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Rückenwind für Schüler ist bislang eher eine Flaute

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Das Land kündigt ein großes Förderpaket fürs kommende Schuljahr an. Der Haken: Das Kultusministerium nennt den Rektoren noch keine Details. Und bald beginnen die Ferien.

Viele Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe: Das Land will an Schulen ein zweijähriges Förderprogramm auflegen.
Foto: vejaa/stock.adobe.com
Viele Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe: Das Land will an Schulen ein zweijähriges Förderprogramm auflegen. Foto: vejaa/stock.adobe.com  Foto: vejaa/stock.adobe.com

"Eineinhalb Seiten nichts." Mit diesen Worten beschreibt ein Schulleiter aus der Region einen Brief, der dieser Tage aus dem Kultusministerium gekommen ist. Eigentlich sollte es darin um Details zum Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind" gehen. Mehr als eine Vorabinfo, so heißt es aus der Schule, sei das aber nicht. Die Zeit drängt, um rechtzeitig das Personal für das Projekt zu bekommen.

Für Elternvertreter ist die Ankündigung "relativ dürftig"

Zumindest in einer Pressemitteilung aus dem Kultusministerium wird Großes versprochen. Kultuministerin Theresa Schopper (Grüne) wird darin zitiert: "Lernen mit Rückenwind ist ein umfangreiches Maßnahmenpaket, mit dem wir sicherstellen wollen, dass Schülerinnen und Schüler wieder Anschluss finden." In der Region fallen viele Reaktionen verhalten aus. "Das ist relativ dürftig", ist Christoph Eberlein enttäuscht. Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats Heilbronn begrüßt zwar, dass die Förderung über zwei Jahre dauern soll. "Es fehlen aber die Details", sagt er. "Ich bin fassungslos." Die Pandemie dauere nun schon fast eineinhalb Jahre, und kurz vor den Sommerferien sei nur eine Ankündigung gekommen. "Ich hatte mehr erwartet." Er wünscht sich zudem einen Regierungsgipfel mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann: Die Schulen bräuchten mehr Lehrer.

 


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Rektor wünscht sich Personen mit "pädagogischem Gespür"

Das Kultusministerium gibt selbst zu, dass für das Bund-Länder-Programm die Schulen zusätzliche Unterstützung benötigen. Um die Schulen bei der Suche nach geeigneten Personen und Kooperationspartnern zu unterstützen, soll deshalb ein Registrierungsportal erarbeitet werden. Die Grund- und Gemeinschaftsschule in Gemmingen macht bereits mit einem Jugendlichen gute Erfahrung, der am Bundesfreiwilligen-Dienst teilnimmt. Rektor Christian Mair sagt aber: Der Erfolg des neuen Förderprogramms "steht und fällt mit Personen, die ein pädagogisches Gespür haben". Ob es gelingt, bis zum neuen Schuljahr die externe Hilfe zu bekommen? "Ich wünsche es mir", sagt Christian Mair.

Das Land will den Fokus auf jene Klassenstufen, die für eine Schulwegeentscheidung relevant sind: Viertklässler, Neun- und Zehntklässler sowie die Jahrgangsstufen an den Gymnasien. Christian Mair hätte es begrüßt, könnten die Schulen vielmehr selbst eigene Schwerpunkte setzen.

Zeitlich eng: So schätzt Schulleiter die wenigen Wochen bis zum Schuljahr ein

Klaus Pfeil, der die Realschule in Güglingen leitet, bedauert, dass wieder nur in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch auf die grundlegenden Kompetenzen geschaut werden soll. "Eigentlich müsste man bei jedem Schüler individuell prüfen, wo Förderbedarf besteht." In etwas über einer Woche beginnt die sechseinhalbwöchige Auszeit: In den Ferien Personal zu finden, sei zeitlich eng.

Marco Haaf, der als Sprecher die Schulleiter von Gymnasien in der Region vertritt, sieht das genauso. Er wünsche sich wenigstens Informationen, wann mit endgültigen Details zu rechnen sei. Dann könne man sich den Zeitraum freihalten.

Carolin Jesser, Rektorin der Luise-Bronner-Realschule Heilbronn, findet das Programm eine gute Sache. Sie begrüßt beispielsweise, dass Schüler auch in ihren sozial-emotionalen Fähigkeiten gestärkt werden sollen. Bei jedem Schüler müsse man individuell prüfen, wo Schwächen lägen. "Kein Abschluss ohne Anschluss": Das ist ihr genauso wichtig. Im Corona-Jahr seien aber Praktika weggefallen. Mancher Jugendliche wisse deshalb nicht, wohin es beruflich gehen solle. Letztendlich wichtig sei beim Förderprogramm eines: "Ohne Personal geht es nicht."

 


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Kommentare

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Rose Frank am 20.07.2021 11:16 Uhr

Ach, dann lassen wir's doch einfach ganz mit der Schulausbildung unserer Kinder. Die eine Hälfte der Schulen wird in den nächsten Jahren sowieso weggeschwemmt werden, die andere wg. mangelnder Klimatauglichkeit (keine Heizung oder keine Kühlung oder keine Lüftung etc. pp. möglich) nicht mehr benutzbar sein - lasst uns den Kindern lieber Überlebenstechniken beibringen, das werden sie viel dringender brauchen.

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