Regionale Politiker sind uneins über Atomkraft-Verlängerung
Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat eine Debatte über eine Verlängerung der Atomkraft in Deutschland entfacht. Das befürwortet auch der regionale CDU-Abgeordnete Fabian Gramling. Es brauche die Kernkraft zur Versorgungssicherheit. Entschieden widerspricht der Hohenloher Grünen-Abgeordnete Harald Ebner.

Soll Deutschland länger auf Atomkraft setzen? Diese Frage hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) aufgeworfen. "Die Menschen erwarten, dass wegen des Klimaschutzes, der Abhängigkeit von Putin und der Inflation alle Möglichkeiten erwogen werden", sagte er der "Bild".
Wirtschaftlich sei er zwar nicht überzeugt, dass sich neue Investitionen in Kernkraft rechneten. "Aber Deutschland darf sich einer Debatte nicht verschließen, die überall auf der Welt geführt wird. Ich rate dazu, die Argumente vorurteilsfrei auf den Tisch zu legen."
Habeck: Atomkraft ist kein Weg, den Deutschland gehen wird
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonte: "Ideologiefrei fachlich wurde das Thema Anfang der Legislatur noch mal durchgeprüft." Zur Atomkraft gebe es damit nicht mehr viel zu sagen. "Das ist kein Weg, den Deutschland weiter gehen wird."
Bis Jahresende sollen die drei letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden: Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Block 2 des Kernkraftwerks in Neckarwestheim (GKN II). Sie erzeugen derzeit rund sechs Prozent des deutschen Stroms. Die Betreiber hatten mehrfach erklärt, keine Laufzeitverlängerung anzustreben.
Gramling fordert, Kernkraftwerke 1,5 Jahre länger laufen zu lassen
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling aus dem Wahlkreis Neckar-Zaber fordert dennoch, die Meiler länger laufen zu lassen. "Ich glaube, dass die Kernkraft in Deutschland keine Zukunft hat", sagte er. "Aber wir müssen die Versorgungssicherheit in den Wintermonaten gewährleisten." Wenn die Stromerzeugung aus Gas zurückgefahren werde und die Kernenergie wegfalle, würden zwölf Prozent der Stromerzeugung fehlen. Diese Lücke mit Kohlestrom zu überbrücken, sei fragwürdig.
Habeck müsse deshalb eine Verlängerung der Laufzeiten um rund anderthalb Jahre prüfen, fordert Gramling. Das sei auch von den verfügbaren Brennstoffen und Sicherheitsfragen abhängig. "Ich finde es bedenklich, dass Belgien die Laufzeit für eines der unsichersten Kernkraftwerke Europas um zehn Jahre verlängert und wir drei Kraftwerke abschalten, die zu den sichersten zählen".
Ebner kritisiert hohe Kosten der Endlagersuche
"Die Bundesregierung hat diese Prüfung vorgenommen", entgegnet der Hohenloher Grünen-Abgeordnete Harald Ebner. Das Ergebnis sei eindeutig: Der Anteil der Kernenergie sei vernachlässigbar, der Strom zu teuer. Und schon jetzt koste die Endlagersuche eine Milliarde Euro. Zudem fehlen Brennstäbe, sagt Ebner. "Die Atomkraft ist keine günstige und schon gar keine kurzfristige Lösung."
Wichtig außerdem: Für die Reaktoren in Bayern und Niedersachsen seien keine Sicherheitsprüfungen mehr durchgeführt worden. "Ich finde es krass, vor diesem Hintergrund überhaupt darüber nachzudenken. Wer soll das verantworten?"
Aktuell ist Block 2 des GKN in Neckarwestheim für die letzte Revision heruntergefahren worden. Bis übernächste Woche prüfen Sachverständige die Rohre zur Dampferzeugung. In den Vorjahren waren dabei Risse gefunden worden, die verschlossen werden mussten.
Nach Angaben des Betreibers EnBW arbeiten aktuell 700 Menschen im Kernkraftwerk in Neckarwestheim. Dieses Personal sei auch nach der Abschaltung und während des Rückbaus nötig. Seit 2017 wird der erste Block zurückgebaut, bis Jahresende ist noch Block 2 am Netz. Je weiter der Rückbau voranschreitet, desto weniger Mitarbeiter seien im Einsatz, erklärt eine Sprecherin. Infrage kämen Bereichswechsel innerhalb der EnBW oder Altersteilzeitregelungen.
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