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Streitfall Wolf: Abstand halten und nicht füttern

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Probleme mit Wölfen entstehen meist nur dann, wenn sich Menschen falsch verhalten. Doch wie können Nutztiere geschützt werden? Fragen wie diese beschäftigen aktuell viele Menschen. Hier einige Antworten:

Von Reto Bosch und Christian Gleichauf

 

Der Wolf, der in Widdern Lämmer gerissen hat, löst ganz unterschiedliche Reaktionen aus: von Freude über die Rückkehr der Tiere bis zu Ablehnung. Unklar ist bisher, ob das Tier dauerhaft in der Region bleibt oder schon weitergezogen ist. Wir haben Antworten auf wichtige Fragen zusammengetragen.

 

Sind Wölfe für Menschen gefährlich?

Das Bundesumweltministerium erklärt, dass Wölfe in Kulturlandschaften nicht gefährlicher sind als Artgenossen, die in Gebieten leben, wo sie bejagt werden. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Raubtiere ihre Vorsicht den Menschen gegenüber verlieren. Eine Studie des Norwegischen Instituts für Naturforschung hat ergeben, dass Angriffe auf Menschen sehr selten sind.

 

Ein Grund, warum Wölfe angreifen, ist die Tollwut. Ist das in Deutschland eine Gefahr?

Laut Umweltministerium ist diese Krankheit in Deutschland seit 2008 ausgerottet und gilt auch in angrenzenden Ländern als bekämpft.

 

Wie reagieren die Raubtiere im Regelfall bei Begegnungen mit Menschen?

Auch wenn sie sich an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt haben, bleiben sie vorsichtig, traben davon. Probleme können entstehen, wenn sie von Menschen aktiv gefüttert werden. Wölfe, die nachts durch Siedlungen streifen, gelten als ungefährlich. Kritischer ist die Situation, wenn ein Tier über längere Zeit immer wieder in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen ist.

 

Es ist nicht wahrscheinlich, aber möglich: Man trifft auf einen Wolf. Was tun?

Die Experten des Umweltministeriums raten dazu, sich ruhig zu verhalten und Abstand zu halten. Wenn sich der Wolf nicht zurückzieht, sei es sinnvoll, laut zu sprechen oder in die Hände zu klatschen.

 

Wie können Nutztiere geschützt werden?

Landesumweltminister Franz Untersteller setzt unter anderem auf Herdenschutzhunde, um Wölfe von den Herden fernzuhalten. Dafür will er die Tierschutz-Hundeverordnung ändern, weil Hunde bisher nicht innerhalb von Elektro-Umzäunung eingesetzt werden dürfen. Denn ein weiteres Mittel sind mindestens 1,20 Meter hohe Elektrozäune. Bauern kritisieren, dass solche Vorkehrungen aufwendig sind und Risse nicht verhindern könnten. Möglich ist auch, die Tiere zu vergrämen. Dabei werden auffällige Wölfe etwa mit Gummikugeln oder Leuchtraketen beschossen. Nach Angaben des Landesschafzuchtverbands könnten zu diesem Zweck auch einzelne Tiere aus Rudeln herausgeschossen werden. Sollte es in Baden-Württemberg in der Zukunft zu Vergrämungen kommen, müssten dies in der Regel Mitarbeiter der unteren Verwaltungsbehörde übernehmen. Für die Genehmigung ist das Umweltministerium zuständig.

 

Wie ist der Riss der Lämmer in Widern einzuschätzen.

Das Land stuft es als ungefährlich ein, wenn in Einzelfällen wenig geschützte Nutztiere den Raubtieren zum Opfer fallen. Betroffene Halter bekommen eine finanzielle Entschädigung. Als kritisch wertet es der Leitfaden, wenn ein Wolf wiederholt geschützte Nutztiere reißt. Dieser verursache einen hohen Schaden, darunter leide dann auch die Akzeptanz der Tiere.

 

Wie exakt sind die DNA-Untersuchungen, die nun den Wolf-Nachweis erbracht haben?

Zunächst wird eine Artbestimmung durchgeführt, hier geht es um die Frage: Wolf oder Hund? Bestätigt sich der Wolfsverdacht, kann ein genetischer Fingerabdruck erstellt werden, der Details zum Individuum oder zum Herkunftsrudel verraten kann. Der genetische Fingerabdruck funktioniert jedoch nur bei einem Teil der Rissproben, hierfür muss eine gewisse Menge an DNA-Spuren vorhanden sein.

 

Wie verbreitet sich der Wolf?

Dem Naturschutzbund Deutschland zufolge sind im Jahr 2000 wieder die ersten Wölfe in freier Wildbahn zur Welt gekommen. Seitdem steigt die Population an. Inzwischen leben mehr als 40 Rudel im Bundesgebiet, geschätzt annähernd 150 Tiere. Inzwischen werden Risse und Kotfunde relativ konsequent untersucht. Das Senckenberg-Institut in Gelnhausen, das auch die Risse in Unterkessach untersucht hat, bearbeitet inzwischen rund 2000 Proben im Jahr. 2012 waren es noch etwa 700 Proben mit Wolfsverdacht, erklärt Dr. Carsten Nowak.

 

Wie ist der Schutzstatus?

Wölfe sind nach nationalem und internationalem Recht streng geschützt.

 

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