Jetzt ist es bestätigt: Wolf reißt Schafe in Unterkessach
Die drei Schafe, die bei Widdern getötet wurden, gehen auf das Konto eines Wolfes. Das hat die genetische Untersuchung des Senckenberg-Instituts für Wildtiergenetik (Gelnhausen) von an den Rissen genommenen Proben zweifelsfrei ergeben.

Es ist das erste Mal seit mehr als 100 Jahren, dass in Baden-Württemberg ein Wolf nachweislich Nutztiere gerissen hat. Woher der Wolf kam versuchen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Senckenberg-Instituts derzeit mit weiteren Analysen herauszufinden.
Umweltminister Franz Untersteller bat Nutztierverbände und -halter, jetzt besonnen zu reagieren: „Ich weiß, dass viele mit großer Besorgnis auf Wolfsnachweise reagieren. Und dass es jetzt erstmals einen nachgewiesenen Wolfsriss gegeben hat, ist sicher kein Ereignis, dass zur Beruhigung beiträgt. Aber es ist auch kein Grund, in Panik zu verfallen und um die wirtschaftliche Existenz zu fürchten“, sagte Untersteller.
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Entscheidend sei, so der Minister, die Tiere so gut wie möglich zu schützen. Gegen Wolfsangriffe sei zum Beispiel ein korrekt aufgestellter Elektrozaun ein wirksamer Grundschutz. Im vorliegenden Fall hätten Wassergräben die Herde umgeben.
Wie berichtet, treibt das Thema nicht nur die Schafzüchter um. Auch Jäger hatten zuletzt verdächtige Beobachtungen gemacht. "In Stein wurde ein Tier gesichtet, das wolfsähnlich aussah", sagte Hans Peter Schmitt, Sprecher der Kreisjägervereinigung. Zudem seien Rehe gerissen worden - möglicherweise kommt dafür auch der Wolf infrage.
Entschädigung über Ausgleichsfonds möglich
Der Minister wies darauf hin, dass der geschädigte Schafhalter über den Ausgleichsfonds Wolf entschädigt werden kann, nachdem nachgewiesen ist, dass ein Wolf die Schafe gerissen hat.
Außerdem, so Franz Untersteller, stelle die FVA Notfall-Zaunsets zur Verfügung, um Schafhalter und Schafhalterinnen beim Schutz ihrer Herden zu unterstützen.
Beobachtungen sollten gemeldet werden
„Wir können nicht sagen, wo sich der Wolf im Moment aufhält. Wölfe sind, solange sie ihr Revier noch nicht gefunden haben, ständig in Bewegung und legen große Strecken zurück“, ergänzte Untersteller. Deshalb sei es wichtig, dass Beobachtungen von wolfsähnlichen Tieren oder Risse umgehend der FVA gemeldet werden. Diese werde dann überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine Wolfsbeobachtung oder einen weiteren Wolfsriss handelt.
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Bei Unterkessach riss der Wolf die Schafe
Wolf im Odenwald gesichtet

In Wald-Michelbach im Odenwald ist im September ein Wolf gesichtet worden. Ob es sich dabei um das Tier handelt, das in Unterkessach drei Schafe riss, ist unklar.
Das Tier lief im September in der Nähe von Wald-Michelbach einem Fotografen vor die Linse, wie der Naturschutzbund Hessen (Nabu) in Wetzlar mitteilte. Das Umweltministerium in Wiesbaden hält das Foto nach eigenen Angaben für echt. Es zeigt ein Tier, das aufgerichtet zwischen den Bäumen steht.
Auch die Hessische Wolfsbeauftragte, Susanne Jokisch, bestätigte die Entdeckung. „Das Tier auf dem Foto ist ein Wolf , und der Standort ist auch bestätigt“, sagte Jokisch. Nach ihren Angaben ist es der neunte Nachweis eines Wolfes in Hessen seit dem Jahr 2011. Ob das Tier neu eingewandert oder bereits bekannt ist, ist unklar. Dies könne durch einen DNA-Test herausgefunden werden.
Die Naturschützer gehen jedoch davon aus, dass sich der Wolf schon längere Zeit in der Region aufhält. Der Artenschutzbeauftragte des Nabu Wald-Michelbach, Wolfgang Wenner, will das Tier am gleichen Ort schon am 20. August beobachtet haben – ihm gelang es aber nicht, ein Foto zu machen.
Bei Wald-Michelbach im Odenwald wurde der Wolf gesichtet
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