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ICE-Halt in Heilbronn: Entscheidung fällt in Kürze

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Seit Monaten steht im Raum, dass 2024 wieder ICE-Züge in Heilbronn halten könnten. Der Grund ist eine baustellenbedingte Umleitung. Jetzt ist klar, wann die endgültige Entscheidung fallen soll.

Im kommenden Jahr geht die Deutsche Bahn eine Großbaustelle an. Die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt wird ab dem Sommer saniert und dafür vollständig gesperrt. Die Strecke ist ein Nadelöhr im deutschen Fernverkehr und gilt als überlastet. Während der fünfmonatigen Sperrung werden mehrere Maßnahmen gleichzeitig umgesetzt: eine neue Leit- und Sicherungstechnik, neue Weichen, neue Lärmschutzwände.

Seit geraumer Zeit steht fest, dass manche ICE-Züge aufgrund der Baustelle umgeleitet und durch die Region fahren werden. Sie nutzen statt der Relation Frankfurt-Mannheim-Stuttgart die Frankenbahn und fahren über Würzburg und Heilbronn in die Landeshauptstadt. Fraglich ist bisher aber, ob die ICEs in Heilbronn halten werden. Die Stadt Heilbronn sowie regionale Politiker und Verbände hatten sich für den Halt stark gemacht. 


Im November steht fest, ob ICEs zeitweise in Heilbronn halten

Nach neusten Informationen, die unserer Redaktion vorliegen, soll die Entscheidung über den Halt in Heilbronn im November fallen. In einem Schriftwechsel mit der Stadt Heilbronn erklärt ein Bahn-Verantwortlicher, er setze sich nachdrücklich dafür ein, dass die ICEs in Heilbronn stoppen. Die DB Fernverkehr und die DB Netz würden derzeit noch prüfen, ob das möglich ist. Das Ergebnis der Prüfung solle im November vorliegen.

Demnach geht es dabei um zwei tägliche ICE-Züge und drei ICE-Fahrten am Wochenende. Außerdem könnten die schnellen Fernzüge bereits im Januar 2024 kurzfristig in Heilbronn halten, weil in dieser Zeit die Sanierung der Riedbahn vorbereitet wird. Ob das klappt, ist aber noch unklar. 

Der Bahn-Verantwortliche betont weiterhin, dass man aus dem neuen Fahrplan für 2024, den die Bahn am Mittwoch veröffentlicht hatte, keine Rückschlüsse über den ICE-Halt in Heilbronn ziehen könnte.

Direktverbindungen von Heilbronn nach Berlin und Innsbruck möglich

Gleichwohl hat der ökologische Verkehrsclub Deutschland in Heilbronn (VCD) ausgewertet, welche genauen Züge wohl über die Frankenbahn umgeleitet werden. Demnach geht es um den ICE 118/119, der aktuell noch von Innsbruck über Stuttgart nach Dortmund fährt. Während der Sperrung sollen die Züge dann von Innsbruck nach Berlin und zurück fahren.

Bereits im Januar soll der ICE 118 um 8:54 Uhr in Innsbruck losfahren und um 21:54 Uhr in Berlin ankommen, bei einer Fahrzeit von 13 Stunden. In Stuttgart fährt der Zug um 15:12 Uhr ab und passiert den Heilbronner Hauptbahnhof damit in etwa um kurz nach 16 Uhr. 

In umgekehrter Richtung startet der Zug als ICE 119 in Berlin um 06:04 Uhr und erreicht Innsbruck um 19:05. "Warum die Deutsche Bahn eine solch langlaufende und verspätungsanfällige Verbindung einrichtet, bleibt ihr Geheimnis", heißt es in der Analyse des VCD. Auf der Rückfahrt ist der Halt in Stuttgart um 12:48 Uhr angesetzt, womit sich ein möglicher Halt in Heilbronn um etwa kurz vor 12 Uhr ergeben könnte. 

VCD befürchtet durch den ICE auf der Frankenbahn Chaos beim Regionalexpress

Durch den dichten Verkehr auf der Frankenbahn befürchtet der VCD, dass der neue ICE "zwangsläufig zu Konflikten und Verspätungen" führt. Das Problem: Ist der ICE zu spät, hat er Vorrang vor dem Regionalexpress (RE8) nach Würzburg und Stuttgart. Dessen Fahrplan werde damit "bei der kleinsten Verspätung über den Haufen geworfen", kritisiert der VCD.

Zumindest die Frage, ob die ICE-Züge zu lang für den Heilbronner Bahnhof sind, scheint kein Problem mehr zu sein. Der ICE 118/119 soll als ICE 4 fahren und wäre damit 200 Meter lang, was genau passen würde.

Heilbronner OB Harry Mergel warnt vor Posse

In Heilbronn kommen die Ausführungen des Bahn-Verantwortlichen nicht gut an. Das geht aus einer Antwort des Heilbronner Oberbürgermeisters Harry Mergel hervor. Zwar habe er Verständnis für formale Prozesse. "Für eine potentielle Posse - aus Formalitäten begründet - kann ich aber nur schwer Verständnis aufbringen", schreibt Mergel.

Wenn die ICE-Züge durch Heilbronn fahren, müssten sie auch dort halten. Es könne nicht sein, dass Schnellzüge durch eine Stadt mit 130.000 Einwohnern und Unternehmen wie der Schwarz-Gruppe und Audi ohne Halt durchfahren, während in Lindau und Friedrichshafen gehalten wird. "Ich bitte Sie daher eindringlich, den Halt der durch Heilbronn fahrenden Fernverkehrszüge zu realisieren." 

Absage an dauerhaften Halt in Heilbronn, mit einer Hintertür

Ob nach dem Halt auf Zeit ein dauerhafter ICE-Stopp in Heilbronn möglich wäre, dazu äußert sich der Bahn-Verantwortliche nur nebulös. Ein regulärer ICE-Halt sei nicht möglich, "weil die großen Reisendenströme dann über schnellere und nachfragestärkere Routen und nicht über Heilbronn verlaufen".

Allerdings werde der Konzern, wie auch während der ICE-Halte in der Vergangenheit, beobachten und auswerten, wie viele Reisende den Schnellzug nutzen.

 

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