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Max-Planck-Institut kommt nach Heilbronn – Dieter-Schwarz-Stiftung ermöglicht Forschung

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„Eine so substanzielle Förderung durch Mittel einer Stiftung gab es für uns bislang nicht“: Forscher arbeiten unter anderem an Alternativen zur Antibiotika-Therapie und wollen verstehen, wie das Gehirn funktioniert. Umzug ist Ende 2025 geplant.


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Der Dieter-Schwarz-Stiftung aus Heilbronn ist ein weiterer Coup gelungen: Sie fördert in ungenannter Höhe das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Eine Abteilung zieht nach Heilbronn, eine weitere wird aufgebaut. Zudem werden laut einer Pressemitteilung die Max Planck Schools als gemeinsames Programm deutscher Universitäten und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen weiterentwickelt. Die Stiftung investiert in Gebäude. Summen nennt sie generell nicht.

„Eine so substanzielle Förderung durch Mittel einer Stiftung gab es für uns bislang nicht“, so der Max-Planck-Präsident Professor Dr. Patrick Cramer in der Mitteilung. Ähnlich hatte sich die Eidgenössische Technische Hochschule aus Zürich geäußert, die ebenfalls mit finanzieller Unterstützung der Stiftung nach Heilbronn kommt.

Max-Planck-Abteilungen kommen nach Heilbronn: Ende 2025 könnten erste Mitarbeiter da sein

Joachim Spatz zieht mit seiner Abteilung „Zelluläre Biophysik“ von Heidelberg nach Heilbronn, in Interimsgebäuden könnte es schon Ende 2025 losgehen, hofft er. In fünf Jahren soll das finale Gebäude stehen.

„Wir beschäftigen uns mit künstlichen Zellen“, beschreibt Joachim Spatz den Schwerpunkt der Arbeit. Beispielsweise könne die Abteilung Zellen mit Rezeptoren ausstatten, die Tumorzellen angreifen. Zudem arbeiten die Forscher an Alternativen zu Antibiotika-Therapien.

Max-Planck-Institut aus Heidelberg kommt nach Heilbronn: Um diese Forschung geht es

Dabei bleibt es nicht. Joachim Spatz, ausgebildeter Physiker, will noch besser verstehen, wie die Informationswege in der Biologie funktionieren. Er betont: Künstliche Intelligenz (KI) benötige viel Strom. Das Gehirn hingegen komme am Tag mit so viel Energie aus, wie man mit einem Sandwich aufnehme - und leiste dabei viel mehr als KI. Wie die Informationen im Gehirn verarbeitet würden, habe man noch nicht verstanden. Mit Hilfe von Ansätzen aus der Physik und Chemie wolle man neue KI-Algorithmen schaffen.

Der Fördervertrag zwischen Dieter-Schwarz-Stiftung und Max-Planck-Gesellschaft ist unterzeichnet (von links): Professor Dr. Joachim Spatz, Geschäftsführender Direktor des MPI für medizinische Forschung, Dr. Simone Schwanitz, Generalsekretärin der Max-Planck-Gesellschaft, Professor Dr. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Professor Reinhold Geilsdörfer und Professor Dr. Gunther Friedl, Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung, sowie Professor Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.
Der Fördervertrag zwischen Dieter-Schwarz-Stiftung und Max-Planck-Gesellschaft ist unterzeichnet (von links): Professor Dr. Joachim Spatz, Geschäftsführender Direktor des MPI für medizinische Forschung, Dr. Simone Schwanitz, Generalsekretärin der Max-Planck-Gesellschaft, Professor Dr. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Professor Reinhold Geilsdörfer und Professor Dr. Gunther Friedl, Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung, sowie Professor Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz.  Foto: privat

Die Abteilung, mit der Joachim Spatz nach Heilbronn zieht, hat 40 Wissenschaftler, hinzu komme die Verwaltung. Eine zweite Abteilung für Heilbronn werde noch aufgebaut, der Name fehle noch. Es gehe darin um „Angewandte Künstliche Intelligenz“. Langfristig könnten sich vier Abteilung mit 250 Mitarbeitern ansiedeln.

Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heilbronn: Bei Künstlicher Intelligenz will sich Max Planck breiter aufstellen

Max Planck habe noch keine angewandte KI im Portfolio, sagt Joachim Spatz. „Da müssen wir uns breiter aufstellen“, begründet Joachim Spatz die Entscheidung, in die Region zu kommen.

In Heilbronn passiere aber noch mehr als KI, so Joachim Spatz und blickt dabei auf den Bildungscampus, auf dem unter anderem die Technische Universität München (TUM) bereits genauso vertreten ist wie weitere Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer-Institute und das Ferdinand-Steinbeis-Institut. Die ETH Zürich entwickelt derzeit ebenfalls ihren Standort. Die Dynamik in Heilbronn sei beeindruckend, so Joachim Spatz. „Man kann hier etwas Neues aufbauen.“

Heilbronner Bildungscampus gilt als ein „exzellentes Umfeld“ im Bereich der angewandten KI

Der Heilbronner Bildungscampus bietet laut Joachim Spatz „beispielsweise ein exzellentes Umfeld im Bereich der angewandten KI, um unsere Pionierarbeit in der biomedizinischen Forschung entscheidend weiterzuentwickeln“. Er betont: „Wir wollen komplexe biologische Systeme auf verschiedenen Ebenen analysieren, im Computer simulieren, dann synthetisch nachbauen und dafür potenzielle Anwendungen entwickeln, die unserer Gesellschaft bislang noch verschlossen sind.“ Ziel sei es, „Grundlagenforschung und Anwendungen nahtlos zu verbinden und somit den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis zu beschleunigen“.

„Das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung ist breit aufgestellt“, erklärt Stiftungsgeschäftsführer Reinhold Geilsdörfer die Förderung. Anwendung stehe im Fokus, beispielsweise im Bereich der Moleküle. „Davon versprechen wir uns sehr viel.“

Max Planck Schools: Dieter-Schwarz-Stiftung freut sich über Top-Talente, die nach Heilbronn kommen

Neben den beiden Abteilungen, mit denen das Institut nach Heilbronn kommt, begrüßt Reinhold Geilsdörfer, dass die Max Planck Schools in Heilbronn angesiedelt werden. Das Graduiertenprogramm von 26 deutschen Universitäten und 35 außeruniversitären Forschungseinrichtungen bringe Top-Talente nach Heilbronn. Die Forscher arbeiteten zwar an ihren Universitäten, die zentralen Veranstaltungen sollen aber zukünftig in Heilbronn stattfinden, so der Stiftungsgeschäftsführer.

Drei solcher Schulen gebe es für die Themen Cognition, Matter to Life und Photonics, drei weitere sollen hinzukommen. Reinhold Geilsdörfer hofft, dass es da um Themen wie Künstliche Intelligenz, Quantum oder Chipdesign gehen werde.

Max-Planck-Forscher in Heilbronn: So reagieren Mediziner in der Stadt

Die Förderung ist auf 30 Jahre angelegt, doch inhaltlich kann sich einiges ändern. Das deutet Reinhold Geilsdörfer an. „Wir wollen Max Planck am Standort entwickeln.“

Die Max-Planck-Gesellschaft wahrt laut einer Pressemitteilung ihre Unabhängigkeit. Präsident Professor Dr. Patrick Cramer betont darin: „Dabei ist es uns wichtig – wie bei allen unseren Vorhaben, ob öffentlich oder privat gefördert –, dass die Max-Planck-Gesellschaft die vollständige Autonomie über alle wissenschaftlichen und strategischen Entscheidungen behält.“

Die Krebsmedizin in Heilbronn werde durch die Ansiedlung des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung gestärkt, sagt Christian Fegeler. „Wir freuen uns richtig, dass das gelungen ist, und begrüßen es uneingeschränkt.“ Das sei „eine super Ergänzung“ zu der translationalen Forschung, die seit Jahren am Molit-Institut für personalisierte Medizin in Heilbronn läuft. Bei der translationalen Forschung werden grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse für die medizinische Behandlung von Patienten eingesetzt. Fegeler ist einer der Molit-Geschäftsführer.

Standort

Wenn die erste Abteilung aus Heidelberg Ende des Jahres 2025 nach Heilbronn kommt, erhält sie in einem ersten Schritt ein Provisorium in Modulbauweise. Später zieht Max Planck auf den Bildungscampus West, der gerade rund um den Mediamarkt entwickelt wird. Auch der Einzelhändler erhält einen Neubau, das aktuelle Geschäft wird abgerissen und durch Gebäude für Forscher ersetzt. ing


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