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Löwenstein/Heilbronn
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Mord in Löwenstein: Die letzten Minuten des Opfers

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Dramatische Minuten zwischen Leben und Tod: Wie das Mordopfer an der Evangelischen Tagungsstätte im März 2017 in Löwenstein starb, schilderten am Montag Ersthelfer am Tatort als Zeugen vor dem Landgericht Heilbronn.

Von Helmut Buchholz
Der Prozess wegen Mordes wird vor dem Landgericht Heilbronn verhandelt. Foto: Berger
Der Prozess wegen Mordes wird vor dem Landgericht Heilbronn verhandelt. Foto: Berger  Foto: Berger, Mario

"Ich habe zuerst einen Schrei gehört, habe dann die Frau am Boden liegen sehen und bin hingerannt", berichtete eine Gesundheits- und Krankenpfleger-Auszubildende (26). Sie war Teilnehmerin eines Seminars zum Thema "Sterben" in der Tagungsstätte und eine der Ersten, die der durch Stichverletzungen stark blutenden Frau versuchte zu helfen.

"Sie hat gewimmert, hatte höllische Schmerzen", beschrieb die Ersthelferin. "Ich habe mich zu ihr hingekniet, sie zuerst gefragt, wie sie heißt." Das Opfer habe seinen Namen genannt, doch die 26-Jährige habe davon nur den Nachnamen verstanden. Dann fragte die Ersthelferin, ob sie in der Tagungsstätte arbeite. "Sie antwortete, dass sie hier arbeite, redete abgehackt."

"Ich habe versucht, sie mit Herzdruckmassage zu reanimieren"

In diesem Moment sei das Opfer kreidebleich geworden. Der Puls sei plötzlich hoch und dann weg gewesen. Dann habe die 59-Jährige das Bewusstsein verloren. "Ich habe versucht, sie mit Herzdruckmassage zu reanimieren. Doch ich habe schon gemerkt, da ist nichts mehr zu machen." Neun Minuten später war der Krankenwagen da. "Da war die Frau schon tot."

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"Hat das Opfer noch einen Hinweis auf den Täter gegeben?", wollte Vorsitzender Richter Roland Kleinschroth wissen. "Nein, dazu war sie nicht mehr in der Lage", lautete die Antwort der Krankenpfleger-Auszubildenden. Sie brauchte nach der Rettungsaktion selbst Hilfe, "ich bin dann erstmal weggekippt, war voller Adrenalin".

Mann bestreitet, seine Ehefrau erstochen zu haben

Weitere Gäste der Tagungsstätte unterstützten die Rettungsaktion. Eine Pflegepädagogin mit Mund-zu Nase-Beatmung, eine Heilpädagogin drückte mit einem Zipfel der Jacke des Opfers auf eine Wunde, um die Blutung zu stillen. Ein Heilerziehungspfleger setzte währenddessen einen Notruf ab, hielt die ganze Zeit die Verbindung mit der Polizei.

Das Gericht spielte diesen Notruf vor: Ein erschütterndes Dokument der letzten Minuten, das für Tränen im Gerichtssaal sorgte. Richter Kleinschroth richtete ein klares Wort an alle Ersthelfer, denen dieser Tod noch nachgeht: "Sie haben alles getan, was sie tun konnten. Mehr war nicht möglich."

Der Angeklagte, der Ehemann des Opfers, wirkte bei diesen emotionalisierenden Zeugenaussagen wie abwesend. Er bestreitet, seine von ihm getrennt lebende Ehefrau brutal erstochen zu haben.

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