Gegen Rechtsextremismus gehen in Öhringen 1500 bis 2000 Menschen auf die Straße
Vor der Stiftskirche demonstrieren am Samstag 1500 bis 2000 Menschen gegen Rechtsextremismus. Auf der Bühne stehen auch Vertreter der Parteien CDU, FDP, Grüne und SPD sowie Landrat Matthias Neth.

In der Region gehen die Proteste gegen Rechtsextremismus und für Demokratie weiter. Am Dienstag gingen rund 10.000 Menschen bei einer Demo in Heilbronn auf die Straße. Am Freitagabend hat eine Kundgebung in Eppingen stattgefunden. Am Samstag versammelten sich auf dem Öhringer Marktplatz 1500 bis 2000 Menschen. Am Rande der Kundgebung kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der ein Mann, der zuvor in einer AfD-Gruppe zu sehen war, einen anderen in den Schwitzkasten nahm.
Demo auf dem Öhringer Marktplatz: Redner aus Belarus findet deutliche Worte
"Zuerst nehmen sie einen Teil der Menschen ihre Rechte und dann allen“, sagt Roman. Der junge Mann aus Belarus ist einer der Redner bei der Demo auf dem Öhringer Marktplatz am Samstagnachmittag. Er bezeichnet sich als doppelten politischen Flüchtling: „Zuerst war ich es wegen der Repressionen im Land und jetzt wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine“, bei dem die Regierung seiner Heimat Russland unterstützt.
Er hat deutliche Worte gefunden. Die hören rund 1500 bis 2000 Menschen auf dem Öhringer Marktplatz – so schätzt die Polizei. Sie sind aus Öhringen und Umgebung gekommen, um Flagge zu zeigen. Ein breites Bündnis aus Politik und Gesellschaft hat die Demo „Nie wieder ist jetzt! Vereint gegen die AfD, gemeinsam für unsere Demokratie“ organisiert. Roman sagt: „Vergessen Sie nicht, wie einfach es ist, alle Rechte zu verlieren!“ Den Tag der Demo wählten die Öhringer passend: Der 27. Januar ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Landrat auf Demo in Öhringen: Wer "Remigration" will "ist einfach nur unanständig"
Auf der Stiftskirchen-Treppe stehen am Samstag auch Vertreter der Parteien CDU, FDP, den Grünen, aus deren Reihen auch die Versammlungsleiter kommen, und der SPD, sowie Landrat Matthias Neth, eine Ukrainerin und zwei Vertreter der Awo und der evangelischen Kirche.
Neth sagt: „Ich will nicht gegen eine Partei reden“, man sehe ja, um wen es gehe. Gefährdet sei die Zukunft: „Wer will, dass Deutschland aus der EU austritt, opfert für einen dumpfen Nationalismus: Friede, Freiheit und Wohlstand.“
Außerdem äußert er sich zu den Inhalten des Treffens in Potsdam: Zu solchen, die „Remigration“ wollen, könne er drei Dinge sagen: „Erstens sind diese Menschen obszön, einfach nur unanständig“, zweitens sei diese vermeintliche Lösung inhaltlich falsch – „denn ziehen Sie mal alle ab aus der Gesellschaft, die dann weg wären“, damit fahre Deutschland nicht besser. Und drittens: Wer so etwas fordert, entrechte Menschen systematisch, „und das haben wir überwunden.“ Dabei verweist er auf den Gedenktag, an dem die Demo stattfindet.
Folgen des Rechtsextremismus in Öhringen noch sichtbar
Auf den geht auch Matteo Haag von der Jungen Union in seiner Rede ein, als er gemeinsam mit Vertretern der Jugendvereinigungen von FDP, Grüne und SPD auf der Bühne steht. Er fordert die Wähler und Vertreter der AfD auf: „Gehen Sie einmal mit dem Blick nach unten durch Öhringen.“ An den sogenannten Stolpersteinen sehe man die Folgen von Rechtsextremismus. Über Mitglieder der Partei sagt er: „Mögen sie auch noch so gemäßigt sein: Diejenigen, die mit Rechtsextremisten in einer Partei sind, sind keine Alternative für Deutschland."
Landtagsabgeordnete Catherine Kern (Grüne) betont, dass nicht alle gleiche Ansichten haben, es unterschiedliche Parteien und eine bunte Gesellschaft gibt. „Aber was uns eint sind Demokratie, Grundgesetz und Rechtsstaat. Und das soll bitte weiter so sein!“ Sie steht gemeinsam mit Arnulf von Eyb (CDU), ebenso Landtagsabgeordneter, auf der Bühne. Beide betonen die Wichtigkeit einer unabhängigen Presse.
Nach ihrem Auftritt geben Sie am Rand des Öhringer Marktplatzes insgesamt 300 Butterbrezeln aus. Und zwar gegen eine Spende für Correctiv. Das ist die Recherche-Gruppe, die das Treffen in Potsdam öffentlich gemacht hat, auf dem unter dem Titel „Remigration“ über Deportation von Menschen aus Deutschland gesprochen wurde. Laut Veranstaltern kamen dabei 700 Euro zusammen.


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