Gerissenes Reh: War erneut ein Wolf am Werk?
Hat der Wolf schon wieder zugeschlagen? Spaziergänger entdeckten bei Kochersteinsfeld ein gerissenes Reh. Eine Untersuchung des Kadavers fand nicht statt.

Ob es ein Wolf war, wird sich nicht mehr klären lassen: Als Spaziergänger in der Nähe des Hardthausener Ortsteils Kochersteinsfeld am vergangenen Mittwoch ein gerissenes Reh fanden, wurde der Wolf noch nicht als möglicher Räuber in Erwägung gezogen.
Der Kadaver wurde den Füchsen und Wildschweinen überlassen. Eine Untersuchung fand nicht statt.
Räumliche und zeitliche Nähe
"Das könnten durchaus Hunde gewesen sein, das lässt sich nicht mehr sagen", erklärt der Sprecher der Kreisjägervereinigung, Hans Peter Schmitt. Doch angesichts der zeitlichen und räumlichen Nähe zu dem nachgewiesenen Wolfsriss bei Widdern am 7. Oktober erscheint es möglich, dass der zurückgekehrte Räuber auch hierfür verantwortlich ist.
Damit die genetischen Spuren künftig untersucht werden können, sollten die Handlungsempfehlungen des Landes berücksichtigt werden. Darin wird der Wildtierbeauftragte des Landkreises als erster Ansprechpartner aufgeführt, sobald verdächtige Beobachtungen gemacht werden. Über ihn wird die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg informiert, die Spuren auch an das Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik weiterleitet.

Förster: Das muss kein Wolfsriss sein
Förster Michael Meny aus Eppingen ist der Wildtier- und damit auch der Wolfsbeauftragte im Landkreis Heilbronn. Er warnt vor einer Deutung als Wolfsriss aufgrund des Fotos. "Solche Funde gibt es in Baden-Württemberg jeden Tag."
Nur vier Tage, nachdem die Lämmer in Unterkessach getötet worden waren, wurde ebenfalls bei Unterkessach ein toter Rehbock gefunden. Auch dort sei der Wolf als Verursacher infrage gekommen. Die genetische Untersuchung der Spuren habe aber nichts ergeben, sagt Meny.
Wolf zu identifizieren ist schwierig
Im Kochersteinsfelder Fall möchte Meny nichts ausschließen. Üblich sei, dass ein Wolf ein Reh von hinten "nutzt", also auffrisst. Ähnlich wie bei den Lämmern in Unterkessach entspreche auch die Menge des gefressenen Fleischs dem, was ein Wolf an einem Tag verspeisen kann: zwei bis fünf Kilo. Alles andere sei aber Spekulation.
Meny warnt auch davor, jede angebliche Beobachtung eines Wolfs für bare Münze zu nehmen. "Es geht heute alles ganz schnell durchs Netz. Aber einen Wolf in freier Wildbahn zu identifizieren, ist selbst für Experten oft schwierig."
Viele Kameras im Landkreis Heilbronn
Sollte der Wolf, der in Unterkessach zugeschlagen hat, aber wirklich Gefallen an unserer Region gefunden haben, dann dürfte er über kurz oder lang auch in die "Falle" tappen. Die Jäger im Landkreis Heilbronn beobachten mit geschätzten 500 Wildtierkameras die Kirrstellen, wo Rehe und Wildschweine zum Fressen vorbeischauen. Irgendwann müsste der Bewegungsmelder dann auch beim Wolf auslösen.
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Kontakt: Der Wildtierbeauftragte
Wer mögliche Wolfsspuren findet oder verdächtige Beobachtungen macht, sollte umgehend Michael Meny informieren: 0171 6945193; michael.meny@landratsamt-heilbronn.de. Infos auch unter www.landkreis-heilbronn.de
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