Demonstration gegen Rechtsextremismus in Heilbronn – 10.000 auf der Straße
Tausende Menschen sprechen auf dem Marktplatz mit einer Stimme: "Alle zusammen gegen den Faschismus". Sie sind am Dienstagabend auf die Straße gegangen, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren.

Bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus ist am Dienstagabend auf dem Marktplatz kaum ein Platz mehr frei. Tausende Menschen aus Heilbronn und den umliegenden Städten und Gemeinden sind dem Ruf des Heilbronner "Netzwerks gegen Rechts" gefolgt. Stimme.de berichtete am Abend in einem Liveblog über die Kundgebung.
Auf dem Platz vor dem Rathaus, in der Kaiserstraße und auf dem Kiliansplatz machen sich die Teilnehmer stark für Demokratie und protestierten gegen Faschismus und die AfD. "Wir sind mehr", ist auf einigen Schildern zu lesen. "Mehr als die Blauen", sagt Birgit Baumann-Schmied aus Weinsberg. "Die Krawallmacher und die AfD sind nicht die Mehrheit", sagt auch Dieter Schäfer aus Leingarten.
Demo in Heilbronn: Immer wieder brandet tosender Beifall auf
"Spaltung, Hetze und Deportationsfantasien – niemals, nicht mit uns", ruft Katharina Kaupp von der Rathaustreppe ins Mikrofon. Die Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Heilbronn-Neckar-Franken trifft den Nerv der Menschen. Immer wieder tosender Jubel. Auch als Oberbürgermeister Harry Mergel "Nein zu Hass und Ausgrenzung" sagt. Nicht nur die Gewerkschafterin hat "Pippi in den Augen". Tausende Kehlen rufen mit einer Stimme "Alle zusammen gegen den Faschismus".
Schweigende Mehrheit geht in Heilbronn auf die Straße
Markus Fischer aus Neckarsulm ist gekommen, um "ein Signal zu setzen". Was nicht nach deren Pfeife tanze, werde deportiert, sagt er und spielt damit auf das geheime Treffen unter anderem von Politikern der AfD in Potsdam an, bei dem offenbar über Pläne gesprochen wurde, wie Millionen von Menschen ausländischer Herkunft aus dem Land geschafft werden können. "Es ist höchste Zeit, dass die schweigende Mehrheit auf die Straße geht", sagt Jutta Dongus. Die AfD sei eine rechtsextreme Partei, "die gefährlich ist", sagt die Heilbronnerin.
Herbert Tabler aus Böckingen sieht die Gefahr, "dass der Druck von rechts immer stärker wird". Dass sich AfD-Funktionäre jüngst geheim in einem Besen in Erlenbach getroffen haben, spricht aus Sicht des Heilbronner SPD-Urgesteins Bände. "Wir müssen ein Zeichen setzen", sagt Tabler.
Mitschüler machen sich Sorgen um ihre Zukunft
Johanna Horn sieht in der AfD "verkleidete Faschisten". Die Schwaigernerin geht in Heilbronn in die Schule und erlebe, wie Mitschüler sich Sorgen machen. "Manche befürchten, dass sie abgeschoben werden könnten."
"Wir sind mehr", sagt auch Helen Schilpp aus Heilbronn und lässt den Blick über den Marktplatz schweifen. "Ich hoffe, dass alle, die heute hier sind, auch zur Wahl gehen." Ja, es gebe viel zu kritisieren an der aktuellen Politik. "Es ist aber unsere Aufgabe, die Probleme demokratisch zu lösen und nicht mit den Methoden der AfD", so Helen Schilpp.
Leingartener sieht eigene Tochter in Gefahr
Immer wieder brandet lauter Beifall auf. "Das Schweigen ist gebrochen. Heilbronn steht auf", sagt Stefan Reiner vom "Netzwerk gegen Rechts". Das findet Adelheid Antlaut gut. Die Weinsbergerin arbeitet in der Jugendhilfe und kennt junge Menschen, die sich fragten, "wie es für sie weitergeht. Dieter Schäfer aus Leingarten will nicht, dass seine Tochter in Gefahr gerät. "Wir wissen, was im Dritten Reich mit behinderten Kindern passiert ist."