Heilbronner OB stellt sich Diskussion mit Neckarbogen-Bewohnern
Eine Bürgerinitiative im Heilbronner Stadtquartier Neckarbogen sammelt 300 Unterschriften und fordert ein entschiedenes Vorgehen gegen Raser- und Partyszene. Die Stadt verspricht, die Maßnahmen schnell umzusetzen.

Die Raser- und Partyszene hält die Bürger im Neckarbogen auf Trab. Inzwischen haben die Vorfälle im neuen Heilbronner Stadtteil zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Die "Bürgerinitiative für einen lebenswerten und zukunftsorientierten Neckarbogen" hat am 16. Juni eine Unterschriftenliste an Oberbürgermeister Harry Mergel übergeben.
Drei Forderungen an die Stadtverwaltung
Die Liste, auf der 300 Heilbronner Bürger unterschrieben haben, erhebt drei Forderungen gegenüber der Stadtverwaltung. "Die massiven nächtlichen Ruhestörungen durch den Autoposer-Verkehr müssen aufhören", lautet die erste. Weiterhin klagen die Bürger in dem Schreiben, dass "die lautstarken Feiern bis teilweise morgens um 5 Uhr die Nachtruhe stören" und das "starke Fahrzeugaufkommen mit schwerwiegenden Sicherheitsgefahren vor allem für Kinder und Fußgänger verbunden ist". Unterstützt werden die Stadtteilbewohner inzwischen auch von großen Teilen des Heilbronner Gemeinderats. "Ich habe mir die Situation vor Ort angeschaut und war fassungslos", schildert Marion Rathgeber-Roth die Lage. "Es ging teilweise zu wie auf dem Nürburgring", klagt die Stadträtin der Freien Wähler.
Mannheimer Modell gefordert
Zusammen mit der SPD-Stadträtin Tanja Sagasser-Beil hat sie Mitte Juni eine Anfrage an die Geschäftsstelle des Gemeinderats gestellt, in der mehrere konkrete Forderungen erhoben werden, um die Probleme im Neckarbogen in den Griff zu bekommen. Zudem wollten die Stadträtinnen wissen, wie häufig Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD)im Stadtteil in den vergangenen Wochen kontrollierten und wie viele Verstöße geahndet wurden. Gegenüber der Heilbronner Stimme sprach die Pressestelle der Stadt von 1200 Verstößen gegen das Parkverbot, die bisher 2021 geahndet wurden. Im Schreiben der Räte wird der Änderung der Beschilderung von "Anlieger frei" in "Anwohner frei" und die Anbringung eines versenkbaren Pollers genannt, der die Paula-Fuchs-Allee ab 20 Uhr sperrt. Sie verweisen auch auf die gezielten Programme und Aktionen der Stadt Mannheim unter dem Motto "Stop Posing".
In der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs hat die Polizei bereits seit 2016 Jagd auf die Raser- und Poser-Szene gemacht, die die Anwohner in manchen Stadtteilen regelrecht terrorisierten. Mit Erfolg: Zahlreiche hochgetunte Autos wurden stillgelegt, die Zahl der Ordnungswidrigkeiten ging seither deutlich zurück.
Prozess in Gang gebracht
Auch die Stadt hat inzwischen reagiert. Harry Mergel lud gestern Abend Vertreter der Polizei und Neckarbogen-Bewohner zu einem Gedankenaustausch vor Ort ein. "Die Stadt stellt sich der Verantwortung. Wir wollen einen Prozess für ein gutes Miteinander starten", versicherte der Oberbürgermeister. Der kam nach Anlaufschwierigkeiten im Holzpavillon auf dem Buga-Gelände auch in Gang.
Und die Stadt kündigte vor rund 30 Anwohnervertretern erste Konsequenzen an. Baubürgermeister Wilfried Hajek versprach, dass vor dem Parkplatz an der Jugendherberge eine Schranke angebracht wird. Die Strecke von der Bleichinsel bis zur Theodor-Fischer-Straße soll verkehrsberuhigt werden und die versprochenen Zebrastreifen bereits kommende Woche für mehr Sicherheit sorgen. Zusätzlich soll ein Dienstleister die Parkanlagen am Neckarbogen künftig an sieben Tagen in der Woche reinigen und am Wochenende ein privater Sicherheitsdienst in den Abend- und Nachtstunden das Gelände kontrollieren.