SLK-Chef kritisiert Zeitpunkt der Corona-Lockerungen in Kliniken
Am Mittwoch ist eine neue Corona-Verordnung für Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Kraft getreten - nach Meinung des SLK-Chefs Thomas Weber zum falschen Zeitpunkt. Er spricht von einer "Explosion der Patientenzahlen".
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben erstmals seit Mai mehr als 10.000 Neuinfektionen binnen eines Tages an das Robert- Koch-Institut übermittelt. So wurden 11.561 neue Fälle gemeldet, so viele wie seit dem 20. Mai nicht, wie aus RKI-Daten vom Mittwoch hervorgeht. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bundesweit und in Baden-Württemberg knapp über 60, in der Stadt Heilbronn ist sie auf 105,9 hochgeschnellt.
Auch die Hospitalisierungsrate - also die Krankenhauseinweisungen in Verbindung mit Corona pro 100.000 Einwohner und Woche - geht nach oben und lag am Mittwoch bei 1,47. Eine Woche zuvor hatte sie noch bei 1,19 gelegen. An den SLK-Kliniken werden aktuell 23 Patienten stationär behandelt, davon zwei intensivmedizinisch.
SLK-Chef Thomas Weber spricht von einer "Explosion der Patientenzahlen", am Freitag vor einer Woche seien noch lediglich zwei Patienten bei SLK in Behandlung gewesen.
Was sich für Klinik- und Pflegepersonal durch die neuen Regeln ändert
Angesichts dessen zeigte sich Weber gegenüber unserer Redaktion "nicht glücklich" über den Zeitpunkt für die Lockerungen. Am Mittwoch ist eine neue Corona-Verordnung für Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Kraft getreten. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass Besucher in Krankenhäusern lediglich einen chirurgischen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen, auch die Begrenzung auf einen Besucher pro Tag und Patient wurde aufgehoben. Zum Schutz von Patienten und Mitarbeitern habe SLK diese Regeln nachgeschärft, sagt Weber. So dürfen Patienten nicht mehr als einen Besucher gleichzeitig empfangen, anders sei nämlich die nach wie vor gültige Abstandsregel meist gar nicht einzuhalten. Im Bereich Onkologie gilt bei SLK weiter die Pflicht, eine FFP2-Maske zu tragen, "das wird auch kontrolliert".
Eine wesentliche Änderung ergibt sich für ungeimpfte Krankenhaus-Mitarbeiter. Sie müssen künftig alle 24 Stunden ein negatives Schnelltestergebnis vorweisen. Zunächst muss SLK aber dafür erfassen, welche Mitarbeiter bereits geimpft sind und welche nicht - bisher sei das nicht möglich gewesen. "Das erhöht den Aufwand für uns schon deutlich", sagt Weber. Die Führungskräfte müssten zunächst den Impfstatus jedes Mitarbeiters dokumentieren und sich dann von ungeimpften Personen täglich einen negativen Testnachweis vorlegen lassen. "Natürlich bedeutet das eine Erhöhung des Drucks auf alle Ungeimpften", so Weber.
Landesregierung plant, auf die massenhafte Kontaktverfolgung zu verzichten
Wie am Mittwoch bekannt wurde, plant Baden-Württemberg außerdem, künftig auf die massenhafte Kontaktverfolgung bei Corona-Fällen zu verzichten. Das würde bedeuten, dass etwa Besucher von Gaststätten, Kinos oder Museen ihre persönlichen Daten nicht mehr hinterlegen müssen, etwa mit Hilfe der Luca-App oder handschriftlich. Das Gesundheitsministerium in Stuttgart bestätigte einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach das Land einen Strategiewechsel vorbereite. "Wer geimpft oder genesen ist, muss in aller Regel - auch wenn er oder sie Kontaktperson ist - nicht in Quarantäne." Künftig sei das Ziel, "die Kräfte auf eine intelligente Schwerpunktnachverfolgung von herausragenden Ereignissen zu konzentrieren".
Verlängerung der Sonderlage
Der Bundestag hat wegen der Corona-Krise weiterhin eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite" festgestellt. Für einen entsprechenden Antrag der Regierungsfraktionen von Union und SPD votierten am Mittwoch 325 Abgeordnete. Dagegen stimmten 253 Parlamentarier, fünf enthielten sich. Die Sonderlage gilt damit vorerst für weitere drei Monate.