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Familienfeiern sorgen für Anstieg der Corona-Zahlen im Landkreis Heilbronn

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Im Landratsamt ermitteln derzeit rund 100 Mitarbeiter - darunter auch Bundeswehrsoldaten - Kontaktpersonen von Corona-Infizierten. Mehr als 3000 Menschen sind bereits in Quarantäne. Um die Kontaktketten zu verringern, gibt es neue Regeln.

Mit derzeit 340 aktiven Corona-Fällen liegt der Landkreis Heilbronn bei einer Inzidenz von 85,9. Die kritische Zahl von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche hat der Landkreis Heilbronn in der vergangenen Woche erreicht. Damit greift nicht nur die Landesverordnung, sondern auch eine darüber hinaus gehende Allgemeinverfügung, die der Landkreis am Montagabend erlassen hat. Sperrstunde ab 23 Uhr, kein Verkauf von Alkohol zwischen 23 und 6 Uhr, maximal 50 Personen bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und Maskenpflicht auf Märkten sollen die Ausbreitung der Pandemie ausbremsen.


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Jeder Einzelne ist gefragt

Um dabei Erfolg zu haben, ist jeder Einzelne gefragt: "Wir müssen uns alle gemeinsam anstrengen", setzt Clarissa Voigt, Abteilungsleiterin Infektionsschutz im Landratsamt Heilbronn, auch auf Eigenverantwortung. "Unsere Arbeit braucht die Unterstützung von der Bevölkerung." Dazu zählt die Einhaltung der Corona-Regeln ebenso wie die Hilfe bei der Nachverfolgung von Kontaktketten. Mehr als 100 Personen sind sieben Tage pro Woche damit beschäftigt, die Kontakte nachzuverfolgen.

Die Ressourcen wurden deutlich verstärkt, im Einsatz sind neben Mitarbeitern des Landratsamtes auch Bundeswehrsoldaten und ein Callcenter. Trotzdem sagt Clarissa Voigt: "Wir erwischen nicht mehr jeden Kontakt." Allein am vergangenen Freitag beispielsweise habe es 72 neue Corona-Fälle im Landkreis gegeben, zum Teil mit dreistelligen Kontaktliste. "Es wird immer schwieriger", betont die Abteilungsleiterin. Zumal die Bereitschaft der Menschen nachlasse, sich an Regeln zu halten. Von einer Hochzeitsfeier mit 150 Gästen beispielsweise wurde das Virus in Firmen, Schulen und Verein getragen.


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Die meisten Fälle nach privaten Feiern

Waren Anfang September hauptsächlich Reiserückkehrer für den Anstieg der Zahlen verantwortlich, treten inzwischen die meisten Fälle im Umfeld von privaten Feiern auf. Daraus leitet sich die Maßnahme ab, Veranstaltungen generell bis auf Weiteres auf 50 Teilnehmer zu beschränken. Mehr als 3000 Menschen befinden sich derzeit im Landkreis in Quarantäne.

Wer Kontakt zu einer mit Covid-19 infizierten Person hatte, beispielsweise 30 Minuten in einem schlecht belüfteten Raum ohne direktes Gespräch miteinander verbracht hat oder 15 Minuten in einer Gesprächssituation war, muss sich 14 Tage in häusliche Quarantäne begeben. Die wird vom Gesundheitsamt angeordnet, nicht von einem Sachbearbeiter allein. Bei der Entscheidung sei man verhältnismäßig streng: "Es ist unsere Aufgabe, die Bevölkerung zu schützen", sagt Gesundheitsamtsleiter Dr. Thomas Schell. Momentan sei nicht die Zeit, Vorgaben zu lockern. Das Ende der Pandemie sei nicht absehbar.

Keine Alternative zur Schulschließung

Deswegen habe es auch keine Alternative zur Schließung der Hans-Sauter-Schule in Leingarten gegeben. Ein Kind hatte nach eine Infektion noch einige Zeit die Schule besucht, die Kontaktkette sei diffus gewesen. "Da mussten wir konsequent handeln", sagt Clarissa Voigt.

Konsequent ist auch der Umgang mit Infektionen in Flüchtlingsheimen. Alle Infektionsfälle werden deshalb in der Unterkunft in Brackenheim untergebracht, dort sei räumlich die Abgrenzung eines Stockwerks möglich. Damit erklärt sich auch die hohe Zahl der Infektionen in Brackenheim, aktuell gibt es dort mit 27 Patienten die meisten Fälle im Landkreis.


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Kommentare

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Margit Seitz am 31.10.2020 09:37 Uhr

Hätte man schon im Sommer auch asymptomatische Menschen getestet, wären sehr viele Infektionen erkannt worden, die Infizierten wären in Quarantäne geschickt worden und die Infektionszahlen aus der "Dunkelziffer" wären gesunken.
Die asymptomatischen Fälle sind vornehmlich bei den Jüngeren zu finden und die Jüngeren feiern mehr als die Älteren. Man hätte also durch das Testen von asymptomatischen Menschen gerade den Personenkreis erfasst, der jetzt vermehrt für neue Infektionen sorgt.
Wieso hätte man nicht vorschreiben können, dass alle Feiern angemeldet werden mit der Vorgabe, dsas die Teilnehmer zuvor getestet werden?
Das wäre natürlich umfangreich gewesen. Aber zu warten, bis die Infektionszahlen im Herbst und Winter so gigantisch steigen, ist m. E. die schlechtere Lösung.
Denn je früher man eingreift, umso weniger Schaden entsteht. Darunter verstehe ich gesundheitliche Schäden, aber auch die finanziellen Schäden für den Steuerzahler:
Denn die Krankheitskosten, das Krankengeld, Kosten für Kurzarbeit, Arbeitslosengeld, Hartz-IV, Frühverrentungen, Kosten des Lockdowns, etc. zahlen wir alle und die Jüngeren werden davon mehr bezahlen als die Älteren. Denn die Älteren werden es zum Teil nicht mehr erleben ...

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