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Sozialarbeiter aus der Region berichten von mehr Sorgen und Nöten in Krisenzeiten

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Soziale Einrichtungen in der Region können Lebensmittelgutscheine der Aktion Menschen in Not vielfältig einsetzen. Außerdem berichten sie von mehr Menschen, die zur Tafel gehen, und von einer gestiegenen Zahl an Frauen und Familien, die mit hohen Preisen und Unsicherheiten zu kämpfen haben und Hilfe bei Beratungsstellen suchen.

von Annika Heffter
Preissteigerungen machen vielen Menschen zu schaffen. Die Sozialarbeiter in der Region berichten unter anderem, dass immer mehr Bedürftige das Angebot der Tafeln wie hier in Öhringen in Anspruch nehmen.
Foto: Archiv/Schnell
Preissteigerungen machen vielen Menschen zu schaffen. Die Sozialarbeiter in der Region berichten unter anderem, dass immer mehr Bedürftige das Angebot der Tafeln wie hier in Öhringen in Anspruch nehmen. Foto: Archiv/Schnell  Foto: Schnell

Die Zeiten sind hart, die Zahl der Menschen, die Unterstützung benötigen, ist hoch. Besonders die sozialen Einrichtungen in der Stadt und im Landkreis Heilbronn sowie im Hohenlohekreis spüren das. Wie groß die Not ist und was sie besonders beschäftigt, berichten Sozialarbeiter jedes Jahr bei einem Treffen mit dem Vorstand des Vereins Menschen in Not.

Der Austausch zwischen den Vereinsmitarbeitern zeigt, wie dringend die Spendengelder aus der Aktion der Heilbronner Stimme gebraucht werden und wo sie gezielt eingesetzt werden.

Lebensmittelgutscheine helfen in vielen Situationen

Bei steigenden Ausgaben in fast allen Lebensbereichen, berichten viele der Sozialeinrichtungen, seien besonders die Lebensmittelgutscheine der Aktion Menschen in Not sehr hilfreich. Einen "wichtigen Baustein" nennt sie etwa Angela Weber von der Schuldnerberatung für den Landkreis Heilbronn. "Bei Inflation und Preissteigerungen reicht das Geld bei vielen hinten und vorne nicht mehr", betont Gabriele Scholz vom Betreuungsverein im Hohenlohekreis.

Daniel Anselm von der Caritas Heilbronn-Hohenlohe berichtet von einer Person, "die erst kürzlich obdachlos geworden ist und nicht wusste, woher das Essen kommen soll". Auch für diesen Mann seien Lebensmittelgutscheine eine schnelle, ganz elementare Hilfe gewesen. Den Verein Menschen in Not schätzt Anselm aber nicht nur wegen der finanziellen Unterstützung, sondern auch wegen des bereichernden fachlichen Austauschs.

 


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Bei Bedürftigen und Mitarbeitern der Tafel gibt es mehr Druck

Außerdem, das betonen viele Sozialarbeiter, würden die Zahlen der Menschen, die zur Tafel gehen, immer höher. Das löse einen großen Druck aus - bei den Bedürftigen, aber auch bei ehrenamtlichen Mitarbeitern, die in den Tafelläden arbeiten und sich um die Beschaffung der Produkte dort kümmern.

Ein weiterer schwieriger Punkt, den einige soziale Einrichtungen aus der Region nennen, ist die Lage von Frauen und Familien. "In diesem Jahr konnten wir eine Zunahme alleinerziehender Frauen, die bei uns Hilfe suchen, feststellen", berichtet etwa Andrea Büttner von der Schuldnerberatung der Awo in Heilbronn. "Wir erleben, dass die Nöte von Familien größer geworden sind", bestätigt auch Sabine Hönnige von Pro Familia Heilbronn. "Besonders die Übergänge werden zunehmend schwierig. Zum Beispiel: Wie schaffe ich es, auch nach der Geburt des Kindes weiter über die Runden zu kommen?"

 


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Kinder bürden sich viel Verantwortung auf

Martina Grön vom Heilbronner Kinderschutzbund erzählt, oft würden sich auch Kinder viel Verantwortung aufbürden, wenn sie merken, dass das Geld zu Hause knapp ist, und Wünsche nicht äußern oder an Klassenfahrten nicht teilnehmen. "Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, Herzenswünsche von Kindern zu erfüllen", sagt sie.

Auch die langen Wartezeiten auf Sozialleistungen würden einigen jungen Frauen und Familien Sorgen und Ängste bereiten: Wird das Geld reichen, bis die Anträge bearbeitet und genehmigt sind? Monatelange Überbrückungsphasen können Löcher in die Finanzplanung reißen. Auch hier setzt der Verein Menschen in Not Spendengelder ein und bietet einmalige Unterstützung für diese Übergangsphasen an.

Bei manchen Familien geht es jetzt ans Eingemachte

Micha Murek von der diakonischen Bezirksstelle in Brackenheim sagt: "Wir erleben eine signifikante Zunahme von Fällen mit Familien, bei denen es jetzt ums Eingemachte geht." Zudem würden vermehrt Familien Hilfe suchen, die zuvor in keiner schwierigen Lage gewesen seien. Immer mehr Menschen würden in die Armut rutschen. "Wir machen uns richtig Sorgen um das kommende Jahr", sagt Murek.

 


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Thomas Kallerhoff vom Kreisdiakonieverband in Künzelsau bemerkt vor allem, dass die Beträge, mit denen noch vor 20 Jahren gut geholfen werden konnte, nicht mehr ausreichen. Damals, sagt er, lag die Unterstützung pro Fall bei 20 bis 50 Euro. Heute würden selbst Hunderte von Euro die Not nur kurz lindern. "Die Zahl der Fälle hat sich bei uns statistisch nicht erhöht, aber diejenigen, die zu uns kommen, brauchen mehr Hilfe." Christoph Boll von der Schuldnerberatung der Aufbaugilde rechnet damit, dass ab Dezember noch mehr Menschen kommen werden, die Probleme mit Gas- und Stromschulden haben.

Sozialarbeiter hoffen auf großzügige Spenden für die Aktion Menschen in Not und damit für ihre Arbeit

Es melden sich im Laufe des Austauschs mit dem Vorstand von Menschen in Not noch mehr Sozialarbeiter aus der Region zu Wort. In einem sind sich die Experten einig: Sie alle hoffen auch in diesem Jahr auf großzügige Spenden von Lesern und Leserinnen für die Aktion Menschen in Not, damit der Verein ihre Arbeit auch weiterhin unterstützen kann.

 

Weitere Infos

Aktion Menschen in Not

 

 

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