Mitgliederzahlen der Parteien in Heilbronner Kreisverbänden: Grüne und AfD legen zu
Trend oder Momentaufnahme? Die meisten Parteien in der Region haben zuletzt zusätzliche Mitglieder gewonnen. Die AfD wächst besonders stark, seit die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus begonnen haben.

Grüne und AfD heißen die Gewinner, wenn man die Mitgliederentwicklung in den Heilbronner Kreisverbänden über die vergangenen vier Wochen betrachtet. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, weil die absoluten Mitgliederzahlen der Parteien in der Region überschaubar sind. Trotzdem scheint sich ein Trend zu bestätigen, der sich seit einem Jahr abzeichnet.
Bei den Grünen liegt die Differenz zwischen Zu- und Abgängen im Lauf der letzten vier Wochen nach Angaben des Kreisverbands bei 18. Seit Anfang 2023 kamen 55 Mitglieder neu hinzu, 38 kehrten der Partei den Rücken, ein Plus von 17 übers Jahr gesehen. In Summe zählt der Kreisverband 354 Mitglieder.
In den Kommunalwahlen sieht Amelie Kupitz einen wichtigen Grund für den Erfolg der Grünen bei der Mitgliederwerbung. "Viele junge und diverse Menschen wollen nun den Schritt in die kommunalen Gremien wagen und kandidieren auf Grünen Listen", sagt die Kreisvorsitzende. "Wir gehen somit gestärkt in die kommenden Europa- und Kommunalwahlen."
AfD: "Kommen mit Antragsbearbeitung nicht nach"
Über ein Jahr betrachtet ist die AfD in der Region die Partei, die am meisten Mitglieder dazugewonnen hat. Unter dem Strich steht seit Frühjahr 2023 ein Plus von 26. In den vergangenen vier Wochen sei das Interesse besonders rege, berichtet Dennis Klecker. Das ist die Zeitspanne, in denen es bundesweit und in vielen Städten und Gemeinden der Region Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD gegeben hat – unter anderem in Heilbronn, Eppingen, Öhringen und Neckarsulm.
"So einen Andrang an Neumitgliedern gab es zuvor noch nie." Derzeit seien 37 Anträge in der Warteschleife, da vor der Aufnahme ein Gespräch mit dem Kreisvorstand verpflichtend sei. Klecker sieht eine "Kampagne" gegen die AfD am Werk, das hätten viele "durchschaut". Regierungskritiker würden als "rechtsextrem oder Verschwörungstheoretiker" bezeichnet. Angaben zu absoluten Mitgliederzahlen der Kreisverbände macht die AfD nicht.
CDU: Positiver Trend auf Landes- und Bundesebene macht sich bemerkbar
„Der positive Trend der CDU auf Landes- und Bundesebene macht sich auch mit Blick auf die Neueintritte vor Ort bemerkbar", sagt der Kreisvorsitzende der Union und Bundestagsabgeordnete Alexander Throm. Auch er geht davon aus, dass die Kommunalwahl Schwung und mehr Mitglieder bringt. In den vergangenen Wochen verzeichnete der CDU-Kreisverband 18 Zugänge, 12 Mitgliedschaften wurden beendet, meist handelte es sich dabei laut Kreisverband um Todesfälle. Innerhalb eines Jahres hat der Kreisverband allerdings 16 Mitglieder verloren, insgesamt sind es derzeit 1725.
FDP verliert in der Region Mitglieder
Die SPD konnte aus Termingründen keine Zahlen zur regionalen Mitgliederentwicklung liefern. Negativ ist der Trend bei der Kreis-FDP mit einem Minus seit Anfang 2023 von 31 auf derzeit 320 Mitglieder, auch in den vergangenen Wochen zeigte der Trend bei den Liberalen nach unten. "Die jüngsten Entwicklungen sind deutlich durch die Bundespolitik beeinflusst", verortet Kreischef Matthias Mettendorf den Grund für die Unzufriedenheit in Berlin. "Andererseits sehen wir nun auch im Vorfeld der Kommunalwahlen durchaus, dass das Interesse an einer aktiven Mitgliedschaft im Moment wieder steigt."
Die Freien Wähler haben in ihrem Kreisverband nur rund ein Dutzend Mitglieder und sind weitgehend stabil. Der Verein in Neckarsulm ist laut der Vorsitzenden Ingrid Jäger in den letzten anderthalb Jahren von 60 auf 85 Mitglieder angewachsen. Die Linke verbucht seit 2023 einen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen, 115 sind es insgesamt im Kreisverband. "Mittlerweile merkt man eine deutliche Verjüngung der Partei, die auch bei uns stattfindet", beobachtet Florian Vollert vom Linke-Kreisverband, "wenn auch etwas weniger dynamisch als in den klassischen Uni-Städten Heidelberg, Freiburg und Tübingen".
So ist die Mitgliederentwicklung in den Parteien auf Landesebene
Auf Landesebene bleibt die CDU mit Abstand mitgliederstärkste Partei. Wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt, gab es im vergangenen Jahr einen hauptsächlich demografisch bedingten Rückgang von 53 469 Mitgliedern im Januar 2023 auf 52.415 Mitglieder in diesem Januar. Allein im Januar 2024 seien 330 neue Mitglieder in die CDU Baden-Württemberg eingetreten.
Leicht rückläufig ist die Tendenz auch bei der SPD. Ende 2022 hatte sie im Land 31.802 Mitglieder, Ende 2023 waren es noch 30 832. In der zweiten Januarhälfte verzeichne die SPD „eine auffällig hohe Anzahl an Parteieintritten“, sagte eine Sprecherin. Die Grünen in Baden-Württemberg hatten Ende 2022 exakt 16.669 Mitglieder, Ende November 2023 waren es noch 16.583. Im Januar 2024 kamen jedoch 630 neue Mitglieder dazu, so dass die Grünen im Land erstmals die Marke von 17.000 Mitgliedern übertroffen haben, wie eine Sprecherin mitteilt.
Die FDP zählte im Südwesten Ende 2023 9300 Mitglieder, ein Jahr zuvor waren es 9675. Mit Abstand am meisten Mitglieder hat die AfD gewonnen. Ende 2022 hatte sie 3741 Mitglieder, ein Jahr später sind es rund 5600. Alleine in den zurückliegenden Wochen habe es rund 150 Neueintritte gegeben, teilte die AfD auf Anfrage mit.