Weindorf, Volksfest und Co.: Was wird aus den regionalen Fest-Klassikern?
Wegen der ungebremsten Corona-Pandemie droht der zweite Sommer ohne Wimpfener Talmarkt, Heilbronner Volksfest, Erlenbacher Weinfest und ohne die Weindörfer in Heilbronn und Öhringen.

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf den Festkalender. Eppingen hat sich diese Woche positioniert. Die Gartenschau wurde nach intensiven Diskussionen auf 2022 verschoben, Auch andere Veranstaltungen, die sonst im Sommer Besucher in Scharen anlocken, finden 2021 nicht statt. Wie sieht es eigentlich bei den großen Unterländer und Hohenloher Fest-Klassikern aus?
Heilbronner Weindorf wieder als Auslese?
"Es grenzt schon alles ein bisschen an das Lesen aus der Glaskugel", meint Steffen Schoch in Anspielung auf das Auf und Ab der Corona-Werte. In der Gemeinderatssitzung vom gestrigen Donnerstag ließ der Chef der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) durchblicken, wie er sich 2021 die Bespielung der City vorstellen könnte, neben Blumen, dem Neckar und dem Sport spielt dabei der Wein eine Hauptrolle: und zwar unter dem Motto "Weinsommerliches Leben" mit etlichen Veranstaltungen auf den Gütern und in der Genossenschaft. Dass 2021 das Weindorf "wie sonst laufen wird, ist sehr schwer vorstellbar".
Deshalb denke man bereits über eine Neuauflage der "Weindorf Auslese" mit vielen dezentralen Events nach - so wie 2020, als man insgesamt immerhin 20 000 Besucher gezählt habe. "Mit gebotene Sensibilität" wolle man dabei auch wieder zu eine Eröffnungsfeier laden: "Natürlich alles unter den dann geltenden Corona-Regeln." In Reihen von Winzern und Gastronomen gibt es auch Stimmen, die ein abgespecktes Weindorf am Marktplatz und/oder im Rathausinnenhof vorschwebt.
Volksfest-Wirt steht Gewehr bei Fuß

Ähnliche Ideen gibt es für das traditionelle Volksfest auf der Theresienwiese. "Göckelesmaier sagt, er kann liefern, mit oder ohne Zelt. Alle Aussteller, die 2020 gekommen wären, würden auch 2021 kommen", versichert Steffen Schoch nach einem Gespräch mit Karl Maier, dem langjährigen Festwirt. Vom 9. bis 18. Juli - drei Wochen früher als sonst - steht das Fest mit großem Vergnügungspark und Festzelt im Veranstaltungskalender der Stadt. Doch dass es tatsächlich auch stattfindet, glauben in der Stadt nur die Optimisten.
"Momentan ist es für mich schwer vorstellbar, dass ein Volksfest im bekannten Rahmen möglich ist", so Schoch. Ganz abschreiben will der HMG-Chef die Veranstaltung aber noch nicht. "Ich kann mir vorstellen, dass bis dahin die Gefährdungen abnehmen. Das gibt Hoffnung für die zweite Jahreshälfte", betont Schoch. Für das Volksfest steht Maier jedenfalls "Gewehr bei Fuß", wie der Festwirt versichert. Eine Entscheidung müßte aber aus organisatorischen Gründen bis Anfang Mai fallen.
Auf der Suche nach Alternativen
Das Hohenloher Weindorf in Öhringen fiel schon 2020 flach. Nach der Diskussion um das vom Virus überschattete Bretzfelder "Rebenglühen" zu Beginn der Pandemie im März 2020 war klar, dass an weinselige Gemütlichkeit im Sommer rund um das Öhringer Schloss nicht zu denken ist. Sämtliche Winzer und Genossenschaften hatten auf 2021 gehofft. Doch je länger das Impfen auf sich warten lässt, desto geringer werden die Chancen, dass es im Sommer ein Hohenloher Weindorf wie vor Corona geben kann. Mitte April setzten sich die Verantwortlichen zusammen und diskutieren die weitere Planung. Dabei ist durchaus möglich, dass nach kleineren Alternativen zu einem großen Weindorf geschaut wird, und zwar unter dem Titel "Wein & Genuss" , erklärt Michael Walter von der Stabsstelle für Stadtmanagement und Wirtschaftsförderung.
Mit dem Talmarkt noch abwarten

Die Kunstnacht und das Reichsstadtfest wurden bereits abgesagt, doch am Talmarkt - einem der ältesten Volksfeste in Deutschland - hält die Stadt Bad Wimpfen nach wie vor fest. "Beim Reichsstadtfest werden üblicherweise viele Teilnehmer in Massenunterkünften wie Turnhallen und Zelten untergebracht", erklärt Bürgermeister Claus Brechter die Gründe für die Absage des Mittelalterfests. Der Talmarkt liege zeitlich etwas später im Jahr. Man wolle die Entwicklungen der kommenden Wochen abwarten. "Die endgültige Entscheidung wird wohl Anfang Mai zu treffen sein", schätzt der Rathauschef.
Im vergangenen Jahr hat die Stadt unter dem Motto "Sommer in Bad Wimpfen - verweilen und genießen" ein Konzept mit Themenwochen, Aktionen und Entdeckertour entwickelt, um das Geschäft von Gastronomie und Gewerbe anzukurbeln. Das Ziel: Die Altstadt trotz Corona und fehlender Veranstaltungen wie Talmarkt und Co. attraktiv zu machen.
Abgespecktes Erlenbacher Weinfest?
Corona-Not macht erfinderisch: 2020 kreierte der Festverein in Erlenbach einen Weinfestshop, bei dem ausgewählte Tropfen samt T-Shirts und Gläser für das private Erlenbacher Weinfest in den heimischen vier Wänden geordert werden konnten. Doch trotz des guten Zuspruchs zur letztjährigen Aktion favorisiere man 2021 wieder eine Präsenzveranstaltung. "Wir arbeiten aktuell an Konzepten für das Original Erlenbacher Weinfest und prüfen, in welchen Formen eine Veranstaltung möglich ist", so Florian Diefenbach.