Korso und Protestmarsch gegen die Berliner Ampel-Politik in Heilbronn
Zwei Protestzüge, eine Veranstaltung: In Heilbronn und Umgebung haben am Samstagnachmittag zeitweise knapp 1000 Menschen ihren Unmut über die Berliner Regierungspolitik auf die Straße getragen – zu Fuß oder in Fahrzeugen.

Die Polizei zählte etwa 450 Lastwagen, Traktoren und Autos, die in einem Konvoi durch die Stadt sowie angrenzende Gemeinden fuhren und mit Hilfe von Hupen und Fanfaren auf sich aufmerksam machten. Stimme.de berichtete in einem Newsblog über die Veranstaltung.
Kundgebung auf der Heilbronner Theresienwiese
Start und Ziel war die Heilbronner Theresienwiese, wo gegen 16 Uhr mehrere Redner ihren Protest formulierten. Einer, der sich als Uwe vorstellte, forderte Neuwahlen. Olaf Scholz möge die Vertrauensfrage stellen und Christian Lindner die Koalition verlassen, forderte er unter zustimmendem Applaus.
Die Demonstration richtete sich unter anderem gegen steigende Energiepreise, die Streichung der Agrardiesel-Subvention, Steuererhöhungen, CO2-Abgabe, Waffenlieferungen und Entwicklungshilfe. Es gehe uns langsam an den Kragen, sagte ein Redner, der sich als Andy vorstellte. Bis auf kleinere Wortgefechte verlief die Veranstaltung laut Polizei ohne Zwischenfälle.
Gegendemonstranten auf der Heilbronner Allee
Zwei Lager standen sich gegenüber. Auf der Allee hielten zwei Gegendemonstranten ein Schild hoch mit einem Slogan, der am Wochenende auch bei Demonstrationen gegen Rechts in Eppingen und Öhringen zu lesen war: "Nie wieder ist jetzt" und "FCK AfD". "FCK GRN" stand wiederum auf etlichen Fahnen und Ansteckern, die Teilnehmer des Protestes von "Heilbronn steht auf" trugen.
Plakate prangten an zahlreichen Fahrzeugen, wie sie auch bei den Bauernprotesten in den vergangenen Wochen zu sehen waren. Etwa: "Bauern weg, Teller leer." Überhaupt war die Solidarität mit den Landwirten groß. Aber auch Whistleblower und Gründer von WikiLeaks, Julian Assange" erhielt Zustimmung. Dieser sitzt derzeit wegen Enthüllungen zu US-amerikanischen Kriegsverbrechen im englischen Gefängnis Belmarsh. Auf einigen Schildern war "Free Assange" zu lesen.
Weniger Verkehrsbeeinträchtigungen als befürchtet
Kurz nach 12.30 Uhr war der Fahrzeug-Konvoi an der Theresienwiese gestartet. Um 13.40 Uhr liefen laut Polizei etwa 500 Fußgänger am Bollwerksturm los. Über die Gerber- und Mannheimer Straße gingen sie Richtung Allee und weiter über die Rollwagstraße und den Neckar Richtung Olgastraße, wo der Zug dann in die Karlsruher Straße einbog. Auf einigen Balkonen standen Zaungäste, die das Geschehen mit dem Handy filmten.
Die Veranstalter sprachen am Ende von 760 Fußgängern und teilweise zwei Personen in den Fahrzeugen. Bis zu 1000 Personen nahmen offiziell an der Abschlusskundgebung auf der Theresienwiese teil.
Heilbronner Polizei mit Einsatz "sehr zufrieden"

Durch umfangreiche verkehrspolizeiliche Regelungen sei es im Straßenverkehr nur zu wenigen Störungen gekommen, teilte die Polizei mit, wenige Beschwerden seien eingegangen. Der Einsatzleiter, Polizeivizepräsident Markus Geistler, resümierte: "Die Versammlungsteilnehmer waren kooperativ, und die Verkehrsteilnehmer zeigten gegenüber den Einsatzkräften vor Ort Verständnis. Wir sind mit dem Verlauf des Einsatzes sehr zufrieden."
Einzelne Traktoren durften im Konvoi nicht mitfahren, weil sie die geforderte Mindestgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometer nicht erreichen. Gegen 15.30 Uhr trudelten die ersten Fahrzeuge wieder auf der Theresienwiese ein. Dort war die Polizei auch mit sieben Personen in zwei Anti-Konflikt-Teams präsent.
Ablehnung und Zuspruch von Zaungästen
Als Versammlungsleiterin hatte Sabine Irtingkauf den Fußgängerzug begleitet und über Megafon unterwegs immer wieder auf die Belange der Bewegung aufmerksam gemacht. Dafür habe sie Kopfschütteln und Zuspruch geerntet, sagte sie.
Eine Rentnerin habe ihr 50 Euro zugesteckt und gesagt, die Gruppe möge weitermachen. Seit der "Heilbronn steht auf"-Demonstration am 4. November 2023 habe sich einiges getan habe, so Irtingkauf. So sei eine Gruppe entstanden, die ähnliche Veranstaltungen am Samstag auch in anderen Städten durchführte - von Duisburg über Paderborn und Bielefeld bis München, Hannover und Dresden. Erneut in Heilbronn dabei waren die Schweizer Freiheitstrychler, die sich mit ihren schweren Glocken als Freedom Bell Ringers sehen.
Auch Sabine Irtingkauf zeigte sich insgesamt zufrieden. "Wir werden weitermachen" kündigte einer von fünf Rednern an.


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