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Hängepartie auf der Frankenbahn: SWEG fährt vorerst weiter

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Eigentlich wollte das landeseigene Unternehmen SWEG aus dem Bahnverkehr im Raum Heilbronn aussteigen. Doch so schnell geht das nicht. Wird die wichtigste Strecke der Region zum Ladenhüter?

Zug in Roigheim: Wirklich flüssig läuft es auf der Schiene in der Region selten. 
Foto: Archiv/Hettich
Zug in Roigheim: Wirklich flüssig läuft es auf der Schiene in der Region selten. Foto: Archiv/Hettich  Foto: Archiv/Hettich

Das Gastspiel der SWEG auf der Frankenbahn geht in die Verlängerung: Eigentlich wollte das landeseigene Unternehmen Ende 2023 den Betrieb der Metropolexpress-Züge zwischen Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Osterburken abgeben, bleibt aber mindestens sechs weitere Monate. Schreckt die marode Strecke Interessenten ab?

Mindestens bis zum sogenannten kleinen Fahrplanwechsel im Juni 2024 bleibt die SWEG im Boot und ist weiter einer von zwei Bahnanbietern auf der Strecke neben Go-Ahead. Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigte das Landesverkehrministerium. Hintergrund sind Probleme bei der Ausschreibung. Eigentlich, so teilt das Land mit, habe man das Verfahren rechtzeitig abschließen wollen, damit im Dezember 2023 ein neuer Anbieter die Strecken übernimmt. "Dies ist aufgrund der Verhandlungssituation mit den Bewerbern nicht mehr möglich", teilt das Ministerium mit.

 


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Nächstes Kapitel der verworrenen Geschichte auf der Frankenbahn

Es ist das nächste Kapitel in einer verworrenen jüngeren Geschichte auf der Frankenbahn. Ende 2019 hatten Go-Ahead, das zu einem britischen Konzern gehört, und Abellio, Ableger der niederländischen Staatsbahn, den Verkehr auf zahlreichen Regionalstrecken in Baden-Württemberg, darunter die Frankenbahn, übernommen. Die Deutsche Bahn war wegen eines Formfehlers bei der Ausschreibung nicht zum Zug gekommen.

Die deutschen Abellio-Töchter schlitterten 2021 in die Insolvenz. Die landeseigene SWEG sprang ein und übernahm mit einer Tochtergesellschaft, der SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS), die Abellio BW mit 360 Mitarbeitern - befristet auf zwei Jahre und im Rahmen einer sogenannten Notvergabe. Das heißt, der Anbieter bekommt seine Kosten in vollem Umfang ersetzt - das ist komfortabel, weil ohne Risiko für die SWEG, aber teuer für den Landeshaushalt.

Für die Jahre 2022 und 2023 wird das Land der SWEG für die Übernahme der Abellio-Strecken voraussichtlich 208 Millionen Euro "erstatten". Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer hervor. Genau diese teure Notvereinbarung mit der SWEG wird nun bis Juni 2024 verlängert.

 


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SWEG begründet Ausstieg mit unberechenbarer Gewerkschaft

Ursprünglich hatte die SWEG angekündigt, an der Ausschreibung teilnehmen und der Frankenbahn treu bleiben zu wollen. Dann machte das Unternehmen einen Rückzieher und nannte als Grund unkalkulierbare Risiken durch die Streikstrategie der Lokführergewerkschaft GDL. Die derzeit laufende und jetzt verlängerte Ausschreibung ist in mehrere Lose aufgeteilt. Wer den Zuschlag für das Los 3 bekommt, muss die SBS übernehmen und die Strecken auf der Frankenbahn bedienen.

Welche und wie viele Bewerber es gibt, darüber gibt das Land keine Auskunft. Als Kandidaten werden die DB Regio oder Go-Ahead gehandelt, beide äußern sich nicht zu laufenden Ausschreibungen. Ist die Frankenbahn ein Ladenhüter, von dem Eisenbahnunternehmer besser die Finger lassen? "Wir vermuten, dass sich auf die Ausschreibung wenige oder gar kein Anbieter gemeldet haben", sagt Hans-Martin Sauter vom Regionalverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). "Nach der maroden Strecke wird sich niemand die Finger lecken."

Die Magistrale des regionalen Schienenverkehrs zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg gilt wegen vieler Mängel an der Infrastruktur als besonders störungsanfällig. Eine aktuelle Studie nennt zahlreiche Maßnahmen, um den Betrieb verlässlicher zu machen. Derzeit laufen Gespräche zwischen Bund, Land und Kommunen über Finanzierung und Zeitplan.

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