Öhringer Schlosshof wird zur Problemzone
Anwohner des Öhringer Schlosshofs ärgern sich über nächtlichen Lärm. Zweimal wurde Volksfestständle aufgebrochen. Auch Schüsse aus einer Softair-Pistole wurden abgefeuert.

Den Menschen, die rund um den Öhringer Schlossinnenhof wohnen, reicht es. Nicht nur einmal haben sie sich bei Stadtverwaltung und Polizei über zu laute Jugendliche, den beschädigten Aufzug und herumliegenden Müll beschwert. Jetzt eskaliert die Situation mehr und mehr.
Am Mittwochabend riefen Anwohner die Polizei, weil junge Menschen mit Softair-Pistolen auf das Schloss und Nachbarhäuser schossen. Das hat für einen 17 Jahre jungen Mann rechtliche Konsequenzen. Anfang der Woche war zudem das Volksfestständle an der Hofgartentreppe aufgebrochen worden. Das bereits zum zweiten Mal.
Inhalt eines Feuerlöschers versprüht
Geklaut wurde beim ersten Mal Nussnougatcreme. Nun wurde mit einem Feuerlöscher der Rollo aufgeschlagen, wieder Süßigkeiten geklaut und vor allem aber mit dem Feuerlöscher alles eingesprüht. "Die Partikel sind überall", sagt Timo Zöllner.
Der Schausteller betreibt mit seiner Familie während der Pandemie das Ständle bei der Alten Turnhalle. Jetzt muss er die gesamte Ware entsorgen. "Das ist alles kaputt", sagt Zöllner. Er schätzt den Schaden auf rund 7000 Euro. In den sozialen Medien ist die Anteilnahme für ihn und seine Familie groß. Alle, die sich äußern, würden das Ständle vermissen, könnten es aber gut verstehen, wenn Zöllners nicht weitermachen würden. Doch Zöllners lassen sich nicht unterkriegen. Seit dem Wochenende geht es weiter.
Anwohner sind entnervt

Doch ob sich schnell etwas an den Zuständen rund um den Schlossinnenhof ändert, daran zweifelt Timo Zöllner ebenso wie die Anwohner. Eine Familie aus der Kirchbrunnengasse schildert, wie sie am Wochenende mit der acht Jahre alten Enkelin ins Haus gehen mussten, weil die Erwachsenen nicht wollten, dass das Kind Zeuge der lautstark und unflätig geführten Unterhaltungen wird.
Eine Nachbarin, die Schichten arbeitet, erzählt, sie habe sich eine Klimaanlage gekauft, weil sie die Fenster nicht mehr öffnen könne. Einem jüngeren Anwohner hätten die randalierenden Jugendlichen Müll durchs geöffnete Fenster geworfen. "Wir kriegen hier alles mit", berichtet ihr Mann von Drogengeschäften im Durchgang zum Schlossinnenhof und der Bezahlung der Ware mit körperlichen Dienstleistungen.
Laute Autos, laute Radios
Bis morgens um vier dauere der Lärm an, berichten die Anwohner. Nicht selten kämen viele Autos gleichzeitig in den Innenhof gefahren, mit offenen Fenstern, um sich gegenseitig mit wummernden Bässen zu übertönen. Mehr noch als das Türenschlagen nervt die Anwohner, dass sie angepöbelt werden. Dazu komme der üble Geruch aus den verschiedenen Ecken. Polizei und Ordnungsamt habe man bereits eingeschaltet, berichten die Anwohner. Bis jetzt vergebens. Er habe hunderte von Fotos, sagt einer der Anwohner. Die zeigen auch deutlich, wer immer den Aufzug kaputt mache.
Drei Jugendliche würden den Aufzug rufen, reinrennen und gegen die gegenüberliegende Wand schlagen. So gerate das sensible System in eine Fehlstellung. Der ständig kaputte Aufzug war schon des Öfteren Thema im Gemeinderat.
Streetworker soll Gespräch mit Jugendlichen suchen
Man müsse mit den Jugendlichen reden, nicht über sie, forderte während einer dieser Diskussionen Patrick Wegener (SPD). Bedauert wurde, dass während der Pandemie die Nachtwanderer nicht hätten unterwegs sein können. Jugendliche suchen ein Platz, um sich zu treffen, sagte in diesem Zusammenhang Jugendreferent Hans-Jürgen Saknus.
Ordnungsamt und Jugendreferent hätten sich darauf verständigt, dass der Streetworker verstärkt versucht, Kontakt zu den Cliquen aufzumehmen, erklärt Stadtsprecher Michael Walter. Der Stadtverwaltung sei das Problem bekannt. Auch Polizeireveir und städtischer Vollzugsdienst seien sensibilisiert. Mit Blick auf den Aufbruch des Volksfestständles erklärt Timo Zöllner, dass die Belohnung für die Ergreifung der Täter auf 2500 Euro erhöht worden sei.