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Nach Brandserie in Gundelsheim: Angeklagter zu zehn Jahren Haft verurteilt

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Wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung hat das Gericht in Heilbronn den angeklagten 32-Jährigen zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt. Damit ist der Feuerwehrmann für sieben Brände im Zeitraum von April 2019 bis November 2020 in Gundelsheim schuldig gesprochen.

Von unserer Redaktion und dpa
Die Feuerwehr löscht im Mai 2020 eine brennende Scheune in Gundelsheim. Das Feuer bedeutete Lebensgefahr für angrenzend schlafende Anwohner. 
Foto: Archiv Kinkopf
Die Feuerwehr löscht im Mai 2020 eine brennende Scheune in Gundelsheim. Das Feuer bedeutete Lebensgefahr für angrenzend schlafende Anwohner. Foto: Archiv Kinkopf  Foto: Kinkopf

Nach einer monatelangen Serie von Brandstiftungen in Gundelsheim  und Umgebung ist ein Feuerwehrmann zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht zeigte sich am Freitag überzeugt davon, dass der 32-Jährige sieben Brände im Zeitraum von April 2019 bis November 2020 gelegt und damit auch Menschenleben gefährdet hat. Denn in einem Fall stand ein Schuppen in der Nähe eines Wohnhauses, in dem eine vierköpfige Familie schlief. Deshalb musste sich der Deutsche auch unter anderem wegen versuchten Mordes verantworten.


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Unter anderem setzte er nach Überzeugung des Gerichts weitere Autos, Heustapel, eine weitere Scheune und ein Gasthaus sowie ein Vereinsheim in Brand. Der Schaden betrug damals insgesamt rund eine halbe Million Euro. Der Mann hatte im Prozess die meisten Taten eingeräumt und mit einer depressiven Störung erklärt. „Sie hatten sehr, sehr viel Glück, dass nicht noch mehr passiert ist“, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung.

Die Staatsanwaltschaft forderte zehneinhalb Jahre Haft für den gelernten Koch, der erst kurz vor den Brandstiftungen der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten war. (Az.: 1 Ks 9 Js 32834/20)

Warum werden Feuerwehrmänner zu Brandstiftern?

Im Prozess hatte Richter Roland Kleinschroth dem Angeklagten bereits vorgehalten, als Zeuge nach den Bränden den Verdacht auf andere gelenkt zu haben. Dass passe nicht zu seiner Aussage, erwischt werden zu wollen, hatte der Jurist erklärt. Der Deutsche habe Einwohner des kleinen Ortes monatelang in Angst und Schrecken versetzt.

Es ist keineswegs das erste Mal, dass in diesem Jahr ein Feuerwehrmann nach Brandstiftungen auf einer Anklagebank sitzt. Unter anderem wurde in Heilbronn bereits Mitte Juni ein damals 43 Jahre alter Mann zu neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Er hatte in Marbach mehrere Brände in seiner Wohnung sowie an einer Kirche und einem Polizeirevier gelegt. Die Kammer hatte die Tat als versuchten Mord und versuchte schwere Brandstiftung mit Todesfolge gewertet. Die Brände habe er gelegt, weil er mit dem politischen System unzufrieden sei, hatte der Mann erklärt.

Feuerwehrmänner als Brandstifter? Ausgerechnet? In solchen Fällen wollen die eigentlichen Retter nach einer früheren Einschätzung von Experten häufig Aufmerksamkeit und Bestätigung erhalten. Nach einer älteren Studie des Lehrstuhls für Kriminologie der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum wollen sich zudem vor allem junge Feuerwehrleute im Löscheinsatz beweisen. Brandstifter bei der Feuerwehr sind aber immer noch die deutliche Ausnahme. Belastbare Zahlen über brandstiftende Feuerwehrleute liegen jedoch nicht vor.

 

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