Zickzackkurs um Betreiber: Wie es auf der Frankenbahn weitergeht
Wer künftig wichtige Bahnverbindungen zwischen Stuttgart und Heilbronn betreibt ist nach wie vor unklar. Die landeseigene SWEG ist überraschend wieder im Rennen.

Einstieg, Ausstieg - und jetzt wohl der Wiedereinstieg: In der turbulenten jüngeren Geschichte des regionalen Bahnverkehrs kündigt sich die nächste Volte an. Die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) stellt sich nach Informationen der Heilbronner Stimme darauf ein, wichtige Strecken zwischen Tübingen, Stuttgart, Heilbronn, Osterburken und Mannheim entgegen früherer Aussagen weiter zu betreiben. Die Magistrale des Schienenverkehrs drohte zuletzt zum Ladenhüter zu werden.
"Unser Unternehmen ist weiter auf Wachstumskurs und beteiligt sich rege an öffentlichen Nahverkehrsausschreibungen", heißt es in einem Schreiben an die SWEG-Mitarbeiter, das unserer Redaktion vorliegt. In dem Brief, der im November verschickt wurde, wird hervorgehoben, dass sich die SWEG auch um das Los 3 "Nordbaden - Oberschwaben" bewerben wolle, zu dem die Strecken auf der Frankenbahn um Heilbronn gehören. Das ist ein unerwarteter Kurswechsel.
SWEG hatte eigentlich Abschied verkündet
Der SWEG schien das Interesse an der Frankenbahn und weiteren Strecken der sogenannten Stuttgarter Netze gründlich verleidet zu sein. So überraschte das Unternehmen im Herbst 2022 mit der Entscheidung, sich nicht an der Ausschreibung für das Los, darunter die Metropolexpresslinien 12 und 18 im Raum Heilbronn, beteiligen zu wollen. "Die unkalkulierbaren Streikmaßnahmen der GDL waren der zentrale Grund, so zu entscheiden", sagte damals der Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Lahl. Vorausgegangen war ein zäher Arbeitskampf mit der streitbaren Gewerkschaft.
Erst Anfang 2022 war die SWEG, die zu 95 Prozent dem Land gehört, auf der Frankenbahn für die insolvente Abellio BW eingesprungen. Sie hatte dafür die 100-Prozent-Tochter SWEG Bahn Stuttgart (SBS) gegründet und fuhr im Rahmen einer sogenannten Notvergabe. Dieses Instrument hebelt den Wettbewerb aus und ermöglicht es der öffentlichen Hand, Leistungen ohne Ausschreibung zu vergeben, wenn es besonders dringlich erscheint - wenn etwa wie in diesem Fall alle Züge stillzustehen drohen. Die Notvergabe ist auf zwei Jahre begrenzt, das aus gutem Grund: Für das Land ist sie besonders teuer, weil dem Anbieter die anfallenden Kosten voll ersetzt werden.
Notvergabe vorerst bis Juni verlängert
208 Millionen Euro fließen für die Jahre 2022 und 2023 nach der Abelllio-Übernahme an die SWEG. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer im vergangenen Mai hervor. Befristet war die Notvergabe bis Dezember 2023. Dann sollte ein neues Unternehmen übernehmen. "Dies ist aufgrund der Verhandlungssituation mit den Bewerbern nicht mehr möglich", teilt das Ministerium im September mit.
Die Notvergabe wurde bis Juni 2024 verlängert. Ob es tatsächlich mehrere Bewerber gibt, ist unklar. Die SWEG sagt offiziell nichts zu ihrem wiedererwachten Interesse. Zu "unternehmensstrategischen Entscheidungen" äußere man sich nicht, teilt ein Sprecher mit. Das Verkehrsministerium gibt mit Verweis auf das laufende Verfahren dazu keine Auskunft.
Verspätungen und Ausfälle bei maroder Frankenbahn
Klar ist, dass die marode Frankenbahn-Strecke kein Verkaufsschlager sein dürfte. Wegen ausfallender Weichen oder Signale kommt es häufig zu Verspätungen und Ausfällen. Die Bahnunternehmen müssen dann Strafzahlungen leisten, auch wenn sie für den Zustand des Netzes nicht verantwortlich sind. Dieses liegt in der Verantwortung der jüngst in DB Infrago umbenannten ehemaligen DB Netz, einer Tochter der Deutschen Bahn.
Während die SWEG die Metropol-Expresslinien betreibt, ist mit Go-Ahead auf der Frankenbahn noch ein zweiter Betreiber im Spiel - zuständig für den Regionalexpress zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg. Wie die SWEG ist nun auch Go-Ahead Deutschland in öffentlicher Hand. Die Übernahme durch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wurde am Donnerstag offiziell bestätigt.