Stadt sichert nach kontroverser Diskussion schnelle Maßnahmen im Neckarbogen zu
Eine Schranke und verkehrsberuhigende Maßnahmen sollen Raser vom Neckarbogen fernhalten. Auch ein zusätzlicher Sicherheitsdienst und eine verbesserte Müllbeseitigung soll die Lebensqualität im Heilbronner Stadtquartier erhöhen.

Ein Graben ist es nicht, der im Holzpavillion auf dem ehemaligen Buga-Gelände zwischen den Anwohnern des Neckarbogens auf der einen Seite und Verwaltung und Polizei auf der anderen Seite liegt. Doch die Distanz zwischen den beiden Parteien, die sich am Mittwochabend gegenübersitzen, ist zunächst groß. Auch das ungewohnt kalte Wetter, die gewitterartigen Regenfälle und die nur schleppend in Gang kommende Diskussion sorgen zunächst für eine frostige Stimmung.
Der Gesprächstermin war kurzfristig vereinbart worden, weil den Neckarbogenbewohnern die Probleme in ihrem Stadtviertel zunehmend unter den Nägeln brennen. Die Anwohner hatten 300 Unterschriften gesammelt, nachdem sich Ruhestörer und die Poserszene zunehmend im Stadtteil breit machten und die Lärmbelästigung am Wochenende bis spät in die Nacht anhält. Weder der kommunaler Ordnungsdienst noch die Polizei werden dem Treiben Herr. Auch mehrere Stadträte hatten sich mit Vorschlägen und Fragen an die Verwaltung gewandt.
Streit um subjektive Wahrnehmung
"Die Maßstäbe für unser Handeln ist Ihre subjektive Wahrnehmung", verspricht Oberbürgermeister Harry Mergel in dem Gespräch, nachdem zunächst das Ordnungsamt Heilbronn und die Polizei ihre Sicht der Dinge schildern. Überhaupt ist viel von subjektiver Wahrnehmung die Rede. "Wir haben reagiert und unternehmen deutlich mehr als in anderen Stadtteilen", versichert Ordnungsamtsleiterin Kristine Pohlmann.
"Die Rechtslage ist oftmals gar nicht so einfach", betont Thomas Nürnberger. "Wir versuchen uns immer ein eigenes Lagebild zu verschaffen und das ist nicht immer deckungsgleich mit Ihrer Einschätzung", sagt der Leiter des Polizeirevier Heilbronn. Bei den Bewohner sorgen diese Einschätzungen für Unmut. "Ich habe den Eindruck Ihre Wahrnehmung ist eine subjektive", ärgert sich Annerose Wolf. "Hier baut sich eine bedrohliche Atmosphäre auf und ich möchte Sie bitten, uns nicht Subjektivität zu unterstellen", ergänzt Alfred Schuster. "Wir sind vor vier Wochen hierhergezogen und haben uns gefreut, aber diese Freude ist weg, seit wir gesehen haben, was am Wochenende hier abgeht, wir konnten es gar nicht fassen", schildert Schuster seine Erfahrungen. "Bei uns im Haus sind vor Kurzem drei Partien ausgezogen, weil sie es nicht ausgehalten haben", ergänzt Daniela Bamberg.
Vier Maßnahmen für mehr Ruhe
Die Situation entspannt sich erst, als klar wird, dass die Stadtverwaltung nicht mit leeren Händen gekommen ist. Vier Maßnahmen sollen künftig für mehr Ruhe und Lebensqualität im Neckarbogen sorgen. Als Wilfried Hajek, der selbst im Neckarbogen wohnt, verkündet, dass "eine Schranke auf dem Parkplatz an der Jugendherberge angebracht wird", gibt es zum ersten Mal Beifall von den Bewohnern.
Auf große Zustimmung stößt auch die Ankündigung, dass ab sofort am Wochenende ein privater Sicherheitsdienst mit einer Zwei-Personen-Streife eingesetzt wird, der in den Abend- und Nachtstunden gegen Lärmbelästigungen vorgehen soll. Zudem verkündet der Baubürgermeister, dass die Strecke von der Bleichinselbrücke bis zum Ende der Paula-Fuchs-Allee verkehrsberuhigt werden soll und auf dem gesamten Gelände weitere Mülltonnen aufgestellt werden. Zusätzlich soll ein privater Dienstleister an sieben Tagen in der Woche die Parkanlagen sauber halten, als Ergänzung zur städtischen Müllentsorgung.
Im Gespräch bleiben
Auch die angekündigten Zebrastreifen auf der Brücke und der Theodor-Fischer-Straße sollen bereits in der nächsten Woche eingerichtet werden. Sie waren bereits nach Ablauf der Bundesgartenschau geplant. Auch diese Ankündigung kam bei den knapp 30 Anwohnervertretern gut an. "Man wollte hier ein verkehrsarmes Viertel und wir würden gerne mithelfen, dieses Ziel wieder zu verwirklichen", verspricht Annerose Wolf am Ende der rund 90-minütigen Veranstaltung unter dem Beifall der Mitbewohner. "Wir brauchen die Kritik und Diskussion und wollen auch im Gespräch blieben", versichert Harry Mergel und ergänzt "vielleicht nach den Sommerferien".