Gab Mordopfer im Todeskampf den entscheidenden Hinweis?
Im Mordprozess Löwenstein beleuchtet das Gericht eine Getränkedose mit einem Hautabrieb von Georg M. Sie lag vor dem Auto des niedergestochenen Opfers. Eine Erklärung für die brisante Genspur bleiben Angeklagter und Verteidigung bisher schuldig.
Es könnte ein entscheidendes Indiz im Prozess um den Mord an der 59-jährigen Margot M. auf einem Parkplatz der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein werden. Eine Hautabriebspur des angeklagten Ehemanns Georg M. (63) fanden Ermittler auf einer leeren Getränkedose direkt am Tatort. Sie lag zerbeult und zum Teil eingewickelt in den Dienstplan der Ermordeten direkt neben der offenen Tür des Fiat von Margot M. – nur wenige Schritte entfernt von der Fläche, wo erste Blutspritzer auf Pflastersteinen den beginnenden Todeskampf der Frau nachzeichneten.
Wie die Dose dorthin kam und wie lange sie dort war, versuchte das Heilbronner Landgericht am Montag aufzuklären. Die Polizei hatte über Codes versucht, den Lieferweg der Dose zu ermitteln. Verkauft wurde sie in der Firma Bechtle. Eine Bechtle-Auszubildende bestätigte als Zeugin, dass sie in der Woche vor dem Mord in der Löwensteiner Tagungsstätte bei einem Azubi-Camp war und zuvor bei Bechtle eine solche Dose und zwei Brezeln gekauft habe. Die Dose habe sie dann in Löwenstein getrunken und irgendwo auf dem Gelände stehen lassen.
Das heißt: Die Dose lag nicht schon lange Zeit auf dem Tagungsgelände herum. Nach Angaben des Gerichts hat der Angeklagte früher ausgesagt, auf dem Gelände schon zwei oder drei Jahre nicht mehr gewesen zu sein. Hat Margot M. diese offenbar herrenlose Dose dann eventuell mitgenommen, um das Pfand einzulösen? Und: Hat sie nach der Messerattacke ihres Mörders versucht, sich damit zu wehren oder eventuell auf den Angreifer eingeschlagen? Margot M. könnte dann mit ihrem Abwehrkampf am Ende einen möglicherweise entscheidenden Hinweis auf ihren Mörder gegeben haben. Das Gericht will prüfen, ob festgestellte Verletzungen an der Schulter des Angeklagten zu einem solchen Verteidigungsverhalten passen könnten.
Fünf von neuen Stichen gingen in Rücken des Opfers
Eine mögliche Erklärung, wie seine DNA-Spur ausgerechnet auf diese Dose direkt am Tatort kam, bot der angeklagte Ehemann gestern dem Gericht nicht an. Er schweigt weiterhin und streitet ab, der Mörder seiner Ehefrau zu sein. Auch Verteidigerin Julia Weiß wollte sich auf Nachfrage nicht zu dieser brisanten Genspur äußern. Zunächst wolle man die noch folgenden Erklärungen des Hauptermittlers abwarten, sagte Weiß der Stimme.
Anhand von Fotos zeichnete ein Spurenermittler den Tatort nach. Was überrascht: Der Ort, an dem der Täter zustach, liegt in direkter Nähe eines Gebäudetrakts der Tagungsstätte, neben dem Lieferanteneingang. An mehreren Stellen waren Blutlachen und -spritzer zu sehen, das Opfer muss sich noch einige Meter weitergeschleppt haben. Fünf der neun Stichverletzungen lagen im Rücken von Margot M.
Ermittler verweist auf Brandbeschleuniger
Eine zweite DNA-Spur von Georg M. fanden Ermittler wenige Wochen nach der Tat nahe einer frischen Brandstelle im Wald bei Eschenau, dem Wohnort des Angeklagten. Neben einer verkohlten Schuhsohle und Knöpfen fand die Polizei an einer angekohlten Holzlatte in der Nähe eine Genspur des Angeklagten. Als er den obersten Brandschutt untersuchte, habe er einen „sehr starken Geruch von Brandbeschleuniger“ wahrgenommen, sagte ein Ermittler aus.
Fakt ist in dem Indizienprozess aber auch: Die Tatwaffe ist bisher nicht gefunden worden.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ehemann vor, seine getrennt von ihm lebende Ehefrau aus Eifersucht getötet zu haben. Sie hatte einen neuen Partner. Zudem wusste der Angeklagte, dass sie sich scheiden lassen wollte.
Was bisher beim Prozess geschah:

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