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Parkhäuser fürs Rad: Hier gibt es unterschiedliche Ansätze

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Sicherer Unterstand fürs Fahrrad: In Heilbronn am Hauptbahnhof soll es automatisch gehen. In Ludwigsburg bekommen Langzeitarbeitslose eine Stelle.

Marius Weber leitet die Radstation in Ludwigsburg. Foto: Simon Gajer
Marius Weber leitet die Radstation in Ludwigsburg. Foto: Simon Gajer

Fahrräder sicher in Parkhäusern unterstellen: Dazu gibt es unterschiedliche Konzepte. In Heilbronn setzen die Betreiber auf Automatik (städtisches Radhaus am Hauptbahnhof) oder ein System mit Schranke und Kassenautomat, wie es bei Pkw-Parkhäusern üblich ist (Schwarz-Gruppen-Parkhaus bei der Experimenta). In Ludwigsburg hingegen gibt das Sozialunternehmen Neue Arbeit seit 13 Jahren Langzeitarbeitslosen in der Radstation wieder Jobs: Mittlerweile betreibt die Firma im Großraum Stuttgart zwei weitere Stationen, sogenannte Service-Stationen gehören ihr schon länger. Wer in einer Radstation sein Fahrrad unterstellt, ist auf die Arbeitszeiten der Mitarbeiter angewiesen - bekommt dafür aber einiges.


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Die Radstation in Ludwigsburg bietet den Radlern einiges

Die Radstation in Ludwigsburg hat auch eine Werkstatt. Foto: Simon Gajer
Die Radstation in Ludwigsburg hat auch eine Werkstatt. Foto: Simon Gajer

"59, wie immer", sagt eine Frau gut gelaunt an einem Vormittag und übergibt ihr Rad einem Mitarbeiter. Die Nummer steht für den Platz, an das der Kollege das Rad stellen wird. Während sie sich schon wegdreht, wünscht der Mitarbeiter ihr noch einen guten Tag. Die Dame gehört zu den Dauernutzern, die ihre Räder in der Radstation am Bahnhof Ludwigsburg abstellen. Die Station ist viel mehr als ein sicherer Unterstand, den vor allem Arbeitnehmer und Schüler nutzen. Eine Werkstatt gehört dazu, Fundräder lagern Polizei und Stadtverwaltung hier ein. Früher konnten sogar Fahrräder ausgeliehen werden.

Darum geht es bei dem Projekt der Neuen Arbeit

Handarbeit in der Radstation Ludwigsburg: Das Team um Marius Weber nimmt die Fahrräder in Empfang und räumt sie per Hand ein.
Foto: Simon Gajer
Handarbeit in der Radstation Ludwigsburg: Das Team um Marius Weber nimmt die Fahrräder in Empfang und räumt sie per Hand ein. Foto: Simon Gajer  Foto: Gajer, Simon

Marius Weber leitet die Radstation, kam selbst über eine von der öffentlichen Hand geförderten Anstellung zu dem Job. Einst machte er eine Ausbildung zum Technischen Zeichner. Das ist schon eine Weile her. Über die Neue Arbeit fand er wieder eine Anstellung. "Ich hatte die Chance, den Fahrradmonteur zu machen", sagt er und meint damit eine weitere Ausbildung. Im richtigen Moment war Marius Weber da, als die Führungsstelle frei wurde. "Es macht Spaß", sagt er über den Job. Mit ihm arbeiten noch etwas mehr als eine Hand voll Kollegen in Ludwigsburg.


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Die Anforderungen, sagt er, seien hoch: Nicht jeder Kollege schaffe es, gleich morgens um 6 Uhr oder bis abends um 21 Uhr dort zu sein, um Räder entgegenzunehmen oder sie den Nutzern zurückzugeben. Manche, sagt Marius Weber, könne er flexibel einsetzen. Andere hingegen nicht. Geöffnet ist das Parkhaus auch an Wochenenden, dann von 7 bis 20 Uhr. Um den Jahreswechsel herum bleibt sie geschlossen.

Die Arbeit in den Radstationen wird vom Staat gefördert. "Ziel ist es, dass die Menschen wieder integriert werden", sagt Martin Tertelmann, der den Fachbereich Presse und Medien der Neuen Arbeit leitet. Für ihn haben die Radstationen deshalb gleich mehrere positiven Seiten. Sie seien für Fahrradfahrer eine Anlaufstelle. Räder könnten repariert werden. Das sei ein Vorteil, denn Radwerkstätten gebe es immer weniger, sagt er. Zugleich bekommen Arbeitslose einen Job. "Und wir bilden aus." Nicht zu vergessen sei der ökologische Aspekt, zählt er auf: Ältere Räder würden hier recycelt, anstatt weggeworfen - sofern sich der Aufwand lohnt.


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So ist die Auslastung in Ludwigsburg

Eindrücke der Radstation in Ludwigsburg. Foto: Simon Gajer
Eindrücke der Radstation in Ludwigsburg. Foto: Simon Gajer

An diesem Vormittag kommt immer mal wieder ein Kunde. "Ciao, Ciao", sagt eine Frau, während Marius Weber durchs Gebäude führt. Im Erdgeschoss die Werkstatt, im Obergeschoss die Fundräder und jene Fahrräder, die verkauft werden sollen. Neue Fahrradmäntel hängen an den Wänden, dazwischen auch Felgen. 220 Parkplätze, sagt er, gibt es. Nur 80 davon seien zurzeit belegt, vor Corona lag die Auslastung deutlich höher. Die Stammkunden hielten der Radstation die Treue. "Die Parker", wie Marius Weber sie liebevoll nennt. Gut 30 Räder werden pro Tag abgestellt und abgeholt. Potenzial für eine höhere Auslastung ist da. Marius Weber blickt sich draußen um, direkt neben dem Eingang sind Dutzende Räder abgestellt.

Das Heilbronner Radhaus kostet 1,1 Millionen Euro

In Heilbronn haben die Stadtväter beim Bau ihres hochmodernen Radhauses auf High-Tech gesetzt - zum Ärger vieler Nutzer. Bis heute ist der Rundbau am Hauptbahnhof, der mit 1,1 Millionen Euro mehr als doppelt so teuer wurde als ursprünglich geplant, umstritten. Nach zahlreichen Kinderkrankheiten funktioniert jetzt aber zumindest der vollautomatische Einzug der Räder weitgehend reibungslos.


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"Da es sich bei dem Fahrradparkhaus um einen Prototyp handelt, ist es unvermeidlich, dass vereinzelt auch jetzt noch Störungen auftreten", sagt Suse Bucher-Pinell auf Anfrage. Diese würden jedoch analysiert und behoben", so die Rathaus-Sprecherin. Die 122 Stellplätze auf acht Ebenen werden jedoch immer noch schleppend angenommen. Mitte 2022 gab es ganze 27 Langzeitparker. Aktuelle Zahlen nennt das Rathaus nicht. "Erst in einigen Monaten wird eine erneute Auswertung der Nutzerzahlen vorgenommen", erklärt Suse Bucher-Pinell.

Das steht in der Kritik

 Foto: Veigel, Andreas

Kritisiert wird von Radfahrern nach wie vor, dass eine Barzahlung vor Ort nicht möglich sei. Bezahlt werden kann ausschließlich per EC-Karte oder Kreditkarte sowie über eine App. Auch schwerere Räder und Drahtesel mit breiten Lenkern werden nicht angenommen. Und obwohl das Radhaus bereits Ende Oktober 2021 abgenommen wurde, lief es noch bis Anfang des Jahres im Probebetrieb. Nun erhofft sich die Stadt von der Eröffnungsfeier am 13. Mai und einer Werbekampagne einen Schub für das Radhaus.

Das kosten die Unterstände

In Heilbronn kostet das Jahresticket im Radhaus 90, der Dreimonatstarif liegt bei 27 Euro. Tagesparker zahlen einen Euro, Nachtparker, 50 Cent. In Ludwigsburg zahlen Dauermieter 50 Euro im Jahr, der Tag kostet laut Stadtverwaltung 50 Cent, die Woche zwei der Monat fünf Euro.

 
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