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Klinik-Mitarbeiter in der Region arbeiten am Anschlag

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Personal knapp, Patientenzahlen hoch: SLK-Chef Thomas Weber betont, es werde kein Patient abgewiesen.

"Die Patientenversorgung in der Region ist sicher": Mit dieser Aussage ist SLK-Chef Thomas Weber jetzt an die Öffentlichkeit gegangen. Zuvor hatten Meldungen über andauernd hohe Personalausfälle im Verbund Sorge ausgelöst. Seit Wochen fehlen etwa 400 Mitarbeiter in wechselnder Besetzung durch eigene Krankheit oder Corona-Quarantäne. Die Urlaubszeit verschärft die anspannte Personalsituation im Verbund mit insgesamt 5600 Mitarbeitern weiter.

Starke Sommerwelle

Gleichzeitig verzeichnet SLK ein für den Sommer untypisch hohes Patientenaufkommen. Als Grund nennt Weber unter anderem die starke Covid-Sommerwelle - bis in der vergangenen Woche seien etwa 80 Patienten mit Corona bei SLK behandelt worden, das sei ein neuer Höchststand für diese Jahreszeit. "Zeit zum Durchatmen wie in den vergangenen beiden Jahren gab es in diesem Sommer nicht."


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Extrem hohe Patientenzahlen in der Notaufnahme

Hinzu kommt: In der Notaufnahme des größten Hauses, dem Klinikum am Gesundbrunnen, werden derzeit mehr Patienten als jemals zuvor gezählt, so Selim Aksoy, Pflegerischer Leiter der Zentralen Notaufnahme in Heilbronn. Rund 6000 Patienten seien im Juli erfasst worden. "So viele haben wir noch nie registriert." Aksoy bekräftigt: "Jeder Patient wird bei uns versorgt." Teils lange Wartezeiten seien jedoch nicht vermeidbar, auch deshalb, weil bei jedem Patienten bei der Aufnahme ein Coronatest gemacht werden muss. "Dadurch erhöht sich die Zeitspanne für Diagnostik und Behandlung." Es gelte, die Bevölkerung "dafür zu sensibilisieren und Verständnis zu schaffen".

Grundlegende medizinische Versorgung gewährleisten

Dorothea Vischer, die stellvertretende SLK-Pflegedirektorin, spricht von einer "schwierigen Lage für die Mitarbeiter": durch die Dauerbelastung und das ständige Einspringen für kranke Kollegen seien viele an ihren individuellen körperlichen und psychischen Grenzen. Der Anspruch, den eine Pflegekraft an die eigene Arbeit habe, nämlich Kontakt zu den Menschen zu haben, mit ihnen empathisch zu kommunizieren, könne kaum noch erfüllt werden, weil zunächst die grundlegende medizinische Versorgung gewährleistet werden müsse.


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Arbeiten am Limit bei den SLK-Kliniken


Patienten aus anderen Teilen des Landes werden zu SLK gebracht

Weber sagt, es sei Prinzip und Konsens bei SLK, dass man die Versorgung aufrechterhalte, auch wenn die Kapazitäten eigentlich ausgereizt seien. Andere Kliniken melden sich in solchen Fällen teilweise temporär beim Rettungsdienst ab und schicken Patienten weiter. Das Resultat kann sein: Patienten werden aus anderen Regionen zu SLK gebracht. Teilweise würden sie auch mit dem Hubschrauber quer durch Baden-Württemberg transportiert, sagt Weber: "Das zeigt den extrem kritischen Zustand, in dem sich das System befindet." Wenn der Druck weiter zunehme, könne er nicht ausschließen, "dass Patienten auch ein paar Stunden auf dem Gang warten müssen, bevor sie behandelt werden können."


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SLK-Chef fordert weitere Finanzhilfen für die Kliniken

Weber kritisiert zusätzlich die finanzielle Unklarheit für den Verbund nach Auslaufen der Corona-Ausgleichszahlungen zum 30. Juni. 24 Millionen Euro habe SLK 2021 bekommen - etwa, um zu kompensieren, dass Operationen abgesagt und Teile des Betriebs stillgelegt wurden, um Kapazitäten für Covid-Patienten freizumachen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch zwölf Millionen. Weber sagt, er erwarte auch angesichts der hohen Patientenzahlen der Sommerwelle, "dass die Politik uns nicht im Regen stehen lässt", ansonsten werde das zweite Halbjahr wirtschaftlich extrem schwierig.

Auch der Preisanstieg seit Februar, der bei manchen Produkten 20 bis 30 Prozent ausmache, müsse sich in den Budgets der Krankenkassen für die Kliniken widerspiegeln, fordert er.

Ausländische Kräfte gewinnen

Um mehr Pflegefachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und damit der angespannten Personalsituation im Pflegebereich entgegenzuwirken, arbeitet die Landesregierung enger mit der Bundesagentur für Arbeit zusammen, wie das Sozialministerium in Stuttgart jetzt mitteilte. Angeknüpft werde an das Programm Triple Win für nachhaltige berufliche Mobilität. Eine Million Euro sollen zur Verfügung stehen, um damit gezielt Sprachkurse für ausländische Pflegekräfte im Ausland zu fördern. 

 

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