Stadt- und Landkreis Heilbronn: Digitale Kfz-Zulassung wird kaum genutzt
Weniger als ein Prozent der Kfz-Zulassungen in Stadt- und Landkreis Heilbronn werden per Mausklick erledigt. Zuspruch findet die neue Terminvergabe, die seit August nur noch online möglich ist. Trotzdem kommen viele Besucher ohne Termin.

Die Rufe werden immer lauter, Verwaltungsvorgänge zu digitalisieren und damit zu vereinfachen. Bei der Kfz-Zulassung ist das bereits seit einiger Zeit möglich. Doch offensichtlich nutzt kaum ein Kunde das Online-Angebot des Landratsamts und der Stadt Heilbronn.
Von Jahresbeginn bis Ende Juli wurden für den Bereich der Stadt gerade einmal 126 Online-Vorgänge verzeichnet. Das sind laut Monika Baumann, Leiterin des Bürgeramts, nicht einmal ein Prozent des Gesamtaufkommens. Daher haben die 15 Mitarbeiter - ab September sind es 16 - an den neun Zulassungsschaltern in der Lerchenstraße noch reichlich Frequenz. Durchschnittlich bis zu 95 Kunden werden hier pro Tag vorstellig.
Digitale Kfz-Zulassung hat bis zu 800 Vorgänge am Tag zu bearbeiten
Nicht viel anders sieht das Verhältnis bei der dort ebenfalls angesiedelten Zulassungsstelle des Landkreises aus: Im Juli verzeichnete die Behörde gut 12.600 Vorgänge vor Ort und 135 über die "internetbasierte Kfz-Zulassung" (iKfz). Pro Tag fallen hier zwischen 600 und 800 Vorgänge rund um die An-, Um- oder Abmeldung an, bilanziert die Sprecherin des Landratsamts, Lea Mosthaf auf Anfrage unserer Redaktion.
Ein deutlich positiveres Fazit ziehen beide Behörden dagegen für die Terminvergabe, die seit Anfang August sowohl für den Stadt- als auch für den Landkreis Heilbronn ausschließlich online möglich ist. Das Konzept werde "von der Kundschaft positiv aufgenommen", ist Monika Baumann überzeugt. Auch die Übergangsfrist sei gut verlaufen.
Security unterstützt bei der Terminbuchung vor Ort
Man habe die Security-Mitarbeiter entsprechend geschult, um die Kunden vor Ort unterstützen zu können. Sie verteilen auch die neuen Visitenkarten mit Informationen und einem QR-Code zur Terminbuchung und übernehmen am Touchscreen spontane Buchungen, falls noch Termine verfügbar sind. "In den ersten beiden Wochen stellten wir noch jeweils eine Auszubildende für nicht informierte Kunden zur Hilfestellung bei der Terminbuchung zur Seite", so Baumann. Zudem standen Mitarbeiter zum Start der Umstellung im Wartezelt als Ansprechpartner parat. An der Zulassungsstelle der Stadt wartet man laut Monika Baumann im Schnitt 23 Minuten. "Hier hoffen wir auf eine deutliche Verbesserung bei Vollbesetzung und nach Einarbeitung der neuen Mitarbeiterinnen."
Für den Landkreis konnten die Wartezeiten durch die Online-Terminvergabe "an den meisten Tagen deutlich reduziert werden", sagt Lea Mosthaf. "Leider kommen noch immer durchschnittlich ein Viertel der Besucher ohne Termin." Das erschwere eine Optimierung der Wartezeiten, da das tägliche Arbeitsaufkommen dadurch nicht planbar sei. Der Kreis versuche aber, einen Termin anzubieten, der vor Ort gebucht werden kann. Ansonsten verweise man auf die Einwurfzulassung: Kunden geben ihre Unterlagen ab und werden benachrichtigt, wenn die Papiere bearbeitet wurden.
Starke Schwankungen erschweren die Planung im Landkreis Heilbronn
Auch beim Landkreis hängt die Zahl der Termine, die angeboten werden können, stark vom gebuchten Vorgang und dessen Dauer sowie dem verfügbaren Personal ab. Seit der Umstellung auf die Online-Vereinbarung wurden bisher 4300 Termine angeboten, 1157 Kunden haben gebuchte Zeitfenster wieder abgesagt. Personell will man auch bei der Zulassungsstelle des Kreises nachbessern. Aktuell sind dort 42 Mitarbeiter in Teil- beziehungsweise Vollzeit beschäftigt, sechs Stellen sind ausgeschrieben.
Die städtischen Zulassungsdienste vergeben derzeit täglich zwischen 20 und 80 Termine. Auch hier kämen laut Monika Baumann noch etliche Kunden ohne Termin. Durchschnittlich zehn solcher "Spontankunden" könnten pro Tag bedient werden, im Schnitt würden täglich 15 bis 50 Termine zusätzlich freigeschaltet. "Wenn alles ausgereizt ist, müssen Kunden auch einmal weggeschickt werden", betont Baumann.
Kein Warten mehr auf Unterlagen in der Post
Zum 1. September starten die Zulassungsstellen von Stadt und Landkreis mit Stufe vier des iKfz-Systems - und erhoffen sich davon einen Anstieg bei den Online-Zulassungen. Denn dann ist für die Anmeldung eines Vorgangs nicht länger der digitale Personalausweis nötig, sondern es reicht auch das Elster-Zertifikat, das auch für die Steuererklärung benötigt wird. Dann entfällt auch die Wartezeit, bis die Papiere mit der Post kommen. Mit einem ausgedruckten Bescheid können Fahrzeuge direkt nach Abschluss der Online-Zulassung genutzt werden. Mit iKfz Stufe 4 können erstmals auch juristische Personen, also etwa Autohäuser, Versicherungen oder Automobilclubs, Zulassungsvorgänge über die Portale abwickeln.