Fernverkehr für die Region Heilbronn-Franken abgefahren
Auf der Schiene sieht es in der Region weiterhin mau aus. Die Bahn hat kein Interesse, Verbesserungen umzusetzen. Ein Grund: Das geringe Fahrgastaufkommen. Der Regionalverband Heilbronn-Franken setzt deshalb auf Verbesserung der Regionallinien.
Die Region Heilbronn-Franken gehört auch in Zukunft nicht zu den priorisierten Räumen was den Schienenverkehr anbelangt. Schwarz auf weiß konnten die Mitglieder des Regionalverbands bei ihrer Sitzung in Lauffen nachlesen, dass die Deutsche Bahn auch in den kommenden Jahrzehnten kein großes Interesse daran hat, sowohl den Personen-, als auch den Güterverkehr entscheidend zu verbessern.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen vielmehr seit Jahren auseinander. So hatte die Deutsche Bahn 2015 ein "Fernverkehrskonzept für Metropolen und Regionen" vorgestellt, mit dem sie mit neuen IC-Linien insbesondere Zentren ohne Fernverkehrsanschluss in das Fernverkehrsnetz einbinden wollte. Darin wurde für 2028 auch die neue Linie Stuttgart - Heilbronn - Würzburg - Bamberg avisiert.
Region erfüllt die Erwartungen der Bahn nicht
Wie die Heilbronner Stimme bereits im Mai exklusiv berichtet hatte, wird diese Verbindung seitens der Bahn nicht mehr verfolgt. Wie Christof Krämer bei der Vollversammlung des Regionalverbands nunmehr sagte, spreche die wirtschaftliche Gesamtbewertung gegen die Strecke: "Der aktuelle Entwurf des Deutschland-Takt-Konzepts erfüllt die Erwartungen für die Region Heilbronn-Franken nicht", erklärte der Stellvertreter des Verbandsdirektors die Faktenlage.
Bahn investiert in ihre wichtigen Strecken
So sei mit der Einführung des Deutschland-Taktes die Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Personenverkehr bis 2030 verbunden gewesen. Für die Region eine nicht zu erfüllende Vorgabe. Zudem will die Bahn mehr als 130 Milliarden Euro in die Optimierung ihrer wichtigsten Strecken im Personen- und Güterverkehr investieren.
Wie in der Sitzung in der Lauffener Stadthalle deutlich wurde, muss in der Region der Schwerpunkt stärker auf die Verbesserung des Regionalverkehrs und die Optimierung der Anbindungen an die umliegenden Fernverkehrsknoten gelegt werden. Neben der Neigetechnik soll folgenden Aspekten Gewicht eingeräumt werden, wobei Christof Krämer passend anmerkte: "Auch hier bedarf es eines langen Atems:
Integration: Klare Taktstrategie in allen Systemen des öffentlichen Verkehrs.
Verknüpfung: Klare Definition von Zielfahrzeiten zu den Fernverkehrsknoten.
Modernisierung: Elektrifizierung der Hohenlohebahn im Abschnitt Öhringen - Schwäbisch Hall-Hessental.
Flaschenhals: Auflösung des Engpassproblems Heilbronn - Bad Friedrichshall.
Verbindungskurve: Schaffung eines Übergangs von der Frankenbahn auf die Hohenlohebahn in Heilbronn für den künftigen Schienengüterverkehr.
Flickwerk: Beseitigung der Engstelle bei Möckmühl-Züttlingen.
Serviceangebot: Flächendeckender 30-Minuten-Takt im Schienenpersonenverkehr.
Kein Interesse an Forum "Schienenverkehr"
"Der Zustand des Schienenverkehrs in der Region ist trotz Milliardeninvestitionen unbefriedigend", merkte Johannes Müllerschön (Offenau) an. Alle Anstrengungen des Regionalverbands in Sachen Mobilität seien verpufft, so der Sprecher der Fraktion Grüne, ÖDP, Linke. Müllerschön regte deshalb die Gründung einer Interessengemeinschaft "Schienenverkehr" an. "Das bringt uns nicht weiter", antwortete Joachim Scholz. Vielmehr müsse die Bahn, so der Verbandsvorsitzende, ihren Service vor allem in Sachen Pünktlichkeit verbessern.
Markus Herrera Torres, SPD-Verbandsrat und OB in Wertheim, appellierte an die Verbandsverwaltung und seine Kollegen, bei der Bahnproblematik "die gesamte Region im Blick zu haben und nicht nur den Raum Heilbronn". Für den Bad Friedrichshaller Hanspeter Friede, Chef der SPD-Fraktion, ist alles ernüchternd: "Der Fernverkehr ist für die nächsten 20 Jahre abgefahren."
Geschlossenheit ist wichtig
Landrat Norbert Heuser (CDU) und der FDP-Fraktionssprecher Nico Weinmann (Heilbronn) mahnten zur Geschlossenheit: "Sonst finden wir kein Gehör in Berlin." Weinmann hört dagegen "durchaus vielversprechende Signale bei der Frankenbahn". Er sagte aber auch: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben."
Einzelvorhaben der Bahn zwischen Eppingen und Wertheim
In der Region Heilbronn-Franken sind derzeit verschiedene Projekte und Analysen zum Schienenverkehr in Arbeit. Dabei stehen vor allem Machbarkeitsstudien zu möglichen Reaktivierungen von Schienenstrecken, aber auch Verbesserungen der Lage auf bestehenden Strecken im Vordergrund. Dabei handelt es sich um folgende Vorhaben:
- Frankenbahn: Machbarkeitsstudie, Fernverkehr, Verlängerung Probebetrieb Osterburken - Lauda.
- Reaktivierung Heilbronn - Marbach.
- Reaktivierung Zabergäubahn.
- Krebsbachtalbahn Neckarbischofsheim - Obergimpern - Bad Rappenau.
- Zweigleisiger Ausbau der S-Bahn zwischen Leingarten und Schwaigern.
- Tauberbahn.
- Elektrifizierung Hohenlohebahn/Reaktivierung Kochertalbahn. Ergebnisse hierzu werden in Kürze erwartet, liegen aber noch nicht vor.
- Murrbahn.
- Reaktivierung Strecke Blaufelden - Langenburg.
- S-Bahn Nürnberg - Crailsheim.


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