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Späte Weihnachtsmarktabsage sorgt für Wut in Heilbronn

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Wenige Tage vor der Eröffnung hat die Stadt den Heilbronner Weihnachtsmarkt abgesagt. Die Reaktionen auf diese Entscheidung reichen von Enttäuschung und Wut bis zu Verständnis. OB Harry Mergel rechtfertigt die Entscheidung.

Der Frust sitzt bei den Händlern tief. Am Montagmorgen mussten sie ihre Weihnachtsmarktstände wieder abbauen.

Foto: Mario Berger
Der Frust sitzt bei den Händlern tief. Am Montagmorgen mussten sie ihre Weihnachtsmarktstände wieder abbauen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Am frühen Freitagabend überwog noch die Vorfreude, umso tiefer saß der Frust am Samstagmittag, als durchsickerte, dass der Heilbronner Weihnachtsmarkt nun doch abgesagt wird. Und bei vielen Markthändlern und Schaustellern herrscht seitdem blanke Wut.

"Am Freitag wurde noch eine große Euphorie verbreitet und betont, der Weihnachtsmarkt findet auf jeden Fall statt und dann sowas", ärgert sich Timo Zöllner, der in der Sitzung mit der Spitze der Heilbronn-Marketing GmbH (HMG) und anderen Vertretern der Schausteller dabei war. "Viele Händler haben erst danach Ware geordert und ihr Personal organisiert", schildert der Vorsitzende der Schausteller und Marktleute im Bezirk Heilbronn die Lage. Die meisten seien von der Absage völlig überrascht worden, als sie am Samstag vor Ort ihre Hütten aufbauten. "Jetzt ist die Stimmung komplett am Boden", betont Zöllner.


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Guten Mutes

Das bestätigt Nina Weißmann, die seit 2008 Weihnachtsgebäck, Früchtebrot und Christstollen an ihrem Stand in der Fleiner Straße verkauft. "Was da abgelaufen ist, ist nicht mehr normal", lässt die 37-Jährige, die mit ihrem Mann in Obersulm eine Bäckerei betreibt, Dampf ab. "Wir hatten uns nach der Absage im vergangenen Jahr diesmal gar nicht beworben, erst nachdem uns der Marktmeister bekniet hat mitzumachen, haben wir zugesagt", erzählt Weißmann. Nachdem am Freitag noch einmal grünes Licht von der HMG kam, habe man sich am Samstagmorgen guten Mutes auf den Weg gemacht und den Stand eingerichtet. "Um 15.50 Uhr sickerte dann in der Innenstadt die Eilmeldung der Heilbronner Stimme durch. "Ich bin jetzt noch fassungslos, wie mit den Standbetreibern umgegangen wird", sagt Weißmann.

"Wir waren bis zuletzt zuversichtlich und guter Hoffnung, auch weil die Inzidenz die Woche über stabil war", betont Harry Mergel. Am Wochenende sei der Trend dann gekippt. "Die Gesundheit der Menschen und die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung haben absoluten Vorrang. Nach dieser Maxime haben wir entschieden, als die Inzidenzwerte deutlich nach oben gegangen sind", rechtfertigt der Heilbronner Oberbürgermeister die späte Entscheidung.

 

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Entscheidung macht wütend

Für Mark Roschmann, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Südwest in Stuttgart, ist dies "Symbolpolitik". In einem offenen Brief an Harry Mergel schreibt Roschmann: "Ich bin sprachlos und gleichzeitig wütend über diese Entscheidung." Vor allem kritisiert er, dass den Beschickern kurz zuvor noch ganz andere Signale gesendet wurden. Er wirft der Stadt Heilbronn zudem vor, dass sich "noch niemand über seelisch kranke, existenzbedrohte Schausteller Gedanken gemacht hat" und fordert finanzielle Entschädigungen.

Die hat die Stadt inzwischen angekündigt. So signalisiert die Verwaltung, verderbliche Ware für soziale Zwecke abzunehmen, den Ausstellern bei den Gebühren 2022 entgegenzukommen, Verkaufsmöglichkeiten auf dem Wochenmarkt anzubieten und alternative Standplätze bei Veranstaltungen im kommenden Jahr anzubieten. Den Vorschlag von Timo Zöllner, dass wenigstens Händler ihre Non-Food-Waren verkaufen können, erteilte die HMG dagegen eine Absage. Dafür gäbe es keine rechtliche Grundlage, betont HMG-Chef Steffen Schoch.


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Von Bethlehem über Heilbronn nach Lissabon

Ob Maria und Natalia Canawati, nächstes Jahr noch einmal die weite Anreise nach Heilbronn wagen, muss sich zeigen. "Wir sind sehr traurig, dass wir hier nicht unsere Schnitzereien aus dem Heiligen Land verkaufen können", sagen die 25-jährigen Zwillinge aus Bethlehem. Sie hatten für den Käthchen-Weihnachtsmarkt Schnitzereien aus ihrem Souvenirgeschäft eingepackt, das neben der Geburtstkirche steht. Kaum in Stuttgart gelandet, kam die Heilbronner Absage. Nun fliegen die Zwillinge nach Portugal, um in Lissabon ihrem Vater auf dem dortigen Weihnachtsmarkt zu helfen.

Öhringen baut weiter auf

Der Aufbau der bei Kindern beliebten Dampfeisenbahn auf dem Öhringer Marktplatz am Montagvormittag wurde gestoppt, der Aufbau der Stände läuft weiter: Öhringen will vorerst am Weihnachtsmarkt festhalten, der am Freitag eröffnet werden soll.


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