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Kandidaten in der Weibertreuhalle
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Stimme-Forum zur Bürgermeisterwahl in Weinsberg: Es menschelt auf der Bühne

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Wenige Tage vor der Wahl bezogen vier der fünf Kandidaten für den Chefsessel im Weinsberger Rathaus beim Forum der Heilbronner Stimme Position. Rund 1200 Zuhörer verfolgten das Geschehen in der Weibertreuhalle. Wie haben sich die Kandidaten geschlagen?

Die Stimme-Redakteurinnen Sabine Friedrich (links) und Anja Krezer (rechts) fühlten den Kandidaten Tobias Kniel, Gülen Grombach, Torsten Clauß und Birgit Hannemann (v.l.) auf den Zahn.
Die Stimme-Redakteurinnen Sabine Friedrich (links) und Anja Krezer (rechts) fühlten den Kandidaten Tobias Kniel, Gülen Grombach, Torsten Clauß und Birgit Hannemann (v.l.) auf den Zahn.  Foto: Berger, Mario

Stadtentwicklung, Verkehr, Kinderbetreuung - wer hat die besten Konzepte, um künftig an der Spitze der Verwaltung die drängenden Fragen anzupacken, die die Stadt beschäftigen? Darüber entscheiden die Weinsberger am kommenden Sonntag bei der Bürgermeisterwahl. Rund 1200 Zuhörer haben am Dienstagabend die Gelegenheit genutzt, sich beim Stimme-Wahlforum ein Bild von den Amtsanwärtern zu machen. Vier der insgesamt fünf Kandidaten für die Nachfolge von Stefan Thoma waren dazu eingeladen, sich in der Weibertreuhalle den Fragen der Redakteurinnen Anja Krezer und Sabine Friedrich zu stellen.

Dabei menschelte es auf der Bühne auch immer mal wieder, etwa als Tobias Kniel über seinen Heiratsantrag sprach, an dem er auch die Besucher seiner Webseite ganz offen teilhaben lässt. Oder als Birgit Hannemann die Probleme schilderte, als alleinerziehende Mutter während Corona Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Dass sie Kandidaten zum Anfassen sind, die als Verwaltungschef oder Verwaltungschefin auf Bürgernähe und Partizipation setzen wollen, betonten alle Kandidaten unisono – und bemühten sich auch, dies zu vermitteln.

Die 35-jährige Juristin, Gülen Grombach, arbeitet in der Landesbehörde IT Baden-Württemberg.
Die 35-jährige Juristin, Gülen Grombach, arbeitet in der Landesbehörde IT Baden-Württemberg.  Foto: Berger, Mario

Gülen Grombach bricht keine Entscheidungen übers Knie

Gülen Grombach, die als einzige aus dem Reigen der vier ernstzunehmenden Anwärter auch in der Weibertreustadt wohnt, setzt in ihrem Wahlkampf genau auf diesen Heimvorteil: "Ich lebe seit sieben Jahren in Weinsberg, viele Menschen kennen mich hier." Die 35-jährige Juristin, die in der Landesbehörde IT Baden-Württemberg arbeitet, zeigte sich selbstbewusst, aber mit klarem Blick für Zuständigkeiten und Kompetenzen. Sie sei "niemand, der Entscheidungen übers Knie bricht", so Grombach.

Zur Haftungsfrage etwa, die vor gut einem Jahrzehnt mit ausschlaggebend für das Ende der Weibertreu-Festspiele war, würde sie zunächst eine rechtliche Prüfung durch Experten anstreben. Erst dann könne sie weitere Aussagen treffen zu der von ihr angeregten Wiederbelebung der Festspiele. Bei der Lösung der Verkehrsprobleme in der Innenstadt schwebe ihr eine "intelligente Steuerung" vor. Auch hier sei sie "kein Fachmann", bekannte Grombach, "aber ich kann Ideen geben".

Der 50-Jährige Torsten Clauß ist Vollzugsbeamter beim Gemeindeverwaltungsverband (GVV) "Raum Weinsberg".
Der 50-Jährige Torsten Clauß ist Vollzugsbeamter beim Gemeindeverwaltungsverband (GVV) "Raum Weinsberg".  Foto: Berger, Mario

Torsten Claußen bezieht klar Stellung

Torsten Clauß, derzeit als Vollzugsbeamter beim Gemeindeverwaltungsverband (GVV) "Raum Weinsberg" beschäftigt, bewies in der Diskussion der Sachthemen auch mal Mut zur Lücke und räumte freimütig ein, bei seinem Wahlkampf die wichtigen Aspekte Bildung und Betreuung "tatsächlich nicht auf dem Schirm gehabt" und erst in Gesprächen die Bedeutung dieser Themen erkannt zu haben.

Dafür bezog der 50-Jährige in anderer Hinsicht klar Stellung: "Wir müssen sowohl für die Bürger als auch für Flüchtlinge Wohnraum schaffen." Daher würde er bei der Flüchtlingsunterbringung in Weinsberg für eine weitere Containerlösung plädieren, so Clauß, der auf der Bühne zwar ein sicheres Auftreten an den Tag legte, sich in seinen Ausführungen aber meist kurz fasste.

Birgit Hannemann schiebt keine Verantwortung von sich

Die 44-jährige Birgit Hannemann ist die Geschäftsführerin des Verbandes "Zukunft Familie".
Die 44-jährige Birgit Hannemann ist die Geschäftsführerin des Verbandes "Zukunft Familie".  Foto: Berger, Mario

Auf das Thema Flüchtlingsunterbringung angesprochen, betonte Birgit Hannemann: "Es ist eine humanitäre Aufgabe, Flüchtlinge aufzunehmen. Wir wären auch froh, wenn es uns so erginge." Damit erntete die 44-Jährige ebenso Applaus aus dem Publikum wie mit ihrem Appell an die gegenseitige Rücksichtnahme aufeinander beim Thema Verkehr.

Ihre kommunalpolitische Erfahrung konnte die ehemalige Bürgermeisterin von Erdmannhausen im Kreis Ludwigsburg für sich nutzen und blieb bei kritischen Nachfragen zu ihrer Person wie auch bei den Sachthemen souverän und bestimmt. "Verantwortung wegschieben ist nicht meins", antwortete die Geschäftsführerin des Verbandes "Zukunft Familie" auf die Frage, ob nicht das Land die Weibertreu übernehmen sollte.

Der 39-jährige Tobias Kniel ist Geschäftsführer dreier kommunaler Zweckverbände, darunter dem Naherholungszweckverband Breitenauer See.
Der 39-jährige Tobias Kniel ist Geschäftsführer dreier kommunaler Zweckverbände, darunter dem Naherholungszweckverband Breitenauer See.  Foto: Berger, Mario

Tobias Kniel: Bürgermeister sollten Prioritäten richtig setzen

"Weinsberg ist für mich nicht zu groß", betonte Tobias Kniel (39), der sich auch mit kritischen Fragen zu seinem Wirken als Geschäftsführer dreier kommunaler Zweckverbände, darunter dem Naherholungszweckverband Breitenauer See, konfrontiert sah. Für einen Bürgermeister gelte es, "Prioritäten richtig zu setzen", so Kniel. Als Lösungsansätze brachte er unter anderem eine Einbahnstraßenregelung für die Innenstadt ins Spiel, beim Einzelhandelskonzept wolle er indes nicht der kommenden Gemeinderatssitzung vorgreifen, in der dieses Thema auf der Agenda steht. Der Stadtverwaltung attestierte Kniel, der auf der Bühne zunächst recht angespannt wirkte, "gute Arbeit". Auf dem Bestehenden könne man gut aufbauen.

Neben den vier Kandidaten, die beim Forum anwesend waren, steht noch Daniel Kollmus zur Wahl, der für die Satirepartei "Die Partei" antritt. Warum dieser nicht beim Stimme-Forum war, erfahren Sie hier.

 
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