Täglich steigende Corona-Neuinfektionen: Schulen sind gewappnet für Fernunterricht
Eltern, Schüler und Schulleiter haben große Sorge, dass flächendeckend Unterricht wieder nach Hause verlegt wird. Unterdessen kommt das Förderprojekt Rückenwind wegen fehlender Freigaben durch das Land nicht voran.

Intensivstationen sind voll, Corona-Fallzahlen steigen: Familien sorgen sich davor, dass Schulen wieder schließen. Die Verantwortlichen sehen sich für Fernunterricht gut aufgestellt, sollte er wider Erwarten kommen. Unterdessen kommt das Landesprogramm Rückenwind, das Kinder fördern soll, schwer voran.
Info-Post zum Fernlernen
Eltern der Heilbronner Heinrich-von-Kleist-Realschule erhalten demnächst Info-Post zum Fernlernunterricht, sollte er kommen. Auch den Lehrern hat Rektorin Melanie Haußmann schon gesagt, sie sollten sich für Homeschooling vorbereiten. Heilbronn hat unterdessen viel getan bei der Digitalisierung der Schulen. Lehrer, die wollen, haben ein Endgerät erhalten. "Wir sind bei den Rahmenbedingungen gut aufgestellt", sagt Melanie Haußmann, die auch Geschäftsführende Schulleiterin in der Stadt ist.
Ulrich Müller, der das Gymnasium in Eppingen leitet, sieht die Schule gut aufgestellt. Natürlich könne man sofort auf Fernunterricht umstellen, sollten Schulen tatsächlich geschlossen werden, betont der Direktor. "Die Lehrer können auf jeden Fall umschalten." Das Gymnasium habe in den vergangenen Wochen die Lernplattform Moodle gepflegt, um Kinder, die krank sind, zu versorgen.
Schulen sind vorbereitet
Bei fünf Corona-Fällen pro Klasse müsse die Gruppe schon jetzt in Quarantäne, sagt Marco Haaf, Ansprechpartner der Schulleiter von Gymnasien. "Die Schulen müssen darauf vorbereitet sein." Er hofft aus sozialen Gesichtspunkten darauf, dass Präsenzunterricht möglich bleibt. Anders sieht es beim Förderprogramm aus. Viel Wind war zu Beginn des Schuljahres um das Projekt Rückenwind gemacht worden. Allein: Es herrscht Flaute bei dem Förderprogramm, das die durch Corona entstandenen Defizite hätte ausgleichen sollen. Erst taten sich die Schulleiter schwer, geeignete Menschen zu finden. Dann hatten sie Personal, doch das Regierungspräsidium hat in vielen, wenn nicht gar den meisten Fällen die Freigabe dazu noch nicht erteilt. "Wenn schon etwas angelaufen ist, dann mit den Bildungsgutscheinen", weiß Jana Kolberg, Sprecherin der Gewerkschaft GEW in Hohenlohe Die Schulleiter, ergab die stichprobenartige Umfrage, sind auch ohne Rückwind ausgelastet, haben anderes zu tun, als Verträge zu sichten und Konzepte zu erstellen.
Verträge fehlen
Rainer Süßmann, kommissarischer Leiter der Georg-Wagner-Schule Künzelsau, war einer der Glücklichen, dem es schnell gelungen war, drei Menschen dank persönlicher Kontakte parat zu haben. Auch Kooperationen waren angeleiert. Doch passiert ist seither nichts: "Es fehlen die Freigaben", sagt Süßmann. Das bestätigt Frank Eber, Schulleiter vom Bildungszentrum Bretzfeld. "Wir haben Konzepte entwickelt, uns um Assistentinnen bemüht, Kurse eingerichtet und Schüler überprüft, doch es hängt jetzt an der Genehmigung." Zwei Lehramtsstudentinnen hätten unzählige Dokumente eingereicht. "Doch die Überprüfung durch das RP nimmt viel Zeit.
Viel zusätzliche Arbeit
Das enttäuscht nicht nur Eltern und Kinder, sondern ist für auch für uns Schulleitungen eine herbe Enttäuschung", sagt Eber: "Wir haben viel Zeit investiert und dürfen nicht umsetzen."
Die Zeit aber ist rares Gut. Vier Stunden habe er am Montag mit Corona zu tun gehabt, berichtet Matthias Wagner-Uhl, Leiter der Gemeinschaftsschule Neuenstein. Und er fürchtet, es wird noch mehr. Immer mehr Tests sind positiv, auch wenn die Familien einen sehr sorgsamen Umgang mit dem Virus an den Tag legen.
Trotzdem kommt es zu Ausfällen auch bei den Lehrern, die zudem an der Belastungsgrenze angekommen seien. "Es gibt Schulen, die sind schon sehr schlecht versorgt gewesen, wenn nun noch drei Kollegen krank sind, bricht alles zusammen", weiß Wagner-Uhl. Deswegen und weil noch immer kein Tarifangebot der Schulträger vorliege, ruft die GEW am Freitag zum Warnstreik auf, berichtet Jana Kolberg.