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Nach Auslaufen von Corona-Regeln bleibt die Vorsicht in der Gastronomie

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Restaurants und Gaststätten gehen gleitend zum Normalbetrieb über. Viele Beschäftigte in den Betrieben wollen zunächst weiter Maske tragen. Was wird von den Corona-Maßnahmen bleiben?

Eine Kellnerin mit Maske in vollem Einsatz: Die Pflicht, den Mund-Nasen-Schutz in der Gastronomie zu tragen, fällt am kommenden Sonntag.
Eine Kellnerin mit Maske in vollem Einsatz: Die Pflicht, den Mund-Nasen-Schutz in der Gastronomie zu tragen, fällt am kommenden Sonntag.  Foto: Marijan Murat

Sie haben den Tag seit über zwei Jahren regelrecht herbeigesehnt - die Gastronomiebetriebe im Land. Wenn am 2. April um vierundzwanzig Uhr praktisch alle Corona-Einschränkungen fallen, soll in Kneipen, Restaurants, Hotels und Clubs endlich wieder der Alltag einkehren. Am 1. April will die Landesregierung die entsprechenden Regelungen verkünden.

Verhaltene Freude

Die Freude unter den Gastronomen in der Region ist darüber noch verhalten. Denn die lange Zeit der Pandemie mit ihren ständig wechselnden Einschränkungen und Verordnungen hat Spuren hinterlassen. "Es ist jetzt das eingetreten, was man sich die ganze Zeit über gewünscht hat", sagt Thomas Rieck. Doch das Glücksgefühl hält sich beim Inhaber des Hotel und Restaurants An der Linde in Neckarsulm noch ein wenig in Grenzen. "Ich habe mit allen Beschäftigten gesprochen, und wir haben jetzt beschlossen, dass die Bedienungen und Service-Mitarbeiter auch die nächsten Tage noch Masken tragen", sagt Rieck. Auch die Desinfektionsmittel sollen an den Eingängen weiterhin stehen bleiben.

Die Hinweisschilder mit den lange gültigen Corona-Regeln, will man dagegen einmotten. "Wir wollen einfach auch mal sehen, wie die Gäste reagieren und die Eigenverantwortung stärken", betont der 51-jährige Gastronom. Außerdem seien derzeit auch viele Bürger an Corona erkrankt. Auch bei ihm herrsche daher eine gewisse Spannung, wie die Leute sich verhalten. "Nach zwei Jahren muss man sich ja fast wieder an die neue Freiheit gewöhnen", so der Gastronom, der das Neckarsulmer Restaurant und Hotel in zweiter Generation führt.


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Steigende Nachfrage

Immerhin hat sich sein Betrieb wieder deutlich stabilisiert. "Wir hatten seit Anfang März wieder richtig gute Besucherzahlen", freut sich Thomas Rieck. Auch die Anfragen für Feste und Catering zögen wieder an. Im Hotel sei dagegen die Zurückhaltung noch groß. "Da ist weiterhin viel Luft nach oben", so der Gastronom.

"Das Personal arbeitet zunächst weiter mit Masken, zum eigenen Schutz und weil die Infiziertenzahlen so hoch sind", sagt Timo Gries. Daneben sollen in der Gaststätte am Michaelsberg in Cleebronn und im Biergarten auch Schilder aufgestellt werden, mit dem Hinweis, dass Maskentragen weiterhin erwünscht sei. "Das haben wir auch mit dem Erlebnispark Tripsdrill abgestimmt", sagt Gries, der die Traditionsgaststätte zusammen mit seiner Frau Sandra und Sohn Kevin führt. "Auch die Abstände an den Tischen behalten wir zunächst bei und wir lüften regelmäßig", betont der Gastwirt.

Er hat festgestellt, dass sich das Verhalten der Gäste zum Positiven verändert habe. "Im Gegensatz zur Lage vor einem Jahr waren fast alle vorbereitet und haben den 3-G-Nachweis schon automatisch vorgezeigt", so seine Beobachtung. Zudem ist in Zeiten explodierender Spritpreise ein Trend weg vom Auto hin zum Fahrrad erkennbar. "Der Biergarten und das Restaurant waren am vergangenen Wochenende rammelvoll, und der Parkplatz war noch nie so leer", staunt Gries. Einige hätten ihn sogar gefragt, ob sie auch weiterhin Maske tragen dürfen.


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Skepsis im Club

Mehr Skepsis herrscht dagegen bei Mathias Kern. "Wir sind geübt in der Erfahrung, dass es jetzt noch kurzfristige Änderungen gibt, deshalb traue ich dem Braten noch nicht ganz", bleibt der Betriebsleiter der Heilbronner Laube vorsichtig. Die Clubs und Diskotheken litten 2020 und 2021 unter den schärfsten Einschränkungen und mussten monatelang schließen. Bleibt es bei den angekündigten Regeln wird Kern sie auf jeden Fall auch umgehend umsetzen. "Wir haben so viel mitgemacht, jetzt halten wir uns auch an die Vorschriften, wenn die Freiheiten kommen", versichert er. Groß feiern will Mathias Kern die neue Freiheit allerdings nicht. "Dazu ist einfach viel zu viel passiert", betont der Laube-Geschäftsführer.

Auch für Thomas Rieck ist klar, dass jetzt keine grenzenlose Freude ausbricht. "Wir denken jetzt prinzipiell schon positiv, aber die letzten zwei Jahre waren voller Nackenschläge", sagt der Neckarsulmer Gastronom. "Damit muss man erst mal klarkommen."


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Kein Streit um Maskenpflicht zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern

Nur langsam stellen sich Bürger und Beschäftigte in der Gastronomie auf die neuen Freiheiten ein. "Einige Mitarbeiter haben noch ein mulmiges Gefühl, weil sie es gar nicht mehr gewohnt sind, ohne Maske herumzulaufen", stellt Burkhard Siebert fest. "Wer will, kann weiterhin eine Maske tragen", sagt der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten Region Heilbronn (NGG). Ähnliches gilt auch in den Fachgeschäften wie Bäckereien und Metzgereien. Dort sei auch eine gewisse Verunsicherung zu spüren, sagt die NGG.

Dass es im Vorfeld vor Inkraftreten der Lockerungen in Betrieben Streit gegeben habe, ist ihm nicht bekannt. "Man muss abwarten, wie sich die Lage in den nächsten Wochen entwickelt aber mein erster Eindruck ist, dass die Partner sehr vernünftig mit den neuen Regeln umgehen", betont Siebert. Dazu passe, dass sich die Stimmung in der Branche aufhelle. "Ich stelle auch fest, dass die Kurzarbeit wegfällt", freut sich Siebert. So blickt der Gewerkschafter positiv in die Zukunft: "Die Leute wollen raus und ich hoffe, dass die Geschäfte wieder laufen und die Menschen ordentlich Arbeit haben."


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