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Dämpfer für den in Heilbronn geplanten Moschee-Neubau

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Der Bauausschuss empfiehlt in nichtöffentlicher Sitzung dem Heilbronner Gemeinderat, Anträge der Verwaltung für den Bau einer Moschee an der Weinsberger Straße abzulehnen. Entstehen soll neben der Moschee ein Kulturzentrum mit Geschäften, Lokalen und einer Schule.

Das bestehende Gebäudeensemble mit Moschee, das der Ditib gehört, soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Das bestehende Gebäudeensemble mit Moschee, das der Ditib gehört, soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.  Foto: Seidel, Ralf

Der Bau des geplanten Kulturzentrums mit Moschee durch die türkisch-islamische Gemeinde Heilbronn (Ditib) an der Weinsberger Straße beschäftigt wieder die Heilbronner Kommunalpolitik. In nichtöffentlicher Sitzung haben nach Stimme-Informationen am Dienstag die Mitglieder des Bauausschusses mit acht zu fünf Stimmen die Aufstellung des sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplans "Kulturzentrum Weinsberger Straße" abgelehnt. Vorgesehen ist, das bestehende Gebäudeensemble mit Moschee, das der Ditib gehört, abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Bedenken wegen Verkehr und Städtebau-Aspekten

Diese Entscheidung ist eine Empfehlung an den Gemeinderat, der wie berichtet im April 2021 die Bauanträge der Verwaltung mehrheitlich abgelehnt hatte. Die Bedenken beruhten damals im Wesentlichen auf der Sorge eines erhöhten Verkehrsaufkommens in diesem Bereich gepaart mit fehlenden Parkmöglichkeiten sowie auf der Befürchtung, das Kulturzentrum mit Moschee füge sich nicht in die Stadtstruktur ein.

Verkehrsplaner erwarten keine Probleme

Diese Bedenken hatte die Verwaltung zum Anlass genommen, sie gutachterlich untersuchen zu lassen. Was den Verkehr anbelangt, kommen die SHP Ingenieure aus Hannover zu dem Schluss, dass "selbst zu Zeiten mit der größten Belegung der umliegenden Parkhäuser eine verfügbare Kapazität von etwa 200 Stellplätzen vorhanden ist". Die auf dem Ditib-Gelände geplante Tiefgarage hat 41 Stellplätze. Sie stehen ausschließlich den Gemeindegliedern und den Mietern des Zentrums zur Verfügung.

 


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Bei der städtebaulichen Betrachtung des Kulturzentrums kommt Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, zu folgenden Erkenntnissen:

Umgebung: Das vorgeschlagene Bauwerk fügt sich gut in die Umgebung ein. Trotz der höheren Baumassen ergibt sich eine städtebauliche Aufwertung.

Orientierung: Städtebaulich wirkt das schachtförmige Minarett im Innenhof fremd.

Ornamente: Die Fassadenverkleidung mit filigranem Ornament wirkt vermittelnd. Es wird jedoch eine Qualitätskontrolle durch Bemusterung empfohlen.

Gebaut werden soll ein L-förmiges Gebäude

Entstehen soll einmal nach den Plänen der Müller-Architekten Heilbronn ein L-förmiges Gebäude mit vier Vollgeschossen und einer Kuppel. Im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant mit 45 Sitzplätzen, ein Reisebüro, eine Bäckerei, ein Veranstaltungssaal sowie das Vereinslokal für Männer, das Platz für 73 Personen bietet.

 


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Auch rituale Waschungen werden gelehrt

Im ersten Obergeschoss befinden sich ein Schulungsbereich mit sechs Räumen, eine Bibliothek, Sanitäranlagen, in der die ritualen Waschungen gelehrt werden, ein Lehrerzimmer sowie Büroflächen, die extern angemietet werden können. Betreut werden die Schüler von den Imamen. Im Koran haben sie die Bedeutung von "Vorsteher, Vorbild, Richtschnur, Anführer".

Wohnungen befinden sich im dritten Obergeschoss

Die zweite Etage dient hauptsächlich dem Gebet der Männer. Der Gebetsraum wurde Richtung Mekka orientiert. Im dritten OG befinden sich der Frauenbereich (40 Personen) sowie eine Zwei- und eine Dreizimmerwohnung.

Die Kuppel wird nachts beleuchtet

Ähnlich wie das Minarett ist auch die Kuppel ein wichtiges Element der Moschee und des Kulturzentrums. Sie tritt in der Dachfläche als flache Wölbung hervor. Bei Nacht wird sie beleuchtet und steigert so die Präsenz im Straßenraum.

 


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Die Visualisierung zeigt neben zwei bestehenden Gebäuden den Moschee-Neubau. Er wäre 16,90 Meter hoch, die Kuppel weitere 4,15 Meter. Zu Füßen des 28 Meter hohen Minaretts ist ein kleiner Innenhof geplant. Von der Weinsberger Straße her zweigt die Tiefgaragen-Zufahrt ab.
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Ein Saal für 255 Personen

Das Kulturzentrum ist täglich von 5 bis 24 Uhr geöffnet. Der Multifunktionssaal im Erdgeschoss wird zwei bis drei Mal pro Woche für Vereinsfeste und Vortragsveranstaltungen genutzt. Die Kapazitäten reichen je nach Bestuhlung für 210 bis 255 Personen.

Andrang wird vor allem zum Freitagsgebet erwartet

Die Verweildauer bei einem Gebet beträgt etwa 30 Minuten. Gebetszeiten sind: Fajr (Morgendämmerung), Shuruq (Sonnenaufgang), Dhuhr (Mittag), Asr (Nachmittag), Maghrib (Sonnenuntergang) und Isha (Nacht). Die maximale Auslastung der Moschee mit rund 500 Personen wird während des Freitagsgebets, das etwa eine Stunde dauert, und an zwei Feiertagen im Jahr erwartet.


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