelt habe. „Momentan gehen wir von etwa 150 Anträgen auf qualifizierte Gutachten aus.“
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Kommentare
Klaus Huthmacher am 21.05.2025 22:02 Uhr
Ich denke, dass einige der Besitzer älterer Häuser mit großen Grundstücken durch die extreme Erhöhung der Grundsteuer gezwungen werden, ihren Altersruhesitz zu verkaufen. So kann auch Baugrund für Mehrfamilienhäuser „erschaffen“ werden.