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Grüne Tonne, Blaue Tonne, Gelber Sack: Das Regel-Wirrwarr bei der Abfallentsorgung im Überblick

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Wenn es um das Sammeln von Verpackungsmüll geht, gehen viele Kreise unterschiedliche Wege. Wir haben uns im Dschungel der Hol- und Bringsysteme in Heilbronn, Hohenlohe, Ludwigsburg, Neckar-Odenwald und Rhein-Neckar einmal umgeschaut.

Seit Müll zum Wertstoff geworden ist, wird getrennt gesammelt - allerdings von Landkreis zu Landkreis ganz unterschiedlich.
Seit Müll zum Wertstoff geworden ist, wird getrennt gesammelt - allerdings von Landkreis zu Landkreis ganz unterschiedlich.  Foto: Patrick Seeger (dpa)

Müll ist nicht gleich Müll. Das war er auch noch nie. Doch spätestens seit Aspekte wie Nachhaltigkeit und Recycling immer stärker ins Bewusstsein rücken und die Begriffe Abfall und Wertstoff zunehmend als Einheit gedacht werden müssen, stehen die Abfallwirtschaftsbetriebe vor immer größeren Herausforderungen. Oberste Maxime ist, auf eine Verringerung des Müllaufkommens hinzuarbeiten. Wie Müll getrennt und wie er entsorgt wird, ist dabei von Region zu Region aber unterschiedlich geregelt.

 


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Neben Bio- und Restmülltonne wird es ab dem 1. Januar 2026 im Landkreis Heilbronn auch die Gelbe Tonne geben.
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Sind die graue Restmüll- und die braune Biotonne Standard, gibt es spätestens beim Thema Verpackungen bisweilen eklatante Unterschiede. Der Landkreis Heilbronn etwa hat jahrzehntelang darauf gesetzt, dass seine Bürger Verpackungsmüll sammeln und bei den Wertstoffhöfen abgeben. Ab 2026 soll dafür nun auch die Gelbe Tonne eingeführt werden. Die gab es im Hohenlohekreis bislang in Form der Grünen Tonne, die dann aber zum Verdruss vieler Bürger durch den Gelben Sack ersetzt wurde.

Einen ganz anderen Weg ging der Landkreis Ludwigsburg: Hier unterschied man bis zur Einführung der entsprechenden Tonne bei der Sammlung nach der Form der Verpackung statt nach dem Material. Wir haben uns die Vielfalt der Systeme in der Region schlaglichtartig etwas näher angeschaut.       

 

Stadt Heilbronn: Abfallwirtschaft soll digitaler werden

In der Stadt Heilbronn bereitet man derzeit die "dringend erforderliche Modernisierung des derzeitigen Abfuhr- und Gebührensystems mit starker Digitalisierung" vor, kündigt Robert Kenst, Kaufmännischer Betriebsleiter der Entsorgungsbetriebe, an. Als Gründe nennt er unter anderem notwendige Anpassungen im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Für Leichtverpackungen gibt es den Gelben Sack, seit 2003 auch die Gelbe Tonne.

Abgeholt wird alle vier Wochen durch das Duale System, Gelbe Säcke können aber auch auf den sechs Recyclinghöfen im Stadtgebiet abgegeben werden. Altpapier wandert in die Tonne, für Glas und Altkleider stehen an 117 Standorten Container bereit. Auch Grünschnitt nehmen die Recyclinghöfe an, im Frühjahr und Herbst sind Bündelsammlungen möglich. Für Rest- und Biomüll gibt es Gebührenmarken, die mit den Bescheiden an die Haushalte versandt werden. Mehr Abfuhren sind gegen Gebühr bei Behältern ab 660 Liter möglich. Für Rest- und Biomüll gibt es zusätzliche Säcke.

 


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Was hier einer Revolution in Sachen Abfallwirtschaft gleichkommt, sorgt in Regionen, in denen dieses Vorgehen bereits gang und gäbe ist, wohl eher für ein müdes Gähnen.
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Die Änderungen bei der Müllentsorgung im Landkreis Heilbronn sind überfällig


 

Landkreis Heilbronn: Veränderungen werfen ihre Schatten voraus

Als Eigenbetrieb des Landkreises Heilbronn organisiert der Abfallwirtschaftsbetrieb die Sammlungen von Wertstoffen wie Glas, Papier, Altmetall, Elektronikschrott sowie die Rest-, Bio- und Sperrmüllabfuhr durch private Unternehmen. Bis zur beschlossenen Umstellung ab 2026, wenn das Ident-Verfahren über neue, mit einem Chip ausgestattete Behälter und die Gelbe Tonne eingeführt werden, müssen Haushalte noch Jahresmarken für ihre Restmüll-, Bio- und Papiertonne kaufen.

Durch den Kauf von Einmalbanderolen können sie selbst entscheiden, an welchem der angebotenen Termine der Restmüll geleert werden soll. Die Nutzung der Blauen Tonne ist freiwillig, Papier kann auch bei Vereinssammlungen, an Containern oder am Recyclinghof abgegeben werden. Kreisweit nehmen 40 Häckselplätze Grünschnitt an, für Papier und Glas gibt es rund 420 Containerstandorte. Leichtverpackungen können auch mit dem neuen System noch gesammelt und an den 51 Recyclinghöfen im Kreis abgegeben werden.

 

Hohenlohekreis: Ungeliebte Gelbe Säcke bis 2025

Seit Januar 2021 gibt es den Gelben Sack wieder im Hohenlohekreis. Noch nie in der jüngeren Geschichte des Kreises hat ein Müll-Thema so hohe Wellen geschlagen, wie die Abschaffung der grünen Tonne für Leichtverpackungen. Mindestens noch bis 2025 muss der Hohenlohekreis bei dem System mit den Gelben Säcken bleiben. Dann kann neu verhandelt werden. Die Müllgebühren sind nach Jahren der Steigerungen mittlerweile wieder relativ stabil.

Eine 80-Liter-Restmüll-Tonne kostet mit zwölf Pflichtleerungen im Jahr 2023 175,20 Euro. Zusätzliche Leerungen kosten extra. Die Biotonne wird 32 Mal abgefahren und kostet in der 60 Liter Variante 40,20 Euro. Altpapier kommt in die Grüne Tonne und wird abgeholt. Für Glas stehen Container bereit. Grüngut und Reisig kann kostenlos zu den Deponien gebracht werden. Auf den Recycling- und Wertstoffhöfen werden haushaltsübliche Mengen Bauschutt und Altholz gegen Wertmarken angenommen. Auch eine gewisse Menge Sperrmüll ist kostenfrei.

 


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Ende 2025 werden die Gelben Tonnen verteilt. Wie die neuen Rest- und Biomüllbehälter verfügen sie über einen Chip, der die Zahl der Leerungen kontrolliert.
Foto: dpa
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Gelbe Tonne wird im Landkreis Heilbronn eingeführt


 

Landkreis Ludwigsburg: Prinzip Flach und Rund wandert in die Tonne

Der Landkreis Ludwigsburg hatte mit dem Sammelsystem "Flach und Rund" ein echtes Kuriosum: Verpackungen wurden mit Glas in der Rund-Tonne von zu Hause abgeholt. Mit dem neuen Verpackungsgesetz musste Anfang 2022 die LVP-Tonne – vergleichbar der Gelben Tonne – eingeführt werden. Aber auch Glas wird weiter abgeholt. Weil sich viele Haushalte nicht in die offene Glasbox schauen lassen wollten, gab es auch die blaue Tonne. "Obwohl dafür nicht der Landkreis, sondern die Dualen Systeme zuständig sind, liefen viele Beschwerden über uns", erklärt der Pressesprecher der kreiseigenen Verwertungs-Gesellschaft AVL, Markus Klohr. Zusätzlich gibt es 80 Standplätze für Glasdepotcontainer.

Die Leerungen von Rest- und Biomüll werden schon seit 1996 über ein Ident-System abgerechnet. Neben der haushaltsbezogenen Jahresgebühr gibt es also noch eine Leerungsgebühr. Die Mengen haben in der Corona-Zeit vor allem beim Sperrmüll leicht zugenommen und sich jetzt wieder normalisiert.

 

Neckar-Odenwald-Kreis: Sauberere Straßen durch stabile Tonnen

Zum Jahresbeginn hat die für Privathaushalte zuständige Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald (KWiN) ihr System angepasst. Um Anreize zur Abfallvermeidung zu schaffen, wird der Restmüll seither nur noch alle drei statt wie bisher alle zwei Wochen abgeholt. Das Konzept scheint zu wirken: Laut KWiN-Vorstand Sebastian Damm zeigen erste Auswertungen, dass die Restmüllmenge seither im Neckar-Odenwald-Kreis um rund 22 Prozent gesunken ist. Dem gegenüber stehe ein Plus von zwölf Prozent bei Bioabfällen. Die braune Biotonne wird weiterhin alle zwei Wochen, die blaue Papiertonne einmal im Monat geleert. Die Leerungen der Restmülltonne erfasst ein eingebauter Transponder.

Bereits vor drei Jahren hat der Kreis vom Gelben Sack auf Gelbe Tonnen umgestellt, da die Säcke oft rissen. Ihren Grünschnitt können die Bürger an 30 Grüngutplätzen abliefern, in den Ortsteilen ist dies im Sommer alle 14 Tage möglich. Drei Recyclinghöfe nehmen Altglas, Papier, Metallschrott und Elektrogeräte an.

 

Rhein-Neckar-Kreis: Mehr Verwertbares ohne Mehrgebühr

Bereits seit 1986 gibt es im Rhein-Neckar-Kreis die "Grüne Tonne plus" für Verpackungen und Verwertbares aus Papier, Pappe, Kunststoff oder Metall. Die 80-Liter-Tonne wird zweiwöchentlich abgeholt. Da durch die steigende Zahl an Onlinebestellungen auch mehr Kartons anfallen, kann seit 2022 bei Bedarf kostenlos ein Mehrvolumen beantragt werden. Restmülltonnen werden alle 14 Tage geleert, wenn sie zwei, und wöchentlich, wenn sie vier Räder haben und kein anderer Leerungsrhythmus beantragt wurde. Alle 14 Tage werden Biomülltonnen geleert, Altglas wird in blauen Glasboxen gesammelt.

Nach Anmeldung werden zweimal im Jahr Sperrmüll und Altholz sowie Elektrogeräte und Metallschrott kostenlos abgeholt. Die Abfuhr von Grünschnitt erfolgt gegen Gebühr, kostenlos ist dies für Altkleider und Schuhe mit entsprechenden Säcken der AVR Kommunal. Alternativ zur Abholung auf Abruf können diese und weitere Materialien wie Papier oder Druckerpatronen auf den vier Anlagen im Kreis abgegeben werden.

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