"Verurteilen Tat auf das Schärfste": Gedenkminute in Heilbronn für Magdeburg-Opfer
Auch Heilbronn ist erschüttert, nachdem ein Auto kurz vor Heiligabend in einen Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast war. Der Erste Bürgermeister fand bei einer Gedenkminute am Marktplatz bewegende Worte.
Bei einer Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend sind vier Erwachsene und ein neunjähriges Kind getötet worden. 200 weitere Menschen wurden zum Teil schwerstverletzt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach vor Ort von einer „furchtbaren, wahnsinnigen Tat“. Auch in Heilbronn war die Trauer und Fassungslosigkeit am Tag nach der Tat groß.
Zum großen Glockengeläut wurde am Samstagnachmittag um 15 Uhr den Opfern und Angehörigen in Magdeburg gedacht. Zur Trauerminute brannten an den Buden und Ständen Trauerkerzen, auch am Robert-Mayer-Denkmal wurden Kerzen angezündet. „Wir sind es jenen schuldig, die verletzt wurden, in Gedanken bei uns zu haben“, sagte Heilbronns Erster Bürgermeister Martin Diepgen in einer Ansprache: „Weihnachten gibt uns die Hoffnung darauf, dass das Leben über den Tod, der Frieden über den Krieg siegen wird.“
Gedenkminute am Nachmittag in Heilbronn für Anschlagsopfer von Magdeburger Weihnachtsmarkt
Der Heilbronner Weihnachtsmarkt beendete um 21 Uhr am Freitagabend die Christmasbeats in der Scheune und der Almhütte in Abstimmung mit dem Oberbürgermeister und der Polizei vorzeitig. „Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste und stehen in Gedanken bei allen, die von diesem furchtbaren Ereignis betroffen sind. Mögen die Verletzten schnell genesen“, erklärte Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH.
Fast auf den Tag genau acht Jahre nachdem ein islamistischer Terrorist mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gelenkt hat, ereignete sich am Freitagabend in Magdeburg ein ähnlicher Anschlag. Am 19. Dezember 2016 war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt.
Nach Todesfahrt in Magdeburg: Erinnerungen von Heilbronnern an Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt geweckt
Die Bilder weckten auch bei den Heilbronnern Erinnerungen an den Vorfall auf dem Berliner Breitscheidplatz. „Man hat es im Hinterkopf“, sagt er, als eine Gruppe Polizisten vorbeigeht. Eine weitere Besucherin, die an einem Glühweinstand steht, äußert ähnliche Gedanken und sagt: „Die Angst ist seit dem Anschlag in Berlin immer dabei, man denkt einfach daran, wenn man einen Weihnachtsmarkt besucht“.
Nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit mindestens fünf Toten kommen mehr Details rund um die erschütternde Tat ans Licht. Das Motiv des mutmaßlichen Täters könnte Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland gewesen sein, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens in Magdeburg.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Verdächtigen nun wegen fünffachen Mordes. Der Tatvorwurf laute darüber hinaus versuchter Mord in 200 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, so Nopens. Der Tatverdächtige befinde sich derzeit in polizeilichem Gewahrsam. Er habe sich bereits zur Tat geäußert. Die Bundesanwaltschaft prüfe noch, ob sie die Ermittlungen übernehme, teilten die Sicherheitskräfte in Magdeburg mit.

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