Meinung zur Situation an Schulen: Viel dazu gelernt, dennoch liegen die Nerven blank
Die Schulen setzen alles daran, in diesem Winter offen zu bleiben. Fraglich bleibt, ob dies in der vierten Welle gelingen wird. Unsere Autorin meint außerdem, der Sommer hat nicht gereicht, um Akkus bei Schülern, Eltern und Lehrern aufzuladen.
Die Kurve der Neuinfektionen schnellt nach oben. Gegengleich verläuft die Stimmungskurve, nicht nur bei Schülern und Lehrern. Die gesamte Gesellschaft ist es zwischenzeitlich leid, täglich mit neuen Hiobsbotschaften aus dem Kultusministerium, dem Gesundheitsministerium, vom Ministerpräsidenten und nicht zuletzt aus den Reihen der Familie und der Freunde konfrontiert zu werden. Das kurze Luftholen den Sommer über hat nicht gereicht, die Akkus zu laden.
Nachdem die Schüler massiv unter nun fast zwei Jahren Schule im Pandemiemodus gelitten haben, erachten es die Schulleiter für ungemein wichtig, die Schulen offen zu halten. Ob es aber gelingen wird? "Wir können nicht Glaskugeln lesen", sagt Neuensteins Schulleiter Matthias Wagner-Uhl und spricht damit vielen Kollegen aus der Seele. Wie im vergangenen Winter ist nur eines sicher: Nämlich dass nichts sicher ist.
Eines unterscheidet aber die Schule im Winter 2020 von der 2021: Es wurde viel dazu gelernt, viel getan. Geld investiert. Die allermeisten Schulen können von heute auf morgen in jede nur erdenkbare Variante Unterricht wechseln, in Fernunterricht, Hybrid- oder Wechselmodell. Die Schulen sind zu allem bereit.
Doch es darf nicht vergessen werden: Die Eltern sind es nicht mehr. Sehr viele sind zwischenzeitlich am Ende ihrer (emotionalen) Kapazitäten, aufgerieben zwischen Familienarbeit und den sich ebenfalls nahezu täglich verändernden Bedingungen bei ihrer Arbeit. Nicht nur die Lehrer sind an ihrer Belastungsgrenze. Auch die Familien. Beides zusammen birgt Zündstoff. Die Nerven liegen blank. Das zeigt sich überall und fast täglich.
Die Schulen tun sicher ihr möglichstes, trotz steigender Infektionszahlen offen zu bleiben. Zumal es auch für die Lehrer einfacher ist, nur Präsenzunterricht vorzubereiten, so wie sie es gewohnt sind. Doch auch in den Klassenzimmer fehlt Personal. Lehrer werden krank und fallen aus. Und das nicht nur wegen Corona.