Heilbronner Kfz-Zulassungsstellen arbeiten künftig nur noch mit Termin
Bessere Planung, mehr Flexibilität, weniger Wartezeiten: Die Zulassungsstellen von Stadt und Landkreis Heilbronn stellen zum 1. August ihr System um. Ein Besuch ist dann nur noch mit einem vereinbarten Termin möglich.

Menschenschlangen, zum Teil lange Wartezeiten, genervte Kunden und Mitarbeiter im Dauerstress - das soll künftig bei den Zulassungsstellen von Stadt und Landkreis Heilbronn der Vergangenheit angehören. Denn ab dem 1. August ist ein Besuch in der Heilbronner Lerchenstraße nur noch nach vorheriger Terminbuchung möglich. Beide Stellen versprechen sich von der Umstellung mehr Flexibilität, Kundennähe und eine bessere Planungssicherheit.
Die Onlinebuchung soll von unterwegs oder von zu Hause aus möglich sein und nur wenige Minuten dauern, sagt Thomas Maier, Dezernatsleiter Staatliche Verwaltung beim Landratsamt zum "Schulterschluss" von Stadt und Landkreis. Termine könnten bis zu drei Wochen im Voraus gebucht werden, zusätzlich werden in der Regel tagesaktuell weitere Termine freigeschaltet. Daher bestehe generell die Möglichkeit, dass man auch kurzfristig noch einen Termin bei der Zulassungsstelle bekommt. Außerdem würden laut Maier die Kunden optimiert an die Sachbearbeiter vermittelt. Das soll für eine effizientere Verteilung der täglich bis zu 250 privaten Anträge im Kreis und 90 bei der Stadt sorgen.
Verständnis für Unmut der Kunden der Zulassungsstelle
"Die Situation an der Zulassungsstelle ist aktuell nicht gut", räumt die Heilbronner Bürgermeisterin Agnes Christner ein, "weder für die Kunden, noch für unsere Mitarbeiter." Sie verstehe den Unmut der Menschen, wenn schon früh keine Termine mehr zu bekommen seien. Über das neue System ließe sich die Vergabe besser steuern, zeigt sich Christner optimistisch, dass auch die Wartezeiten deutlich reduziert werden können.
Je nach Art des Vorgangs, der zu erledigen ist, soll dann ein Besuch in der Lerchenstraße im Idealfall nach fünf bis zehn Minuten erledigt sein. Denn in die Eingabemaske zur Terminvergabe wird künftig bereits abgefragt, ob es beispielsweise um eine Zulassung, eine Abmeldung oder eine Einfuhr aus dem Ausland geht. Da der entsprechende Aufwand für den einzelnen Vorgang so bereits im Vorfeld bekannt ist, sollen die jeweiligen Zeitfenster genauer definiert und bei der weiteren Terminvergabe berücksichtigt werden können.
Tagesaktuelle Vergabe soll für mehr Flexibilität sorgen
Alles in allem soll die Terminvereinbarung auch für die Sachbearbeiter mehr Flexibilität ermöglichen. "Termine können tagesaktuell vergeben werden, je nach Besetzung sind dann auch mal spontane Vergaben möglich", so Agnes Christner. Aktuell ist die Personalsituation indes nach wie vor angespannt, von den 36 Stellen im An- und Ummeldebereich beim Landkreis sind derzeit fünf unbesetzt. Aus Seiten der Stadt sind in diesem Bereich 16 Mitarbeiter beschäftigt, davon elf mit Kundenkontakt.
"Das Thema Unterbesetzung ist ein großes Problem", sagt Monika Baumann, Leiterin des Bürgeramts der Stadt Heilbronn. Man versuche durchaus, Engpässe auszugleichen und habe in der Vergangenheit um zwei Kräfte aufgestockt.
Mit Anlaufschwirigkeiten wird gerechnet
Dass die Umstellung auf reine Terminvergabe eventuell nicht ganz unfallfrei über die Bühne gehen wird, kalkulieren die Verantwortlichen bei Stadt und Landkreis bereits ein, beide Ämter haben sich etwa bei ihrer Urlaubsplanung auf die Einführung des neuen Systems eingestellt. Vor allem zu den Stoßzeiten im Frühjahr oder an Brückentagen soll unter Vollbesetzung gearbeitet werden. "Auch bei der Umstellung auf Terminvergabe im Rathaus gab es Anlaufschwierigkeiten", weiß Baumann. "Der Bürger ist eben gewohnt, dass er kommen kann, wann er will", so die Bürgeramtsleiterin.
Ab dem 1. September werden Stadt und Landkreis dann auch das so genannte i-Kfz-Verfahren der Stufe vier einsetzen. Damit können Fahrzeughalter ihre Vehikel dann digital von unterwegs oder dem heimischen Sofa aus an-, ab- und ummelden sowie Führerscheine digital beantragen. Mit der Vorgängerversion dieses Programms hatte der Landkreis im Frühjahr ein Pilotprojekt gestartet. Mit der nächsten Stufe muss ein Fahrzeughalter dann auch nicht mehr warten, bis der Kfz-Schein mit der Post bei ihm eintrifft, sondern kann mit einer digitalen Bescheinigung direkt losfahren. "Diese Bescheinigung ist zehn Tage gültig. Bis dahin sollte der Fahrzeugschein zugestellt worden sein", so Dezernatsleiter Thomas Maier.
Für die digitale An-, Ab- und Ummeldung ist ab September auch der digitalisierte Personalausweis nicht mehr notwendig. Dann reicht dafür die Elster-Authentifizierung des Finanzamtes, wie man sie von der digitalen Steuererklärung kennt. Auch Autohäuser und Gewerbetreibende sollen ab September Fahrzeuge digital bei der Zulassungsstelle an-, um- und abmelden können.
Zelt wird bis Oktober abgebaut
Weil es künftig nicht mehr gebraucht wird, soll bis zum Oktober das Wartezelt vor der Zulassungsstelle abgebaut werden. Die Security-Mitarbeiter bleiben dagegen als erste Ansprechpartner für die Kunden vorerst angestellt.
Termine für die Zeit nach dem 1. August können ab sofort bei beiden Zulassungsstellen vereinbart werden. Bürger, die partout nicht die Möglichkeit haben, sich online oder telefonisch einen Termin geben zu lassen, sollen auch nach dem 1. August aber nicht außen vor bleiben: "Wir werden sicherlich niemanden draußen stehen lassen", betont Dezernatsleiter Thomas Maier vom Landratsamt, "das System lässt Ausnahmen zu."