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Zwei Trassenverläufe
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Bottwartalbahn: Entscheidung des Heilbronner Kreistags mit Spannung erwartet

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Der Heilbronner Kreistag diskutiert am Montag zur Wiederbelebung der Bottwartalbahn. Die Entscheidung ist wegweisend, denn im Landkreis konkurrieren zwei Trassenverläufe.

Zukunftsvision: Eine Stadtbahn im Bottwartal vor Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld.
Zukunftsvision: Eine Stadtbahn im Bottwartal vor Burg Lichtenberg bei Oberstenfeld.  Foto: Montage: Knupfer

Der Heilbronner Kreistag trifft am Montag eine weitreichende Entscheidung zum künftigen Nahverkehr in der Region: Die Bottwartalbahn soll wiederbelebt werden, dabei konkurrieren im Landkreis zwei Trassenverläufe. Wir haben alle wichtigen Fragen vor der wegweisenden Abstimmung.

Diskussion im Heilbronner Kreistag: Was ist die Bottwartalbahn überhaupt?

Es handelt sich um eine Bahnlinie, die Marbach mit Heilbronn verband, aber schon vor Jahrzehnten nach und nach aufgegeben wurde. Mittlerweile gibt es nur noch wenige Schienenreste und Bauwerke, die an die Bahn erinnern, etwa die imposante Brücke bei Murr im Landkreis Ludwigsburg. Eine sogenannte gewidmete Trasse, bei der Flächen für Schienen freigehalten werden, gibt es nicht mehr. Das macht die Reaktivierung komplizierter als etwa im Zabergäu, wo ebenfalls über eine Renaissance der Bahn diskutiert wird. 

Wie stehen die Chancen für eine Reaktivierung der Bottwartalbahn?

Experten sagen: Die Chancen stehen so gut wie nie. Solche Projekte müssen wirtschaftlich realisierbar sein. Hierfür wurden die Berechnungsmethoden geändert, Umweltaspekte spielen eine größere Rolle. Das brachte allen vier untersuchten Varianten einen Kosten Nutzen-Faktor zwischen 1,54 und 1,9. Das sind hervorragende Werte.


Welche Trassenvarianten gibt es?

Im Landkreis Ludwigsburg verfolgt man den historischen Verlauf zwischen Marbach und Beilstein, danach wird es im Landkreis Heilbronn kompliziert. Eine Hauptvariante (Nummer 1) umfasst die frühere Strecke durch das Schozachtal über Ilsfeld und Talheim nach Heilbronn. Alternativ dazu könnte die Bahn weiter östlich über Untergruppenbach und Abstatt führen (Variante 3). Abwandlungen hiervon sind ein Schlenker direkt zum Bosch-Werk in Abstatt (Nummer 2) und eine Trasse, die östlich verläuft, dann aber vor Heilbronn noch Flein mitnimmt (Variante 4).

Haben alle vier dieselben Chancen?

Nein. Wie die Heilbronner Stimme schon vorab berichtete, sind die Varianten 2 und 4 aus dem Rennen. Für beide liegt die Kostenschätzung bei rund 460 Millionen Euro, das ist deutlich mehr als die 360 oder 387 Millionen bei den Optionen 1 und 3. Die Anbindung von Bosch ergibt zwar eine hohe Wirtschaftlichkeit, die Gleise würden dann aber den Abstatter Bürgerpark durchschneiden. Die Verwaltung des Landkreises empfiehlt dem Gremium, sich zwischen 1 und 3 zu entscheiden und die beiden anderen zu verwerfen. Es geht also am Montag im Wesentlichen um die Frage: linksrum oder rechtsrum? 

Wie sind die Argumente?

Bemerkenswert ist, dass alle möglichen Anrainerkommunen die Bahn wollen. Alle haben gute Argumente. Für die Schozachtalstrecke spricht ein höherer Kosten-Nutzen-Faktor, hier werden den Berechnungen zufolge mehr Pkw-Fahrten vermieden. Die Gemeinden im Schozachtal argumentieren, die Bahn käme "direkt zu den Menschen". In Talheim führt die Trasse mitten durch den Ort. Die Ost-Trasse ist kürzer und hat vor allem einen Vorteil: Sie bedient die Standorte der Großunternehmen Magna und Bosch mit zusammen bis zu 7000 Beschäftigten. Hier ist allerdings unwägbar, wie sich die Standorte bis zur Realisierung einer Bahn entwickeln und wie sich der Homeoffice-Trend auswirkt. 

Wie positioniert sich die Stadt Heilbronn?

Die Stadt hat sich im Vorfeld zurückgehalten. In einem Brief von OB Harry Mergel heißt es, die Varianten 1 und 3 könnten an das städtische Verkehrsnetz angeschlossen werden, wobei Nummer 1 "leichte Vorteile" habe. Grund: Eine Bahn, die aus dem Schozachtal einbiegt, erschließt den Stadtteil Sontheim besser und ermöglicht eine direkte Anbindung des dortigen Campus der Hochschule. 

Wie haben sich die Fraktionen im Kreistag positioniert?

Alle betonen, das Rennen zwischen den Optionen 1 und 3 sei völlig offen, letztlich gehe es um eine politische Entscheidung. Diese Woche haben Vertreter der Gemeinden in mehreren Fraktionen noch einmal ihre Standpunkte vorgetragen. 

Wird die Bahn in jedem Fall kommen?

Das ist nicht ausgemacht. Mit der Variante, für die sich der Kreistag entscheidet, geht es in die weitere Planung. Dann wird bei einer sogenannten Standardisierten Bewertung abermals die Wirtschaftlichkeit abgeklopft, Zuschüsse müssen beantragt werden. Eine Realisierung ist vor den 2030er-Jahren nicht realistisch. 

Wo gibt es weitere Informationen?

Die Stellungnahmen aller Gemeinden sind hier im Ratsinformationssystem des Kreistags hinterlegt.

Wann und wo tagt der Kreistag?

Die Sitzung beginnt am Montag um 14 Uhr in der Reblandhalle in Neckarwestheim. 

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