Nach Todesfahrt in Magdeburg: Wie sicher fühlen sich Weihnachtsmarkt-Besucher?
Nach der Todesfahrt in Magdeburg äußern Heilbronner Weihnachtsmarktbesucher Betroffenheit und Nachdenklichkeit. Der Markt selbst findet mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Am Samstagvormittag kommt der Käthchen-Weihnachtsmarkt vor dem Heilbronner Rathaus langsam in Schwung. Die Schausteller öffnen ihre Buden, die ersten Speisen und Getränke werden ausgegeben. Es ist das letzte Wochenende des Weihnachtsmarkts, doch sowohl heute als auch am Sonntag wird die Atmosphäre leiser sein als sonst: Weihnachtsmusik bleibt aus, und das Rahmenprogramm wurde ausgesetzt – ein stilles Zeichen der Solidarität.
Hintergrund ist der tragische Vorfall vom Freitagabend auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Ein Auto rast in die Menschenmenge, vier Menschen verloren ihr Leben, weitere wurden verletzt. In Reaktion auf den Vorfall hat die Heilbronner Marketing GmbH (HMG) noch am selben Abend vorsorglich Veranstaltungen wie die Christmas Beats in der Scheune und der Almhütte vorzeitig beendet.
Gedenkminute auf Heilbronner Weihnachtsmarkt nach Todesfahrt in Magdeburg
Am Samstagmorgen steht Steffen Schoch, Geschäftsführer der HMG, in engem Austausch mit der Polizei. Nach gründlicher Bewertung der Lage gibt es keine Hinweise auf eine konkrete Bedrohung, sodass der Weihnachtsmarkt wie geplant öffnen kann, wenn auch in ruhigerem Rahmen. Für den Nachmittag ist eine Gedenkminute vorgesehen, um den Ereignissen in Magdeburg respektvoll zu gedenken.
„Man hat es im Hinterkopf“: Besucher in Heilbronn reagieren auf Weihnachtsmarkt-Anschlag
Während die Heilbronner Innenstadt von Einkäuferinnen und Einkäufern belebt wird, läuft das Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt langsam an. Am Eingang zum Markt steht Heinko Schorner mit einer Begleitung an einem hölzernen Stehtisch und trinkt Glühwein. Was in Magdeburg passiert ist, war erschreckend, sagt er, „ein Schockmoment“. Ein Freund habe ihm am Vorabend das Video über die Ereignisse in Magdeburg gezeigt.
Die Bilder hätten ihn unweigerlich an den Vorfall auf dem Berliner Breitscheidplatz vor acht Jahren erinnert. „Man hat es im Hinterkopf“, sagt er, als eine Gruppe Polizisten vorbeigeht. Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt wurden erhöht, um das allgemeine Sicherheitsgefühl zu stärken. Schorner hat die Poller und die sichtbare Polizeipräsenz bemerkt: „Es ist schade, dass sowas nötig ist.“
Nach Todesfahrt in Magdeburg: Besucherin auf Heilbronner Weihnachtsmarkt fühlt sich sicher
Eine weitere Besucherin, die an einem Glühweinstand steht, äußert ähnliche Gedanken. „Die Angst ist seit dem Anschlag in Berlin immer dabei, man denkt einfach daran, wenn man einen Weihnachtsmarkt besucht“, sagt sie, möchte ihren Namen jedoch nicht nennen. Obwohl die Stimmung gedämpft sei, habe sie sich bewusst für den Besuch des Heilbronner Markts entschieden: „Es muss weitergehen. Und für die Budenbesitzer ist diese Zeit die Haupteinnahmequelle.“
Die Geschehnisse von Magdeburg bewegen auch Anni Jauß. Gemeinsam mit ihrem Sohn Bendix und Schwiegermutter Hannelore Jauß ist sie in der Stadt unterwegs, um letzte Weihnachtseinkäufe zu erledigen. „Man fragt sich schon, was den mutmaßlichen Täter zu dieser Tat bewogen haben könnte“, sagt sie nachdenklich. Gleichzeitig betont sie, dass sie sich auf dem Weihnachtsmarkt sicher fühle. „Abends würde ich es vielleicht etwas unheimlicher finden“, fügt sie hinzu.
Gedenkminute in Heilbronn am Samstagnachmittag
Zum großen Glockengeläut wurde am Nachmittag den Opfern und Angehörigen in Magdeburg gedacht. Zur Trauerminute brannten an den Buden und Ständen Trauerkerzen, auch am Robert-Mayer-Denkmal wurden Kerzen angezündet. „Wir sind es jenen schuldig, die verletzt und getötet wurden, sie in Gedanken bei uns zu haben“, sagte Heilbronns Erster Bürgermeister Martin Diepgen in einer Ansprache: „Weihnachten gibt uns die Hoffnung darauf, dass das Leben über den Tod, der Frieden über den Krieg siegen wird.“

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