Überraschende Ergebnisse: So stehen die Chancen für die Zabergäubahn
Wie wirtschaftlich ist es, die Zabergäubahn wiederzubeleben? Die lange erwartete Studie zur Strecke zwischen Lauffen und Zaberfeld liegt vor. Das Ergebnis liegt der Heilbronner Stimme exklusiv vor.
In der Region gibt es mehrere Strecken, die zum Teil vor Jahren stillgelegt wurden und die möglicherweise wieder ausgebaut werden. Zuletzt stand die Bottwartalbahn im Fokus, bei der es ein weiter Weg wird, weil gar keine Trasse mehr vorhanden ist. Da sieht es bei der Zabergäubahn anders aus, und jetzt gibt es exklusive Informationen zum Fortgang des Projekts.
Grund zur Freude für alle Freunde der Zabergäubahn: Nach Stimme-Informationen erreicht die Reaktivierung der Strecke je nach Variante einen Kosten-Nutzen-Faktor von 1,42 oder sogar 1,94. Das sind überragende Werte, die dem Projekt Rückenwind geben müssen. Bei der sogenannten Standardisierten Bewertung wird geprüft, wie wirtschaftlich Infrastrukturmaßnahmen sind. Maßgabe ist, dass jeder für Betriebskosten und Unterhalt anfallende Euro mindestens einen Euro volkswirtschaftlichen Nutzen bringen muss. Hier war die Zabergäubahn 2018 noch durchgefallen. Warum jetzt der enorme Sprung?
Bewertungskriterien wurden geändert
Der Gesetzgeber hat die Bewertungskriterien geändert. So spielen etwa Klimaaspekte eine deutlich wichtigere Rolle. Das macht es wahrscheinlicher, dass stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert werden. "Die Kriterien spielen natürlich auch bei der Zabergäubahn eine große Rolle", sagt der Bahnexperte Gerhard Schnaitmann gegenüber der Stimme.
Diese Varianten für die Zabergäubahn wurden untersucht
In dem Gutachten, das unserer Redaktion vorliegt, geht das Fachbüro von einem Stadtbahnverkehr von Zaberfeld über Heilbronn nach Neckarsulm aus. Verkehren die Bahnen nur in der Hauptverkehrszeit im Halbstunden-Takt und sonst nur jede Stunde, ergibt sich der Wert von 1,42. Noch besser steht das Projekt da, wenn der 30-Minuten-Takt die Regel ist und nur in Randzeiten am Abend oder an Wochenenden ausgedünnt wird. Dann ist der Nutzen mit einem Wert von 1,92 annähernd doppelt so hoch wie der Aufwand - ein sehr guter Wert.
Deutsche Bahn soll Strecke behalten
Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass die Bahn das Nahverkehrsangebot attraktiver machen würde. Zwischen 2110 und 2660 zusätzliche Passagiere täglich wären demnach zu erwarten. Die Kosten für den Bau werden auf knapp 86 Millionen Euro geschätzt. Dabei gehen die Experten davon aus, dass die Deutsche Bahn weiterhin Eigentümerin der Strecke bleibt. Die Trasse gibt es noch, wenn auch keine Schienen mehr. Es war diskutiert worden, dass die Bahn die Strecke abgibt und ein kommunaler Zweckverband übernimmt. Das hätte den Vorteil gehabt, dass zu weniger strengen Vorgaben als dem Bahnstandard hätte gebaut werden können - und damit günstiger.
Kritischer Punkt offenbar abgeräumt
Ein Knackpunkt war auch das Stellwerk in Lauffen, das digitalisiert werden muss. Hier war die Sorge, dieser Punkt würde zum Mühlstein am Hals des Projekts werden, wenn man die Kosten von 25 Millionen Euro noch draufschlägt. Jetzt geht man davon aus, dass dieser Posten über das Programm "Digitale Schiene Deutschland" vom Bund finanziert wird.
Gemeinderäte sind am Zug
Nachdem die Standardisierte Bewertung unter Dach und Fach ist, werden sich voraussichtlich im Herbst die kommunalen Gremien mit dem Projekt beschäftigen. Gemeinderäte jeder beteiligten Kommune müssen zustimmen, das gilt keinesfalls als gesichert. Zuletzt zeigte das Beispiel Bad Rappenau, dass eine Zustimmung kein Selbstläufer ist. Der Gemeinderat dort hatte die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn im Kraichgau zunächst abgelehnt, dann aber nach langen Diskussionen doch grünes Licht gegeben.