Warum die Stimme den Kandidaten der Satire-Partei nicht zum Weinsberger Wahl-Forum einlädt
Die Heilbronner Stimme lädt Daniel Kollmus, den Kandidaten der Satire-Partei "Die Partei", vor der Bürgermeisterwahl in Weinsberg nicht zur ihrem Forum ein. Dafür hat sie gute Gründe, schreibt unsere Autorin.

Fünf Kandidaten stehen für die Weinsberger Bürgermeisterwahl am 19. November auf dem Stimmzettel, unsere Redaktion lädt zum Forum am kommenden Dienstag aber nur vier ein. Darüber beschwerte sich bei der öffentlichen Bewerbervorstellung der Stadt der nichteingeladene fünfte, Daniel Kollmus. Er erhielt dafür reichlich Applaus.
Die Heilbronner Stimme bleibt bei ihrer Entscheidung. Ja, der Bewerber der Satirepartei "Die Partei" erfüllt formal alle Kriterien für eine Kandidatur. Das tun andere Bewerber in anderen Orten auch, die Stimme bittet sie trotzdem nicht aufs Podium - immer dann nicht, wenn sie die notwendige Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Schließlich geht es bei einer Bürgermeisterwahl nicht um die Gründung eines Karnevalvereins, sondern um das wichtigste Amt, das in einer Kommune zu besetzen ist.
Daniel Kollmus wirbt mit Slogans wie "Für Weinsberg reicht's", "Das Dings behalten, das Dings gestalten" oder "Bürgermeister? Das bekomm' ich auch noch hin". Bei der Bewerbervorstellung in der Weibertreuhalle war sein einziges inhaltliches Statement, dass es mit ihm kein Windrad auf der Weibertreu geben wird – als ob das jemand jemals ernsthaft in Erwägung gezogen hätte. Die Äußerungen des Spaßvogels mögen ganz amüsant sein und einen gewissen Unterhaltungswert haben – der Würde des Bürgermeisteramtes sind sie nicht angemessen. Sie würdigen außerdem die anderen Kandidaten herab, die sich wirklich Gedanken über die Zukunft der Stadt machen und seit Wochen einen engagierten und kräftezehrenden Wahlkampf führen.
Die Heilbronner Stimme will mit ihren Wahlforen den Bürgern qualitativ hochwertige Veranstaltungen bieten und damit eine echte Entscheidungshilfe sein. Was sie nicht will: Selbstdarstellern als Plattform dienen, die sich einen Jux daraus machen, Kommunalpolitik zum Kasperltheater zu degradieren.
Daniel Kollmus wirft unserer Zeitung mangelndes Demokratieverständnis vor. Das Gegenteil ist der Fall: Wir wollen die Demokratie davor bewahren, dass sie der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Gerade in so ernsten Zeiten wie diesen.
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Stimme.de
Kommentare
Alfred Fischer am 09.11.2023 22:25 Uhr
Daniel Kollmus wirft der "Stimme" völlig zurecht mangelndes Demokratieverständnis vor.
Mit den Wahlforen sollen den Bürgern zwar laut eigener "Stimme"-Aussage qualitativ hochwertige Veranstaltungen angeboten werden, um den Wahlberechtigten eine echte Entscheidungshilfe für anstehende Wahlen zu bieten.
Eine "Auslese", wer von den unstrittig allesamt zugelassenen Bewerbern den Wahlberechtigten "zugemutet" werden könne, wie von der "Stimme" vorgenommen, entbehrt allerdings jeglicher Rechtsgrundlage.
Dann lieber auf ein ausschließlich von der Zeitung durch Ausschluß von Kandidaten vorab zensiertes "Wahlforum" gänzlich verzichten!
Den Wahlberechtigten ist durchaus zuzutrauen, daß sie sich selbst ein uneingeschränktes Bild von all ihren Kandidaten machen können und dies auch so dürfen.
Die Demokratie muß keinesfalls von selbsternannten "Demokraten" davor bewahrt werden, daß sie der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Durch solche Maßnahmen wird nur die ohnehin schon reichlich vorhandene Politikverdrossenheit noch mehr gefördert und die Demokratie nämlich durch eine derartige Wahlbeeinflußung schlichtweg selbst ausgehebelt.
Jörg Hauk am 09.11.2023 20:00 Uhr
Tolles Demokratieverständnis seitens der Stimme. Der Kandidat hat eine Bewerbung eingereicht und ist zugelassen worden. Ob er zu einer 'Satire' Partei gehört, oder ein 'Spassvogel' ist, haben Sie nicht zu bewerten, sondern sachlich und neutral zu berichten. Das ist die Aufgabe der Presse.
Wenn Sie während der Veranstaltung den Eindruck haben, dass der 'Selbstdarsteller' unsere Demokratie der Lächerlichkeit preisgibt, können Sie ihn immer noch vom Podium bitten.
Soviel muss unsere Demokratie aushalten, auch wenn sie in diesen 'ernsten Zeiten' von allen Seiten mit Füßen getreten wird. JH