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Mordprozess: Sonderbare Flucht vor dem Ehemann

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Im Mordprozess Löwenstein sprechen Zeugen verdächtige Verhaltensweisen an. Der Ehemann überwachte E-Mails und Facebooknachrichten seiner getrennt von ihm lebenden Frau. Er erfuhr dadurch von ihrem Scheidungsplan.

Von Carsten Friese
Großes Polizeiaufgebot am Tag nach dem Mord im März 2017 in Löwenstein: Unter anderem suchten die Fahnder nach der Tatwaffe − bis heute ohne Erfolg. Foto: Hoffmann
Großes Polizeiaufgebot am Tag nach dem Mord im März 2017 in Löwenstein: Unter anderem suchten die Fahnder nach der Tatwaffe − bis heute ohne Erfolg. Foto: Hoffmann  Foto: Hoffmann

Im Prozess um den Mord an einer 59-jährigen Obersulmerin auf dem Parkplatz der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein wird die Luft für den angeklagten Ehemann dünner. Dass er seine getrennt von ihm lebende Ehefrau offenbar aus Eifersucht elektronisch überwachte, kam am Freitag im Landgericht zur Sprache.

Die 59-Jährige war in eine eigene Wohnung gezogen, hatte einen neuen Partner. Der beschrieb als Zeuge, wie der Sohn der Mutter eines Tages berichtet habe, dass ihr Ehemann sie trotz Trennung überwache. "Weißt du, dass er Zugriff auf deinen E-Mail-Account hat?", soll der Sohn die Mutter gefragt haben. E-Mails über eine geplante gemeinsame Urlaubsreise hatte sich das neue Paar zuvor zugesandt. "Für sie war das ein Schock", sagte der Lebensgefährte. Nach Angaben der Richter fand man diese E-Mails auch auf dem PC des Angeklagten. Das Datum: eine Woche vor dem Mordtag.

Mehr zum Thema: An diesem Tag geschah das Gewaltverbrechen in Löwenstein

 

Neuer Lebenspartner hat für die Tatzeit ein Alibi

Der Angeklagte Georg M. (63) streitet die Tat ab und schweigt im Prozess. Das Messer, mit dem der Täter Ende März 2017 vierzehnmal auf die Frau eingestochen hat, wurde nie gefunden. Der neue Partner von Margot M. hat ein Alibi. Er wohnt in Mannheim, das neue Paar hat sich nicht jeden Tag gesehen. Zur Tatzeit sei sein Handy im Mannheimer Raum eingeloggt gewesen, stellte Richter Roland Kleinschroth fest. Zudem las die Kammer Whats-App-Nachrichten der 59-Jährigen und ihres Lebensgefährten vom Tag vor der Tat vor. Mit "Guten Morgen, mein Schatz" und Kusssymbolen begrüßten sie sich, er schrieb von "meinem Schwabenmädel", sie dass sie lieber bei ihm wäre. "Das klingt nach einer äußerst glücklichen Beziehung", stellte der Richter fest.

Der neue Partner verwies auch auf eine sonderbare Szene, als die 59-Jährige etwa zwei Monate vor der Tat bei einer Autofahrt plötzlich in Panik geriet - weil ihr Mann angeblich hinter ihr fuhr. Sie sei "ängstlich, richtig nervös" geworden und sofort abgebogen. Sonst habe sie ihm nichts von Ängsten erzählt.

Ein weiterer Zeuge berichtete, dass der Angeklagte eines Tages zu ihm ins Geschäftsbüro kam und aufbrausend gefragt habe, was er mit einer verheirateten Frau wolle. "Da lief gar nichts", verstand der Mann diese Aktion nicht. Als er später, nach der Trennung Margot M.s von ihrem Ehemann, dann doch eine kurze Beziehung mit ihr hatte, soll sie ihn aufgefordert haben, nicht ans Fenster zu gehen - weil sie vom Ehemann beobachtet werde. "Die Angst war da", sagte der Zeuge.

Richter spricht von wackeligem Kartenhaus

Per Facebook schrieb Margot M. diesem Mann zudem, dass sie die Scheidung einreichen werde. Auch diese Nachricht fanden Ermittler auf dem PC des Angeklagten. Eindringlich sprach der Richter den 63-Jährigen an, ob er nicht doch Angaben machen möchte. Wenn ein Kartenhaus zusammenbreche, "ist nichts mehr zu retten".


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