Zugausfälle und Verspätungen: Schlechtes Zeugnis für die Frankenbahn
Die Frankenbahn gehört seit Jahren zu den Strecken mit den meisten Verspätungen und Ausfällen in Baden-Württemberg. Ein Zug, der über Heilbronn fährt, ist besonders unzuverlässig.
Klaus Ranger fährt auf seinem Weg in den Stuttgarter Landtag regelmäßig mit dem Zug. "Es gibt Ausfälle und Verspätungen ohne Ende", sagt der SPD-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Neckarsulm. Auch die Kollegen in seiner Fraktion hätten immer wieder festgestellt, dass es auf der Frankenbahn erhebliche Probleme gibt, so Ranger.
Erst Anfang der Woche sei er auf seinem Weg nach Hause bei Ludwigsburg vorübergehend steckengeblieben. Offenbar wegen eines Weichenproblems. Der gleiche Zug endete schließlich in Heilbronn, obwohl er eigentlich bis nach Würzburg hätte weiterfahren sollen. "Wenn jemand weiterfahren muss, kann er auch nicht einfach in ein Taxi steigen", so Ranger.
Zugausfälle und Verspätungen: Dieser Zug mit Halt in Heilbronn ist besonders unzuverlässig
Anfang der Woche hat das Verkehrsministerium der Frankenbahn ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Das Ministerium stellte auf Anfrage von Ranger jetzt Fehlzeiten und Verspätungen des MEX 18 zusammen. "Ich wollte wissen, ob die vielen Störungen nur ein Bauchgefühl sind oder ob sie sich mit Zahlen belegen lassen", sagt der Abgeordenete.
Demnach liegt die Ausfallquote des Metropolexpresses zwischen Januar 2022 und Mai 2024 bei durchschnittlich 21,55 Prozent. Besonders dramatisch war diese Quote im August vergangenen Jahres. 69,54 Prozent der Zugverbindungen sind ausgefallen. Zwar gibt es im genannten Zeitraum auch monatliche Ausfallquoten unter fünf Prozent. Gleichzeitig häuften sich aber monatliche Ausfälle auf zwischen 20 und mehr als 50 Prozent.
Ärger bei Bahnfahrern: Frankenbahn besonders unzuverlässig
Schlecht schneidet der MEX 18 auf der Frankenbahn auch bei der Pünktlichkeit ab. Zahlreiche Verspätungen sorgten für Ärger bei Bahnfahrern. Die Pünktlichkeitsquote reichte im Zeitraum von Januar 2022 und Juni 2024 von 98,4 Prozent im Mai 2022 bis 51,6 Prozent im Juni 2024. Wobei Züge als pünktlich gelten, die weniger als vier Minuten zu spät im Bahnhof einfahren.
Die Ausfallquote aufgrund von Baustellen sei seit 2022 stark gestiegen, so das Ministerium auf die Anfrage des SPD-Abgeordneten. Ausfälle in Folge von Streiks bewegten sich 2022 im Bereich von fünf Prozent. Im laufenden Jahr spielten Arbeitsniederlegungen dann keine Rolle mehr. Deutlich zuverlässiger fuhr dagegen im selben Zeitraum der Regionalexpress RE 8 von Stuttgart nach Würzburg. Hier lag die Ausfallquote bei durchschnittlich 6,82 Prozent.
Verspätungen bei der Frankenbahn: Nur jeder zweite Zug kommt pünktlich
Besonders unpünktlich ist der Metropolexpress auf der Frankenbahn seit Anfang dieses Jahres. Im Januar war die Pünktlichkeitsquote mit 76 Prozent bereits schlecht. Aber im Juni erreichte nur noch jeder zweite gefahrene Zug nach Fahrplan sein Ziel.“
Auch wenn der RE 8 im genannten Zeitraum keine guten Quoten erreichte, war der doch deutlich pünktlicher als der MEX. Wie der Metropolexpress kommt auch der Regionalexpress in diesem Jahr immer unpünktlicher. Erreichten im Januar noch 83,8 Prozent der Züge pünktlich ihr Ziel, waren im Juni nur noch 68,9 Prozent.
Unzuverlässige Züge in Baden-Württemberg: Verkehrswende
Über die Gründe für die zahlreichen Verspätungen hat das Ministerium keine Angaben gemacht. Die Ursachen lägen dem Land nicht vollumfänglich vor, heißt es in der Antwort auf die Anfrage des Neckarsulmer SPD-Abgeordneten.
"Wir können die Verkehrswende nicht schaffen, wenn die Bahn unzuverlässig ist", sagt Ranger. Die SPD-Fraktion fordere deshalb mehr Investitionen in die Bahn. Das gelte nicht nur für den Bund. Auch das Land müsse mehr Zugkilometer bestellen. "Das Material ist Spitz auf Knopf gerechnet", so Ranger. Materielle Ausfälle ließen sich nicht kompensieren.
Die Beratungen im Landtag für den kommenden Haushalt laufen Ende Oktober an. Seine Fraktion werde mehr Geld für den Schienenverkehr beantragen. "Der Verkehrsminister muss hier mehr Mittel im Haushalt bereitstellen", ist der Neckarsulmer Abgeordnete überzeugt.



Stimme.de