Unterricht ohne Maske: Schulen stehen vor dem großen Aufatmen
Die Maskenpflicht im Unterricht soll ab dem 18. Oktober fallen, doch viele Fragen bleiben. Der Sprecher der Heilbronner Kinderärzte begrüßt den Schritt. Der Hohenlohekreis prüft aber, an der Vorgabe festzuhalten.

Die Maskenpflicht im Unterricht soll ab dem 18. Oktober fallen. Auf diese Nachricht haben viele Familien und Lehrer gewartet. Für Aufsehen sorgte jetzt jedoch eine Nachricht aus der Landeshauptstadt. Der Leiter des dortigen Gesundheitsamtes hat sich gegen die Lockerung ausgesprochen. Nun will das Stuttgarter Rathaus die Corona-Verordnung prüfen und dann entscheiden, wie es weitergeht. Der Hohenlohekreis prüft einen ähnlichen Schritt.
Bei den Älteren würde der Kinderarzt auf eine höhere Impfquote abwarten
Hans Stechele, Sprecher der Heilbronner Kinderärzte, sagt, würde "die Aussetzung der Maskenpflicht im Klassenzimmer begrüßen, da hiermit ein großes Stück Normalität für Kinder zurückkehrt und das Lernen leichter wird". Das bedeute, in Kauf zu nehmen, dass die Durchseuchung weiter beschleunigt wird, so Stechele. Bei Grundschülern hält er das "für vertretbar, da die Durchseuchung sowieso unvermeidbar ist. Bei den Älteren wäre eventuell eine höhere Impfquote abzuwarten."
Lehrer sind zwiegespalten
In den Lehrerzimmern der Region sind die Meinungen zur Maskenpflicht vielschichtig, wie Jana Kolberg, die Hohenloher Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sagt. Einerseits befürworteten Lehrer, dass bald wieder Unterricht ohne Maske stattfinden kann. Andererseits sei schon auch ein Thema, dass dadurch die Ansteckungsgefahr steigt. Kolberg meint, es wäre hilfreich, im Unterricht unter bestimmten Voraussetzungen die Maske absetzen zu können, etwa, wenn der Lehrer am Fenster steht oder wenn Abstände groß genug sind. Außerdem bleiben für sie Fragen: Was geschieht bei einem Corona-Fall, wenn die Klasse keine Maske trägt? Wer muss wie lange in Quarantäne, wer nicht?
Bundesweite Initiative ist skeptisch, ob es tatsächlich zur Lockerung kommt
In Stuttgart rief am Wochenende die bundesweite Initiative Familien zu einer Demonstration unter dem Motto "Normalität für Kinder und Jugendliche jetzt" auf. 300 Personen waren laut Vorstandsmitglied Zarah Abendschön-Sawall aus Schwaigern dabei. Dass im Land die Maskenpflicht im Unterricht fallen soll, "stimmt uns etwas zuversichtlich", sagt sie. Gleichzeitig fürchtet sie ein "Wenn- und-Aber" in der Corona-Verordnung - und dass unter bestimmten Bedingungen im Unterricht doch Maske getragen werden muss. Ihrer Meinung nach sind die Regeln an Schulen strenger als in Betrieben. "Uns stört die Ungleichbehandlung von Kindern und Erwachsenen." Kinder müssten besser gestellt werden, fordert sie. "Man muss auch nicht mehr drei Mal pro Woche an Schulen testen."
"Die Maskenpflicht ist ein sehr kontroverses Thema", sagt Christoph Eberlein, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Stadt Heilbronn. Er befürwortet, dass Masken getragen werden. Es sei das Hilfsmittel, um Präsenzunterricht zu ermöglichen - auch wenn Masken nicht bequem seien. Er spricht sich für ein "abgestuftes System" aus, um auf den Schutz zu verzichten. Bei vielen Corona-Infektionen solle er weiter getragen werden, meint Eberlein.
Therese Sturm, die im Main-Tauber-Kreis wohnt, hat bei einer Online-Petition 121.000 Unterschriften gegen die Maskenpflicht zusammenbekommen. Bayern habe den Schritt schneller hinbekommen, sagt sie. Sie ist skeptisch, ob es in Baden-Württemberg tatsächlich zur Aufhebung der Pflicht kommt.
Der Hohenlohekreis behält vielleicht die Maskenpflicht bei
Der Hohenlohekreis könnte einen ähnlichen Weg wie Stuttgart einschlagen. Dort teilt das Landratsamt mit: Die Änderungen an der Maskenpflicht seien in der neuen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg verankert. "Das Gesundheitsamt des Hohenlohekreises wird zusätzlich zu den landesweiten Regelungen mögliche Maßnahmen auf Kreisebene prüfen, sofern das Infektionsgeschehen im Kreis dies, insbesondere mit Blick auf die kalte Jahreszeit, erfordert", betont Pressesprecherin Mathea Weinstock.
Landratsamt sieht die Politik in der Verantwortung
Vom Landratsamt Heilbronn heißt es hingegen: "Grundsätzlich sind aus infektiologischer Sicht alle Maßnahmen zu begrüßen, die eine Ausbreitung des Virus verhindern - "damit auch die Maskenpflicht". Sprecherin Lea Mosthaf ergänzt, dass weitere Aspekte zu berücksichtigen seien, "insbesondere die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und deren Recht auf Beschulung und Betreuung". Es sei Aufgabe der Politik, "diese unterschiedlichen Aspekte zu berücksichtigen, zu bewerten und daraus konkrete Entscheidungen abzuleiten". Von der Stadt Heilbronn heißt es, man sei "im Gespräch mit Schulleitern und Verantwortlichen anderer großer Städte".


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