Gelbe Tonne wird im Landkreis Heilbronn eingeführt
Im Herbst 2022 wurden Einwohner des Landkreises Heilbronn gefragt, was sich bei der Müllentsorgung verbessern soll. Jetzt steht fest, was sich alles ändern wird - und das betrifft nicht nur die Gelbe Tonne, sondern auch Restmüll- und Biotonnen.

Vom Joghurtbecher bis zur Konservendose - wer im Landkreis Heilbronn Leichtverpackungen entsorgen will, kann dies nur an einem der 51 Recyclinghöfe tun. Für viele ein eher umständliches Verfahren, weshalb seit Einführung des Dualen Systems immer wieder der Ruf nach der Einführung der Gelben Tonne laut wurde. Zuletzt etwa in einer Online-Umfrage des Abfallwirtschaftsbetriebs, an der sich rund 5500 Bürger beteiligt hatten. Nun steht fest: Ab 2026 wird die Gelbe Tonne auch im Landkreis eingeführt. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit grünes Licht für das Vorhaben gegeben.
Wertstoffhöfe nehmen weiter Verpackungen an
Da Ende 2025 ohnehin einige Verträge im Bereich Abfallwirtschaft auslaufen, will die Verwaltung diese Gelegenheit nutzen, gleich mehrere grundlegende Änderungen auf den Weg zu bringen. "Das Holsystem für die Gelbe Tonne wird ergänzend eingeführt", erläutert die Leiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs beim Landratsamt Heilbronn, Beate Fischer. "Wer keine Gelbe Tonne möchte oder dafür keinen Platz hat, wird die unsortierten Leichtverpackungen auch weiterhin auf den Recyclinghöfen abgeben können." Derzeit liefen mit Vertretern der Dualen Systeme die entsprechenden Verhandlungen.
Änderungen stehen im Kreis ab Januar 2026 auch bei der Abfuhr der Restmüll- und Biotonnen bevor. Die Leerungen werden dann digital über das sogenannte Ident-System erfasst. Heißt: Zum 1. Januar bekommen alle Haushalte im Landkreis kostenlos neue Tonnen, die dann mit einem kleinen schwarzen Chip ausgestattet sein werden. Über diesen können die Behälter einem bestimmten Grundstück genau zugeordnet werden.
Ziel: Anreize zur Müllvermeidung schaffen
"Bei den Tonnen von 60 bis 240 Litern Fassungsvermögen sind in der Gebühr zwölf Mindestleerungen enthalten", so Fischer. Die Abfuhren erfolgen weiterhin im 14-täglichen Rhythmus, so dass bei Bedarf nach wie vor in diesem Turnus die Tonne bereitgestellt werden kann. Zusätzliche Restmüll-Abholungen werden dann gesondert berechnet. "Indem die Zahl der Leerungen künftig die Höhe der Restmüllgebühren mitbestimmt, wollen wir bei den Bürgern auch konkrete Anreize schaffen, Müll zu vermeiden", betont Norbert Heuser. "Wer konsequent trennt, wird belohnt und spart Gebühren", ist er überzeugt.
Bei der Biotonne soll der Chip in Zukunft unter anderem die Leerung von nicht angemeldeten Behältern verhindern. Die Gebühr für den Bioabfall werde wie bisher nach der Größe des Behälters berechnet. Nichts ändern soll sich zudem am zweiwöchigen Abfuhrrhythmus und an den zusätzlichen wöchentlichen Leerungen im Sommer, die in der Abfallgebühr enthalten sind.
Durch die Änderungen müssen ab 2026 auch keine Müllmarken und Banderolen mehr für Restmüll- und Biotonne gekauft werden. Fällt kurzzeitig oder saisonbedingt mehr Müll an, können weiter Abfallsäcke genutzt werden.
Teurer Kraftakt für den Kreis
Mit der Neuaufstellung der Müllabfuhr und dem Austausch von mehreren tausend Abfallbehältern steht der Kreis vor einem "Kraftakt", wie der Landrat einräumt: "Eine Aufgabe in dieser Größenordnung hatten wir bisher noch nicht zu bewältigen." Auch finanziell. Denn allein die Einführung des Ident-Systems im Landkreis schlägt laut Amtsleiterin Beate Fischer mit Kosten von rund 9,5 Millionen Euro zu Buche, die auf acht Jahre abgeschrieben werden sollen.
Andererseits erwarte man sich von der Umstellung Einsparungen von rund 1,5 Millionen Euro im Jahr - etwa durch weniger Schwarzleerungen, also von Tonnen, die nicht einem bestimmten Haushalt zugeordnet werden können, und dem damit verbundenen Gebührenausfall.
An der Umstellung an sich soll es jedenfalls nicht liegen, wenn die Abfallgebühren künftig steigen, heißt es aus dem Landratsamt. "Zu sagen, dass die Müllabfuhr künftig nicht teurer wird, wäre grob fahrlässig", sagt Heuser. Das liege jedoch an der allgemeinen Preisentwicklung, aber auch an Rechtsänderungen und dem Auslaufen des günstigen Restmüllbehandlungsvertrags. "Wir waren im Kreis bislang 15 Jahre gebührenstabil", betont Heuser.
Bedarf abgefragt und berücksichtigt
Bei einer Online-Umfrage hat das Landratsamt Heilbronn den Bürgern im Herbst vergangenen Jahres "10 Fragen zur Verbesserung der Abfallwirtschaft" gestellt. Fast 5500 Personen hatten sich daran beteiligt. Deutlich wurde dabei, dass sich die Mehrheit zwar ein weiteres Tonnenangebot wünscht, aber gleichzeitig mehr als drei Viertel der Teilnehmer gerne an der bisherigen Zahl der Recyclinghöfe festhalten würde. Heraus kam auch, dass es bei der Entsorgung von Bioabfällen noch Luft nach oben gibt: 22 Prozent der Befragten nutzen hierzu noch die Restmülltonne.
Eine kostenlose Abholung von Sperrmüll, Altmetall und Elektroschrott bewertete der überwiegende Teil der Befragten indes als ausreichend. "Unser Ziel war es, die Bevölkerung an der Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft teilhaben zu lassen. Die große Zahl an Rückmeldungen zeigt, dass das Interesse an einer Beteiligung vorhanden ist", bewertete Landrat Norbert Heuser seinerzeit die Umfrage, deren Ergebnisse nun in die Entscheidung des Kreistags über die zukünftige Ausgestaltung der Abfallwirtschaft eingeflossen sind.