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Aufregung um Grundsteuer: Empörte Zuschriften von Lesern aus dem Raum Heilbronn

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Vor allem Eigenheimbesitzer finden die Zunahme der Grundsteuer unverhältnismäßig. Zahlreiche Stimme-Leser bekunden ihren Unmut. Es gibt aber auch Eigentümer, die weniger zahlen müssen.


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Eine Flut von Eigenheimbesitzern aus Stadt- und Landkreis meldet sich jetzt nicht nur bei ihrer jeweiligen Kommune, sondern auch bei der Heilbronner Stimme. Fast alle, weil sie mindestens überrascht, aber auch empört, teils nahezu verzweifelt sind über die Zunahme ihrer Grundsteuer.

Eine Eigentümerin aus dem Heilbronner Osten „will nicht rumjammern“. Denn eigentlich fand sie schon immer, dass Eigentumsbesitzer bisher „doch sehr günstig davongekommen sind.“ Dennoch sagt sie: „Diese Steuererhöhung ist unverhältnismäßig.“

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Grundsteuer: Für wen wird es teurer?

Vor allem für Besitzer älterer Häuser und großer Grundstücke in „guter Lage“, sprich mit hohen Bodenrichtwerten. Die Eigentümerin aus dem Heilbronner Osten muss jetzt jährlich 1377,93 Euro zahlen, 2024 waren es noch 218, davor, seit 2018, 196,20 Euro. Dabei hat sich der Hebesatz der Stadt Heilbronn, also der Faktor, mit dem der Steuermessbetrag multipliziert wird, um die konkrete Steuerschuld zu ermitteln, von 500 auf 345 Prozent reduziert.

Aber der Bodenrichtwert sei in den vergangenen Jahren in ihrem Viertel immens gestiegen, auf derzeit 950 Euro pro Quadratmeter. Und besonders danach richtet sich die Berechnung für ihr 462 Quadratmeter großes Grundstück, nicht nach dem Wert des 1952 gebauten Hauses mit nur 46 Quadratmetern Grundfläche. Lag der Messbetrag für die Grundsteuer B 2024 noch bei 43,60 Euro, liegt er jetzt bei 399,40 Euro. 

Während viele Eigenheime (Beispielbild) teurer werden, wundert sich Karl-Heinz Durst aus Güglingen, dass er für eine Garage künftig 45,50 Euro zahlen muss, also das Fünffache.
Foto: dpa
Während viele Eigenheime (Beispielbild) teurer werden, wundert sich Karl-Heinz Durst aus Güglingen, dass er für eine Garage künftig 45,50 Euro zahlen muss, also das Fünffache. Foto: dpa  Foto: Oliver Berg

Rentner können Mehrkosten „nicht aus der Portokasse“ begleichen

Ein Leser aus Leingarten berichtet, dass für seine Liegenschaften früher 673,26 Euro Grundsteuer fällig waren – nunmehr sind es 1611,58 Euro. „Mein Rentnereinkommen ist nicht so üppig ausgestaltet, dass ich die neuen Mehrkosten einfach so aus der Portokasse begleichen kann“, empört er sich.

Eine Vermieterin aus Neckarsulm-Neuberg, die durch Erbe an eine schon langjährig und günstig vermietete Immobilie gekommen ist, bei der die Grundsteuer nicht auf die Mieter umgelegt wird, findet angesichts der Verzehnfachung der Abgaben – von 63,39 Euro auf 666,84 Euro jährlich: „Der Staat trägt somit zu einer Verteuerung der Mieten bei“, und sie fragt sich: „Kann das gewollt sein?“


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Grundsteuer in Heilbronn: Ein kleiner Beitrag zur Schaffung von sozialer Gerechtigkeit


Grundsteuer in Heilbronn: Wer zahlt künftig weniger?

Tatsache ist, dass die Grundsteuern in der Regel auf die Mieter umgelegt werden und dass die Bewohner von Etagenwohnungen von der Neuberechnung profitieren. Etwa Simon Kober, ebenfalls aus Neckarsulm. Er wohnt in einem Haus mit mehreren Parteien und darf sich „über die steuerliche Entlastung von circa 35,9 Prozent im Jahr freuen“. Statt 151,16 Euro zahlt er ab sofort nur noch 96,84 Euro: „Je mehr Wohnungen auf einem Grundstück sind, desto mehr verteilt sich die Grundsteuer“, weiß er. Auch, dass der Zustand der Gebäude auf einem Grundstück keine Rolle mehr spielt.

252,12 Euro weniger im Jahr zahlt der Eigentümer einer 145-Quadratmeter-Penthousewohnung in zentrumsnaher Lage. Seine Wohnanlage südlich der Heilbronner City besteht aus 27 Parteien, es gibt ein wenig Grün drumherum, aber keinen Garten. Statt 669,64 zahlt er jetzt nur noch 417,52 Euro im Jahr. 

Es gibt auch in Heilbronn Profiteure der neuen Grundsteuer

Manfred Eberhardt ärgert sich sogar mehr über die Berichterstattung als über die Grundsteuer. Da bisher vor allem Eigentümer zitiert wurden, die aufgrund der Mehrbelastung nun aufschreien, findet er: „Hier wird die Staatsverdrossenheit geschürt, weil nicht berücksichtigt wird, dass viele Immobilieneigentümer weniger Grundsteuer als bisher bezahlen.

In Sontheim sind das beispielsweise circa 15 Prozent weniger Grundsteuer bei tatsächlich vielen Wohnungs- und Hauseigentümern.“ Konkret beziffert Eberhardt seine Kosten für das rund 300 Quadratmeter große bebaute Grundstück in Sontheim-Ost auf bisher vierteljährlich 193,30 Euro, die neue Zahlung macht nur noch 162,94 Euro aus.

Neue Grundsteuer: Wird das Gewerbe entlastet?

Ja, zum Teil. Denn auch Betriebe müssen, neben der Gewerbesteuer, Grundsteuer für ihre Geschäftsgrundstücke bezahlen. Für die Hohenloher Firma Gäckle Gebäudemanagement ändert sich nach der Reform wenig, lediglich ein Euro mehr als 2024 wird hier fällig, berichtet Maximilian Scherer, Buchhalter der Weißbacher Firma. Zwar hätte man sich gewünscht, auf die Grundsteuer vom Jahr 2023 zurückzukommen, da waren es zehn Euro weniger. Aber: „Solange der Wert nicht wieder steigt, sind wir auch zufrieden“, so Scherer.

Anders bei Bernd Mager, der für ein Wohn- und Geschäftshaus in der Marktstraße in Neckarsulm früher 802,27 Euro pro Jahr bezahlte, nun 685,40 Euro. „Das erwartet niemand und versteht auch vermutlich kaum jemand.“

Grundsteuer: Wer bezahlt in etwa gleichviel?

Mehr oder weniger das Gleiche wie bisher zahlen Besitzer kleinerer bis mittlerer Grundstücke in einer Lage mit mäßigen Bodenrichtwerten. Für ein vier Ar großes Grundstück mit älterem Einfamilienhaus mussten bislang rund 400 Euro Grundsteuer bezahlt werden. Nach der neuen Berechnung wird die Grundstücksgröße in Quadratmetern mal dem Bodenrichtwert von 510 Euro pro Quadratmeter gerechnet, also 400x510=204 000. Diese Zahl gibt den Wert des Grundstücks in Euro an. Bei eigener Nutzung zu Wohnzwecken darf man mit 0,00091 multiplizieren, dann mit dem Hebesatz der Gemeinde, in diesem Fall 2,12 von Hundert. Das Ergebnis: 393,55 Euro. „Wir waren erstaunt, bei der Grundsteuer ändert sich also nichts“, so die Eigentümer, die anonym bleiben wollen. 

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