Nach Protestbrief des Betriebsrats: Oberbürgermeister Mergel sieht keine Probleme bei SLK
Im Stimme-Interview geht SLK-Geschäftsführer Thomas Weber auf die Vorwürfe bei der Patientenversorgung ein, die unter anderem vom Betriebsrat erhoben wurden. Der Aufsichtsrat mit OB Mergel an der Spitze will von den Problemen nichts wissen.
Die Kritik an der Situation bei SLK reißt nicht ab. Nach unserer Berichterstattung über einen Protestbrief des SLK-Betriebsrats an die Klinikleitung Mitte Januar haben unsere Redaktion zahlreiche weitere Zuschriften von Lesern erreicht. Patienten und Angehörige berichten darin über empfundene Mängel in der ärztlichen und pflegerischen Versorgung, bei der Hygiene und in der Kommunikation zwischen SLK-Mitarbeitern und Patienten.
Auch die Frage, ob der Aufsichtsrat der SLK-Kliniken mit Oberbürgermeister Harry Mergel an der Spitze seiner Kontrollfunktion ausreichend nachkommt, wird immer wieder gestellt.
Mergel will nichts von Vorwürfen wissen
Schriftlich antwortet das Büro von Mergel dazu: "Solche Vorwürfe sind mir nicht bekannt und sie wären angesichts der objektiven Zahlen auch nicht nachvollziehbar." 2022 seien 273.414 Patienten behandelt worden und lediglich 550 Beschwerden eingegangen, aber auch 471 mal ausdrückliches Lob.
Mergel wird weiter zitiert mit den Worten: "Wir kämpfen mit den gleichen Widrigkeiten wie alle Krankenhausträger in Deutschland und geben jeden Tag unser Bestes zum Wohle der Patienten."
Im Interview mit unserer Redaktion sagt SLK-Chef Thomas Weber, gerade in Zeiten vieler Erkrankungen wie zwischen den Jahren seien schwierige Abwägungen vorzunehmen: Es gehe darum, zu entscheiden, in welchem Umfang die Patientenversorgung aufrechterhalten werden kann und ab welchem Punkt man bestimmte Bereiche abmelden und Patienten an andere Kliniken weiterschicken muss. Diesbezüglich gebe es zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat unterschiedliche Auffassungen.
"Der Betriebsrat würde gern prophylaktisch agieren", sagt Weber. Das sehe die Klinikleitung aber kritisch, "weil wir die Patientenversorgung sicherstellen wollen und müssen". Im Laufe der Pandemie, auch im Jahr 2022, seien aber mehrfach Betten gesperrt worden, um den Druck auf das Personal zu reduzieren. Man reagiere "permanent auf Überlastungssituationen".
Weber räumt Unzufriedenheiten ein
Den Vorwurf, Mitarbeiter würden bei SLK nicht genügend gehört, wies Weber scharf zurück: Das akzeptiere er so nicht. Er könne nachvollziehen, dass es auch Unzufriedenheiten gebe, "aber die können wir an manchen Stellen nicht immer vollständig ausräumen". Der Personalmangel sei in dem Sektor ein großes Problem, nicht nur im SLK-Verbund, wo nach Angaben von Weber ungefähr "60 Köpfe" fehlen.
Drei Viertel der Krankenhäuser im Land werden laut einer Umfrage der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft BWKG das Wirtschaftsjahr 2022 mit einem Verlust abschließen. Der SLK-Verbund gehört nicht dazu. Thomas Weber erwartet ein Ergebnis, das höher als das im Vorjahr ausfällt - 2021 hatte SLK einen Gewinn von 4,3 Millionen Euro erzielt.
Erst für das Jahr 2023 plant der Verbund, auch aufgrund der gestiegenen Energiepreise, mit Verlusten. Allerdings würden diese nach jüngsten Prognosen wahrscheinlich weniger drastisch ausfallen als die ursprünglich veranschlagten elf Millionen Euro.
Mergel: Es gibt nicht das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften
Das Ziel, Gewinne zu erzielen, habe es, seit er Verantwortung trage, nie gegeben, wird Harry Mergel zitiert. "Allerdings ermöglichen uns positive Abschlüsse zusätzliche Investitionen in die Qualität des Krankenhauses." Von Thomas Weber heißt es: "Wir brauchen Gewinne, um unsere Handlungsfähigkeit zu behalten".
Ist der Personalschlüssel bei SLK zu niedrig? Auch diese Behauptung steht immer wieder im Raum. Man strebe ein Verhältnis von 6-5-4 examinierten Pflegekräften auf 72 Patienten an, sagt ein SLK-Sprecher. Das heißt: sechs Kräfte in der Frühschicht, fünf in der Spätschicht und vier nachts. "Wir müssen das aber kontinuierlich anpassen", ergänzt er, zum Beispiel, um auf die durchschnittliche Schwere der Erkrankung von Patienten und deren Hilfebedürftigkeit zu reagieren. Außerdem unterstützen in manchen Fällen weitere Hilfskräfte, das können etwa Auszubildende sein.