Kandidaten bei Bürgermeisterwahl-Forum in Talheim: Viel Text, wenig Inhalt
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Viel geschwätzt, wenig gesagt: So lassen sich die eineinhalb Stunden auf den Punkt bringen, in denen die drei Kandidaten für die Talheimer Bürgermeisterwahl am Sonntag, 9. November, den Stimme-Redakteurinnen Rede und Antwort standen.
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Wer macht am kommenden Sonntag das Rennen und tritt die Nachfolge von Rainer Gräßle an, der nach 24 Jahren an der Spitze der Gemeinde Talheim mit ihren rund 5000 Einwohnern nicht mehr kandidiert? Über 400 Bürger verfolgen beim Stimme-Forum im Kulturtreff, wie sich Alexander Mohaupt (56), Pascal Bopp (33) und Antonio Nicola Fellini (32) im direkten Vergleich schlagen. Wer auf inhaltlichen Tiefgang hofft, wird enttäuscht. Viele konkrete Antworten zu wichtigen Talheimer Themen bleibt das Kandidaten-Trio schuldig. Stattdessen werden Allgemeinplätze bemüht – vermutlich aus Sorge, mit klaren Statements Wähler zu verprellen. Vor allem aber, weil es den Möchtegern-Bürgermeistern an fundiertem Fachwissen mangelt.
Stimme-Forum zur Talheimer Bürgermeisterwahl: So agieren die Bewerber auf der Bühne
Zwar behauptet Alexander Mohaupt aus Böckingen: „Verwaltung ist mein Leben.“ Das berufliche Leben des Talheimer Gewerbevereinsvorsitzenden ist aber die Verwaltung von Immobilien. Pascal Bopp arbeitet als Vertriebsleiter einer Spedition in Ilsfeld. Auch der Talheimer ist also nicht vom Fach, fühlt sich als Fach- und Betriebswirt dennoch gut gerüstet für den wichtigsten Job, den eine Kommune zu vergeben hat. Er werde mit „starker Brust vorangehen“, verspricht Bopp.
Auf dem Podium im Talheimer Kulturtreff diskutierten die Stimme-Redakteurinnen Claudia Kostner (links) und Sabine Friedrich mit den Kandidaten Alexander Mohaupt, Pascal Bopp und Antonio Nicola Fellini (von links).
Foto: Mario Berger
Seinen Tatendrang unterstreicht er auf der Bühne durch entsprechende Körpersprache: Während es sich seine beiden Konkurrenten auf ihren Stühlen eher gemütlich machen, sitzt der vierfache Familienvater den ganzen Abend kerzengerade, er gestikuliert viel und akzentuiert, bedankt sich beflissen für die eine oder andere „sehr gute Frage“. Auch spricht er gerne in der „Wir“-Form: ganz so, als ob er schon dort wäre, wo er gerne hinmöchte. Sein Auftreten wirkt ein wenig einstudiert.
Stimme-Forum in Talheim: Manchmal ist das Wesentliche schnell gesagt
Dass er einige Tage zuvor bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Gemeinde zugegeben hat, nicht mal ein Drittel der Aufgaben eines Bürgermeisters zu kennen – für Antonio Nicola Fellini nicht weiter tragisch. „Es ist relativ normal, dass man nicht alles auf dem Schirm haben kann.“ Der Dozent für Informatik bei einem privaten Bildungsträger setzt als Rathauschef auf „Fachleute, von denen ich mich beraten lassen kann“. Der gebürtige Talheimer, der in Heilbronn wohnt, bringt immerhin das Kunststück fertig, bei fast jedem Thema – egal ob es um Ortsentwicklung oder Finanzen geht – seine zentrale Idee für Talheim unterzubringen: die Schaffung von dezentralen Treffpunkten. Damit hat der Single inhaltlich auch schon das Wesentliche gesagt.
Bezahlbarer Wohnraum? Klar, finden alle drei wichtig. Alexander Mohaupt überlegt etwas nebulös, „in der Hauptstraße was zu machen“. Statt auf neue Wohngebiete mit Einfamilienhäusern setzt er auf Tiny-Häuser, die er sich „in einer Art Terrassenbau“ denkt. Pascal Bopp wünscht sich einen „gesunden Mix“ aus Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäusern.
Stimme-Forum in Talheim: Wer hat die konkretesten Vorstellungen?
Bei manchem Thema hat Bopp noch die konkretesten Vorstellungen. Neue Plätze in der Kinderbetreuung zum Beispiel seien nicht notwendig. Doch die Betreuungszeiten müssten ausgeweitet werden. „Da sehe ich dringenden Handlungsbedarf.“ Ein neues Gewerbegebiet kommt für Bopp erstmal nicht infrage. Er sieht noch viel Potenzial im alten „Rauhen Stich“, wo man Areale neu nutzen könnte. Alexander Mohaupt, Inhaber des „House of Companies“, setzt auf die Sogwirkung des Heilbronner Ipai und auf „kleine Companies“, die sich dann hoffentlich auch in Talheim ansiedeln.
Bürgermeisterwahl in Talheim
4046 Talheimer ab 16 Jahren sind am Sonntag, 9. November, wahlberechtigt. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Wenn die Stimmen ausgezählt sind, wird das Ergebnis im Rathausfoyer verkündet – wenn alles nach Plan läuft, gegen 19 Uhr.
Auf Integration und Flüchtlinge angesprochen, freut sich der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne, „sprachlich etwas zu tun“. Was genau, verrät er nicht. Pascal Bopp lebt nach eigenen Angaben Integration bereits: Er habe nämlich ukrainische Nachbarn.
Forum in Talheim zur Bürgermeisterwahl: beinahe kabarettistische Antworten
Beinahe kabarettistisch sind die Antworten auf die Frage nach der Beeinträchtigung der Schozachaue, sollte dort einmal die Bottwartalbahn hindurchfahren. Fellini vergleicht: „Es fahren ja schon Züge durch Wälder.“ In Talheim gehe es dann darum, die „Bahnschiene abzusichern für die Tiere“. Mohaupt erwartet „naturbedingt keinen großen Schaden“. Allgemein sei es halt schlecht, wenn die Bahn „direkt an einem Haus vorbeiläuft“. Bopp bedauert in Bezug auf Züge in der Schozachaue: „Klar ist es dann ein anderer Agrarzustand.“ Insgesamt sei das Bahnprojekt verbunden mit „Risiken, Aufwand und Behördengängen für die Person, die es betreut“.
Und wer wird nun Talheims neuer Bürgermeister? Nach eineinhalb Stunden Stimme-Forum scheinen viele Bürger unsicher. Das ergibt zumindest das Stimmungsbild, das Claudia Kostner abfragt: Nur etwa 50 Prozent der Besucher heben die Hand, um zu signalisieren, dass sie schon wissen, wen sie am Sonntag wählen. Wen wundert’s.
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