Zabergäubahn: Das sind die nächsten Schritte auf dem Weg zur Reaktivierung
Es gibt in der Region einige Bahnstrecken, die aufgegeben wurden und längst vergessen schienen. Seit wenigen Jahren existiert die Gegenbewegung. Die Politik setzt darauf, alten Schienenwegen zu einer Renaissance zu verhelfen, sofern das wirtschaftlich möglich ist. Zuletzt nahm die Zabergäubahn einige wichtige Hürden.

Es gibt in der Region einige Bahnstrecken, die aufgegeben wurden und längst vergessen schienen. Seit wenigen Jahren gibt es die Gegenbewegung. Die Politik setzt darauf, alten Schienenwegen zu einer Renaissance zu verhelfen, sofern das wirtschaftlich möglich ist. Zuletzt nahm die Zabergäubahn einige wichtige Hürden. Doch bis zu einer möglichen Realisierung wird es noch Jahre dauern.
Was ist die Zabergäubahn?
Die rund 20 Kilometer lange Strecke führte als Abzweig von der Bahn im Neckartal von Lauffen nach Zaberfeld-Leonbronn. In den 70er und 80er Jahren wurde sie nach und nach stillgelegt, seit 1993 ist auch der Ausflugs- und Güterverkehr eingestellt. Die Trasse gibt es noch, zum Teil liegen auch noch Schienen. Eigentümerin der Infrastruktur ist die DB Netz AG.
Warum die Kehrtwende?
Die Diskussion um eine Reaktivierung ist so alt wie die endgültige Stilllegung. Richtig Schwung kam in die Sache, als das Land 2020 eine Reaktivierungsoffensive startete und mehr als 40 Strecken im Land auf ihr Fahrgastpotenzial hin untersuchte. Die Zabergäubahn gehört mit drei anderen in der Region zu jenen, bei denen ausreichend Passagiere für einen wirtschaftlichen Betrieb erwartet werden.
Was ist zuletzt passiert?
Entscheidend für solche Projekte ist die sogenannte Standardisierte Bewertung. Anhand fixer Kriterien wird geprüft, ob ein Projekt einen Kosten-Nutzen-Faktor hat, der über dem Wert eins liegt. Ein Euro Kosten muss also mindestens einem Euro volkswirtschaftlicher Ertrag gegenüberstehen. Wie gerechnet wird, ist aber eine politische Frage. Zuletzt erhielten Umwelt- und Klimabelange mehr Gewicht, was vielen Projekten über die Hürde half. Die Zabergäubahn erhielt einen Traumwert von bis zu 1,9. Die Gemeinden entlang der Strecke, die sich an der Finanzierung beteiligen müssen, haben grundsätzlich zugestimmt. Die Kosten werden auf 120 Millionen Euro geschätzt. Auch für die Umrüstung des Stellwerks Lauffen gibt es eine Lösung. Sie soll über das Programm zur Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgart finanziert werden.
Und jetzt?
Der Ball liegt im Feld der DB Netz als Eigentümerin der Strecke, erläutert das Landratsamt Heilbronn. Das Unternehmen muss die Planung vorantreiben und bis dahin bringen, dass eine Standardisierte Bewertung als Grundlage für Finanzzuschüsse durchgeführt werden kann. Demnächst sollen Verträge zwischen Bahn und kommunaler Seite über die Planung abgeschlossen werden.
Wie lange dauert das alles, und wann fahren Züge durchs Zabergäu?
Fachleute rechnen damit, dass allein die Planung mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Wenn die Kosten feststehen, müssen sich die Gemeinderäte noch einmal mit dem Thema befassen. Eine Inbetriebnahme in diesem Jahrzehnt ist unrealistisch.
Wie sieht es bei der Bottwartalbahn aus?
Auch bei der Bottwartalbahn gibt es positive Signale. Passagierpotenzial und Kosten-Nutzen-Faktor passen. Trotzdem ist das Projekt nicht so weit gediehen wie im Zabergäu. Es gibt mehrere Trassenvarianten. Zuerst müssen sich die Kommunen auf eine davon einigen.
Im Hohenlohekreis ist die Reaktivierung der Kochertalbahn im Gespräch. Ein Teilstück der bestehenden Hohenlohebahn soll elektrifiziert werden. Wie ist hier der Stand?
Auch hier geht es langsam voran. Sowohl für die bis zu 275 Millionen Euro teure Reaktivierung der Kochertalbahn nach Künzelsau als auch für die Elektrifizierung der Hohenlohebahn zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental ist die Standardisierte Bewertung noch nicht beauftragt. Im Dezember einigten sich Kreis, Land und Kommunen bei der Kochertalbahn darauf, dass die beteiligten Akteure zunächst weniger Geld für die Planung investieren müssen. Auch die lange strittige Frage der Kostenverteilung unter den Kommunen soll bald geklärt sein. Eigentlich hatte es im vergangenen Jahr geheißen, für die Hohenlohebahn könne die Standardisierte Bewertung Anfang 2024 beauftragt werden. Dies verzögert sich: Man verhandele aktuell noch mit dem Nachbarlandkreis und mit der Deutschen Bahn, heißt es vonseiten des Hohenlohekreises. "Ziel ist, dass die Beauftragung in der ersten Jahreshälfte gemacht wird", bekundet die Pressestelle des Landkreises Schwäbisch Hall.