Bewerbung als Talheimer Bürgermeister soll kein Satireprojekt sein
Der Informatik-Dozent Antonio Nicola Fellini möchte Nachfolger von Talheims Rathauschef Rainer Gräßle werden. Bei der Bürgermeisterwahl 2018 in Untergruppenbach hat der 32-Jährige vier Stimmen erhalten.

„Ich bin aus Talheim, und Talheim ist mir wichtig“, sagt Antonio Nicola Fellini. Dass er bis kurz vor Ende der Frist mit seiner Bewerbung um die Nachfolge von Bürgermeister Rainer Gräßle gewartet hat, liege daran, dass er erst einmal abwarten wollte, wer sich sonst noch bewirbt. „Ich fahre ein bisschen ein anderes Programm“, betont der 32-jährige Informatik-Dozent.
Aktuell wohnt Antonio Nicola Fellini zwar in Heilbronn. Aufgewachsen ist er aber in Talheim. Sein Vater betreibt dort einen Pizzalieferdienst, seine Mutter einen Haustierservice. Rund acht Jahre habe er sich ehrenamtlich im Jugendhaus engagiert, teilweise den offenen Betrieb geleitet. „Dementsprechend bin ich verwurzelt.“ Und aus diesem Grund sei seine Kandidatur – anders als 2018 in Untergruppenbach, wo er vier Stimmen erhielt – wirklich ernst gemeint. „In meinem Wahlprogramm in Untergruppenbach war klar festzustellen, dass es einen satirischen Ansatz hat“, erklärt Fellini, der schon seit vielen Jahren in „Die Partei“ politisch engagiert ist.
Wahlkampf-Unterstützung von „Die Partei“
Der Kreisverbandsvorsitzende dieser Gruppierung, Joel Wertli, habe ihn auch im Vorfeld seiner Bewerbung in Talheim unterstützt: „Wir haben meine Gedanken stichfest formuliert, über den Wahlkampf geredet.“ Er sei kein Fan von Plakaten und Flyern, sagt Fellini. „Wir denken darüber nach, einen papierlosen Wahlkampf zu führen.“
Wie dieser konkret aussehen soll, steht noch nicht ganz fest. Zunächst wolle er die Kandidatenvorstellung der Gemeinde am 23. Oktober nutzen, um für Wählerstimmen zu werben. Eventuell werde er einen QR-Code verteilen, mit seinem Wahlprogramm als pdf-Download.
„Ich gehe mit spezifischen Punkten an den Start“, sagt Fellini. Ausgerechnet an der verkehrsreichen Kreuzung Sonnen-, Bahnhof- und Hauptstraße weise der Schozachtalradweg eine Lücke auf. Diese müsse geschlossen werden. Auch die Mobilität von Senioren und Jugendlichen will er verbessern. „Der Bürgerbus fährt nur an zwei Tagen in der Woche. Physiotherapeuten haben das Problem, dass sie ältere Patienten auf diese Termine verteilen müssen.“
Für junge Leute, die ausgehen möchten, fahre der letzte Linienbus um 0.30 Uhr von Heilbronn nach Talheim. „Ich kann mir vorstellen, dass andere Busse, die ins Depot der Firma Gross zurückfahren, einen Schlenker machen, um die Talheimer auch später noch mitzunehmen“, meint der Sänger der Band The Neighbourhood Creeps.
Dezentrale Treffpunkte in Talheimer Wohngebieten schaffen
Dezentrale Treffpunkte in den Wohngebieten zu schaffen, ist ein weiteres Anliegen des ledigen Bewerbers. In diesem Zusammenhang sei ihm auch „der schlechte Zustand der Spielplätze“ aufgefallen. Es sei zwar unrealistisch wie in Städten „riesige Mehrgenerationenparks“ zu schaffen, aber man müsse „das im Kleinen denken“, so Antonio Nicola Fellini.
Wie seine Mitbewerber Alexander Mohaupt (57) und Pascal Bopp (33) – Maximilian Brösch hat seine Kandidatur zurückgezogen – ist Fellini kein Verwaltungsfachmann. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker hat er Informatik studiert, das Studium jedoch nicht abgeschlossen. Aktuell arbeitet er als Dozent bei einem freien Bildungsträger.
„In meinem Beruf denke ich lösungsorientiert.“ Das sei eine gute Voraussetzung, um Rathauschef zu werden, meint Fellini. Und er könne sich auch in trockene Themen einarbeiten. „Bürgermeister ist kein Ausbildungsberuf. Jeder, der zum ersten Mal gewählt wird, hat das vorher noch nie gemacht.“